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Kathrin Scheer - Rare Traumton/Indigo
Format: CD
Na das ist doch mal ein interessantes Beispiel dafür, was herauskommt, wenn es heißt, dass im Jazz-Ambiente alles "durchkomponiert" ist. Kathrin Scheer aus Köln, die sich vorwiegend als Songwriterin und erst dann als Jazzerin begreift, hat nämlich verstanden, dass im songorientierten Format die im Jazz gerne zur Schau gestellte Virtuosität eher stört. Ergo gibt es keine Soli, keine Improvisationen, keine Variationen und (vermutlich) keinen Szenenapplaus - aber klassische Songs im Strophe/Refrain-Format mit Anfang, Mittelteil und Ende. Das heißt aber nicht, dass die Sache in ein strenges Korsett gezwungen wurde. Ganz im Gegenteil: Betont luftig und transparent kommen die Arrangements daher - wobei sicher hilft, dass Kathrin selbst nur singt und sich Pianist Olaf Drewes auch nicht von sich aus aufdrängt. Genauso wenig übrigens, wie die Gäste an den Blasinstrumenten, die zwar Akzente setzen, ansonsten Kathrin aber Raum lassen, ihre Geschichten - und auch ihre Melodien - auszuleben. Heraus kam also ein zwar ruhiger, aber auch vielseitiger, entspannter Song-Zyklus, der musikalisch die Leichtigkeit des Jazz mit den Annehmlichkeiten poppiger Folksongs verquickt. Und noch etwas: Lediglich das Fehlen von Gitarren lenkt den Blick überhaupt in Richtung Jazz; ansonsten ist dies tatsächlich eine Songwriter-orientierte Scheibe geworden.
-Ullrich Maurer-
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