Sehr tief zu graben brauchten Nick Cave und seine Mannen gar nicht, um das Grundprinzip der neuen Bad Seeds-Scheibe zu Tage zu fördern. Nachdem sich der Meister nämlich letztlich mit dem Grinderman-Projekt die Hörner abgestoßen hatte und Gefallen am spontanen Musizieren und einer direkteren Arbeitsweise gefunden hatte, geht es hier munter nach diesem Motto weiter. Allerdings weniger ruppig und wesentlich strukturierter als bei Grinderman. Dafür gibt es hier wieder richtige Songs - mit Melodiebögen und kraftvollen Refrains in bester Bad Seeds-Manier. Dennoch zeichnen vor allen Dingen Druck und Spielfreude diese Scheibe aus.
Nick verzichtet auf Piano-Sounds - dafür sorgt eine fette Hammond-Orgel für Auftrieb und auch die Gitarrenarbeit ist nicht von schlechten Eltern - obwohl anders als erwartet: Oft sorgt eine dynamisch geschrammelte Akustik-Gitarre für Aufmerksamkeit. Dafür hält sich Warren Ellis hier eher zurück. Inhaltlich hatte sich Nick die Aufgabe gestellt, etwas "neutraler" an die Sache heranzugehen, weswegen seine Lyrics dieses Mal eine Spur distanzierter erscheinen und ihn weniger als Beteiligten, denn als Beobachter erscheinen lassen. "Dig, Lazarus, Dig!!!" ist nicht unbedingt in einer Linie zu sehen mit dem Doppel-Vorgänger, sondern stellt mit seiner eher an die frühen Tage erinnernden, schroffen Energie, vielmehr eher eine neue Facette Cave'schen Schaffensdranges dar - und der scheint momentan ungebrochen, denn neben dem Grinderman-Projekt hat er ja auch noch das Soundtrack-Projekt für den Jesse James-Film eingespielt.