Also zugegeben: Im Vergleich mit dem letztjährigen Magnum Opus von Unloved mit Namen "The Pink Album" ist das neue Werk "Polychrome" musikalisch tatsächlich ein mehrfarbiger angelegt. Das liegt aber hauptsächlich daran, dass "The Pink Album" deutlich strikter angelegt war, als das lockere "Polychrome", auf dem die Unloved-Maxime, die Möglichkeiten der unerbittlichen Geradlinigkeit, Konsequenz und letztlich Monotonie bis in den hintersten Winkel auszuloten, erfreulich oft aufgebrochen wird. Freilich nicht um jeden Preis. Aber wir erinnern uns: Als Alan Vega und Martin Rev in den späten 70ern mit ihrem Projekt Suicide jene Ästhetik etablierten, der sich Acts wie Unloved bis heute verpflichtet fühlen, ging es ja gerade darum, Monotonie, Rockdrive und Pop-Ästhetik möglichst elegant zusammenzuführen. Interessant ist dabei die Tatsache, dass die nun vorliegenden Songs zur selben Zeit aufgenommen wurden, wie das "Pink Album".

Auf "Polychrome" lösen sich Jade Vincent, Keefus Cancia und David Holmes nämlich vom Gospel-Konzept-Gedanken des letzten Werkes und lassen sich stattdessen von klassischem Girl-Pop im Wall Of Sound-Stil, David Lynchscher-Schattenwelt-Ästhetik, New Wave Pop und französischen Chansons gleichermaßen inspirieren und verführen. Dabei legen Unloved sogar einen ungewohnten Fokus auf klassische Songstrukturen an den Tag, die so nicht zu erwarten gewesen waren (der aber natürlich mit einer Portion Unerbittlichkeit gepaart bleibt). Mag also sein, dass das einfach Sachen waren, die nicht so recht zum "Pink Album"-Projekt gepasst hatten; aber dennoch ist "Polychrome" ein richtiges Album mit einer eigenen Dramaturgie geworden - und nicht etwa eine Ausschuss-Sammlung.