Beim Hören der neuen Jarvis Cocker-Platte "Further Complications" kann man sich angesichts seines Hangs zum Humor nie so ganz sicher sein, wie ernst man seine Aussagen nehmen soll. Sind es vertonte Lebensweisheiten, die er einem da präsentiert oder nimmt er uns stattdessen auf den Arm, was seine Texte betrifft? Allein wenn man sich die spontane Aktion im Vorfeld der Veröffentlichung ansieht, die ihn samt Band fünf Tage lang in eine Pariser Galerie führte und von Yoga-Kursen über Jam-Sessions mit Fans so ziemlich alles ausprobieren ließ, kann man sich ein ungefähres Bild davon machen, wie unberechenbar er auch mit seinen Songs vorgeht.

Obwohl er sich im Artwork des Albums unsagbar gelenkig zeigt, scheint er sich musikalisch auf keinen Fall für irgendjemanden verbiegen zu wollen. So ist manches auf "Further Complications" weitab von gängigen Popstrukturen und tendiert, vor allem was Cockers Gesang angeht, individuell und mit kleinen und großen Emotionen behaftet zu mitunter sehr unterhaltsamen Hörerlebnissen. Ja, er kann leiden, wenn seine Liebe nicht erwidert wird wie in "Leftovers" oder er wütend seinen Frust in "Fuckingsong" herausschreit, seiner Angebeteten niemals nahe sein zu können. Unterlegt werden seine teilweise launenhaften, aber stets amüsanten Ausbrüche wahlweise mit experimentierfreudigen Gitarren, Saxophonsoli oder schaukelnden Synthesizern. Das gute an diesem Album ist, dass man ständig das Gefühl hat, hinter der nächsten Ecke lauert eine Überraschung oder die eben noch friedliche Stimmung wird durch Cockers unvorhersebares Wesen in eine völlig andere Richtung gezogen. Wie sagt er selbst so schön im Titelsong "Further Complications": "It's A Complicated Boogie & I Don't Know Any Better, Baby". Komplizierte Songnatur hin oder her, sie nimmt einem nicht den Spaß beim Entdecken der vielen Geschichten auf diesem Album.