Gretchen Peters ist die Grande Dame des eleganten Americana-Songwritings - und hat sich im Laufe der letzten 30 Jahre in dieser Eigenschaft eine immense Reputation als Musicians Musician und Auftrags-Songschreiberin (u.a. für Bonnie Raitt, Martina McBride, Bryan Adams, Patty Loveless, Shania Twain oder The Neville Brothers) erspielt, sie hat auch zahlreiche Grammy-Nominierungen eingefahren und ist in die Nashville Songwriters Hall Of Fame aufgenommen worden. Allerdings hat Gretchen als Recording Artist - nicht zuletzt aufgrund der engen Zusammenarbeit mit ihrem musikalischen Partner und Ehemann Barry Walsh - in den letzten 20 Jahren eine ganz andere Auffassung des Begriffes "Americana" entwickelt. Sicherlich beziehen sich viele ihrer Nashville-Kompositionen auf klare Country-Traditionen und Formalismen. In ihren eigenen Arbeiten hat sie indes den stilistischen Americana-Anspruch auf eine transzendentale, epische, atmosphärische Weise ausgeweitet und produziert ihre klassischen American Folktales in einem fast schon ambienten, klassisch orientierten, atmosphärischen Setting, das sozusagen die große Weite des American Heartland als Bestandteil der Songs evoziert.

Auf der nun vorliegenden Doppel-Live-CD mit Aufnahmen von ihrer 2019er Tour durch das vereinige Königreich, bei dem sie außer von Walsh und ihrer Band von einem weiblichen irischen Streichquartett begleitet wurde, wird dieser Eindruck noch ein Mal eindrucksvoll unterlegt, denn die auf den Studio-Produktionen symphonisch angelegten, live aber kammermusikalisch ausgelebten Streicherpartien und Walshs Klavierspiel unterstreichen diesen Eindruck nochmals deutlich. Als Einstiegsdroge in die Welt von Gretchen Peters ist dieses Album deswegen vielleicht sogar noch besser geeignet, als ihre Best-Of-CD "Circus Girl" von 2009 (die aber ja auch noch den konventionelleren, ersten Teil ihrer Laufbahn als Recording Artist widerspiegelt).