Wenn man den Berlinern von Viktoriapark eines nicht vorwerfen kann, dann einen Mangel an Humor und feiner Ironie. Alle Höhen und Tiefen eines durchschnittlichen Indiemusikerlebens haben Susie Pinkawa, der dünne Mann und der Rest der Truppe bereits hinter sich. Nach dem ersten Album "In Teufels Küche" allseits hoch gelobt, doch später von der Plattenfirma fallen gelassen wie eine heiße Kartoffel. Von der Indiegemeinde vergessen wie die Müsteraner von Samba, der Band, der es ganz ähnlich erging und die auch immer irgendwie weitergemacht haben. Auch Viktoriapark hatten die Kraft und die Liebe zur eigenen Musik, um dieses schöne Popalbum entstehen zu lassen. Trotz aller widrigen Umstände.
Das war 2006 und das Album gab es exklusiv auf Konzerten oder im bandeigenen Webshop. Nun hat es also nochmals zwei Jahre gedauert um "Was ist schon 1 Jahr?" unters Volk zu bringen. Wer deutschprachigen Indiepop mag, wer auf das Verkopfte der Hamburger Schule verzichten kann, ohne gleich auf seichtere Kost umzusteigen, der wird an dieser sommerlichen, gleichwohl melancholischen Indie-Pop-Platte seine Freude haben. Wer genau hinhört wird 2raumwohnung, Klee oder Virginia jetzt! als Referenzen heraushören, dennoch haben die Stücke genügend eigenen Charakter. Auch am Design haben die Berliner nicht gespart, das buchartige Booklet ist von Gary Taxali illustriert und damit ein zusätliches Schmankerl. Da mag man gar nicht daran denken, dass es diese Scheibe evtl. auch als DRM-geschützten Download geben könnte. Nein, mag man wirklich nicht. Stattdessen hier mal eine schöne CD, die auch unterm Weihnachtsbaum was hermacht!