(Thomas) T(hielen)s Charakterbild schwankt in der Geschichte. Bzw. die Beurteilungen seiner jüngsten Großtat. Während die einen "Gähnquark" attestieren, haben andere Schreiberkollegen ein "Meisterwerk" gehört, für das Vergleiche kaum groß genug ausfallen können: "Wenn Radiohead und The Mars Volta den Progressive Rock wieder salonfähiger gemacht haben, verpasst ihm T endlich ein wirklich zeitgemäßes Antlitz." Ahjetztja.

Unstrittig finden wir hier vier superlong Tracks, mit teils brüchiger, aber auch kunstvoll und vielspurig aufgezeichneten Gesang vor, ein songdienlich - und ausnahmslos vom Meister selbst - eingesetztes Instrumentarium aus (ohrenscheinlich) Flügel, Keyboards, Schlagzeug und Samples. Der "control freak" (Label Info) Thielen hat alles selbst ersonnen, eingespielt, aufgenommen, gemischt und gemeinsam mit Jürgen Lusky (Sky Audio) in den Hofa Studios auch gemastert. Dennoch entsteht eher der Eindruck befruchtender Dialoge als der eines mit zu vielen Möglichkeiten und mit sich selbst eingesperrten Freaks. Tatsächlich gibt es hier einige Momente, die an die jüngste Hogarth-Barbieri-Kooperation erinnern, andere an Adrian Benavides, wieder andere an einen ausgebrochenen Devin Townsend. Passagen der besonders prallen "Kryptonite Monologues" lassen auch Uli Jon Roths Verdi-Anverwandlungen anklingen.

Der Musik korrespondiert ein (mich) kribbelig machendes Artwork wie von einem postmodernen Van Gogh. Das wie stets bei PPR-Editionen den Namen auch verdienende Booklet enthält sämtliche, so lyrischen wie verstörenden Texte - in Schreibmaschinen-Typo. Den Rezensenten hat "Psychoanorexia" (dem Vernehmen nach ein griechischer Neologismus/ein Blending aus Psyche und Magersucht - Seelenerbrechen sozusagen...) ehrlich gesagt manchmal unglaublich genervt und in anderen Hörsituationen partiell fasziniert. Eigene Auseinandersetzung daher stark angeraten.