Mit dem nächsten Blues-Mixtape für den besten Kumpel kann Rezensent es sich mal einfach machen: "Live From Nowhere In Particular" auflegen, dezent übersteuern und "Record" drücken. Das beste live aufgenommene Blues-Doppelalbum seit Anno Tubak sorgt für den Rest: Da gibt es mit "Bridge To Better Days" eine zwischen Leslie West und Robin Trower changierende Riffbestie, in die eben mal schnell Purples "Perfect Strangers" verwoben wird. Da weht uns mit der "India / Mountain Time / India" einleitenden Meditation eine Ahnung davon an, wie es geklungen hätte, wenn Ravi Shankar gemeinsam mit Derek Trucks der Blues ereilt hätte. Raga'n Roll!
John Mayalls "Another Kind Of Love" kommt ebenso amtlich, bis dann der Titeltrack des letzten Studioalbums "Sloe Gin" das Thema "trunkene Einsamkeit" in Bluesballadenform sieben herzzerreißende Minuten wohl zwingender durchführt, als man das sonst irgendwo je hören konnte - auch nicht bei Gary Moore oder Walter Trout. "One Of These Days" gewinnt der Ten Years After-Nummer vor allem rhythmisch völlig neue, überzeugende Seiten ab. "Ball Peen Hammer" verbeugt sich akustisch und innig vor dem unvergessenen Chris Whitley, "Django / Just Got Paid" gelingt ein ähnliches Kunststück mit ZZ Top. Überhaupt schafft es Joe auf diesem Konzertmitschnitt ähnlich wie Jeff Martin auf einer anderen Lieblingsplatte ("Live In Dublin") permanent völlig unerwartete Songschnipsel in seinen Bluesepen auftauchen zu lassen - das geht bis zu Yes' "Starship Trooper"! Nie waren 12 Takte so wenig langweilig. Den Beweis treten Joe und seine phantastische dreiköpfige Begleitband im November und Dezember auch bei uns an.