Wenn irgend möglich, dann ist die zweite Solo-Scheibe des Broken Social Scene-Mannes Jason Collett noch besser gelungen als sein eh schon beachtliches Debüt. Dieses Mal ohne Unterstützung seiner BSC-Kollegen, dafür aber produziert und betreut von seinem Landsmann und Songwriter-Kollegen Howie Beck, sowie mit seiner nunmehr festen Tour-Band Paso Mino und ausgesuchten Session-Cracks wie Bassist Tony Scherr im Rücken spielt Collett auf dem neuen Werk all seine Fähigkeiten als gewiefter Songwriter und Arrangeur aus. Seine Einflüsse - z.B. Dylan und die Beatles - schimmern dabei immer sympathisch durch - ohne dass das der Sache Charme oder Eigenständigkeit nähme, denn Collett agiert dermaßen souverän (auch als Sänger), dass alles genau da sitzt, wo es hingehört. So kommt es denn, dass sich jeder der 12 Songs anhört wie ein Instant-Klassiker mit jener zeitlosen Eleganz und Kompetenz, die auch nach Jahren noch einen akustischen Genuss garantiert. Auch als Storyteller hat er so einiges in Petto. Zwar schmachtet er immer noch verflossenen Liebschaften nach (Lori z.B.), wird aber auch universeller und setzt in "Angel Of Kensington" der Streetworkerin Charlyn Cowan ein Denkmal (inkl. Foto im Booklet), während er sich in "Waiting For The World" seinem im Irak entführten Freund James Loney widmet. Musikalisch ist die neue Scheibe eine Spur rockiger geraten als sein Debüt - doch nicht zum Selbstzweck, sondern um den Songs jeweils den notwendigen Kick zu verleihen, der sie aus jedweder Folkseligkeit befreit. Als vielseitiger Songwriter mit durchaus traditionellem Ansatz ist Jason Collett mit diesem Album endgültig in die Reihe der jungen Wilden (Ryan Adams oder Conor Oberst etwa) aufgeschlossen.