Der Schmirgelmann ist Nick Caves neuestes Alter Ego. Geboren aus der Idee, Texte inspiriert von mit Minimalbesetzung eingespielten, schmutzigen Rocksongs zu schreiben - anstatt wie sonst üblich "im Büro" vorzuarbeiten - führte zunächst zu der "Abattoir Blues / The Lyre Of Orpheus"-Doppel CD. Was hier dann im Studio aber noch nachträglich zu geradezu pompösen Arien aufgeblasen wurde, klingt nun, auf der vorliegenden CD, so nackt und rau, dass man das Projekt nicht unter Bad Seeds laufen lassen wollte. Cave nannte seine - im Rahmen der "Nocturama"-Scheibe und bei Solo-Auftritten auch schon live erprobte Spar-Combo (Warren Ellis, Martyn Casey und Jim Sclavunos) - "Grinderman" und lieferte ein gleichnamiges Stück als erklärende Erkennungshymne gleich mit dabei. Der Sound der Scheibe ist dabei nicht nur schmutzig und rau, sondern auch irgendwie gefährlich: Hier bewegen sich die Musikanten auf unsicherem Terrain, vermeiden eingefahrene Pfade und suchen die Herausforderung. Dazu zählt, dass Cave Gitarre spielt, Warren Ellis nur aus Geräuschgründen zur Geige greift und der Bass meistens durch Effektgeräte gejagt wurde. Die einzige Ballade des Albums, "Man In The Moon", ist zugleich auch das kürzeste Stück. Rein vom Klangspektrum ist Cave damit der Birthday Party näher als den Seeds - was den neuen Namen durchaus gerechtfertigt. Lediglich der souveräne Vortrag Caves lässt erahnen, dass der wütende Punk-Drive nicht halb so naiv ist, wie er erscheint. Hier ist jemand am Werk, der genau weiß, was er tut. Letztlich bleibt sich Cave aber auch treu - sogar seinen Charakteren: Es gab nämlich schon mal eine Alice bei Cave, die er damals noch beim auskleiden betrachtete. Heutzutage ist sie elektrisch und laut - wie der Grinderman.