Das werden sich auch Nina Müller und Laila Nysten anders vorgestellt haben, denn nachdem sie 2018 das Debüt-Album "Human" ihres Projektes Poems For Jamiro realisieren konnten, hatten sie sich vorgestellt, dass das ganz normal weitergehen würde und sich darauf eingerichtet, 2020 mit einer EP und anschließender Tour nachlegen zu können. Tatsächlich aber nutzte das Duo die einbrechende Pandemie dann für eine Phase des Innehaltens und begaben sich mit Produzent Helge Preuß ins Toolhouse Studio - wo schon viele angesagte nationale Acts ihre Basis hatten - und feilten dann lange Zeit an einem aktualisierten Sounddesign, das sich auf der nun endlich vorliegenden EP "Hearts/Beat" nicht etwa durch einen produktionstechnischen Overkill bemerkbar macht (wie vielleicht zu befürchten gewesen wäre), sondern durch einen eher zurückhaltenden Ansatz aus elektronischen und organischen Elementen, der viel Raum für den Harmoniegesang der beiden Protagonistinnen lässt und sich ansonsten durch subtile Details auszeichnet.

Statt mit Opulenz überzeugen die fünf neuen Tracks dann auch eher mit einer geschickten Songstruktur, Dynamik und Stimmungswechseln. Der melancholische Grundtenor, der auch bislang schon ein Markenzeichens des Duos war, wird dann gelegentlich durch hymnische Power-Passagen inmitten des ansonsten eher moderat daher swingenden Gesamtkonzeptes aufgebrochen - wie zum Beispiel im Falle des Songs "Neverland", den Poems For Jamiro geschrieben hatten, um dem hirntoten Auswahlverfahren für den nationalen ESC-Beitrag Leben einzuhauchen. Selbstverständlich ohne Erfolg, wie wir nun wissen - denn vermutlich war diese Pop-Perle in den Ohren der Juroren nicht banal genug.