Auf ihrem Debüt-Album "Young" von 2017 schienen die New Yorker Songwriterinnen Hana Elton und JJ Mitchell mit ihrem Mix aus klassisch-konfessionellem Songwriting, ausgefeilten Harmonie-Gesängen im Sibling Style und einem Sounddesign, das zwischen ihren Folk-Roots und E-Pop-Produktionstechnik hin und her pendelte, bereits ein interessantes Nischen-Genre für sich entdeckt zu haben. Doch das schien den Damen noch nicht gereicht zu haben: Auf ihrem zweiten Album "The Fight" flirtete das Duo 2020 mit New Wave und Indie-Pop, ließ das Album ein paar Monate später noch ein Mal mit Club-Elementen remixen, arbeitete auf der folgenden EP "Used To Be Scared Of The Dark" mit den befreundeten Acts Tennis und Middle Kids zusammen - wobei dann auch noch Rock-Elemente ins Angebot aufgenommen wurden.

Das nun vorliegende Album "Winner" ist nun eine Art Schwanengesang auf die langjährige Basis New York City (denn die Künstlerinnen planen einen Umzug nach L.A. und dem Hudson Valley in Upstate, NY). Es ist zugleich aber auch die Overcoats-Scheibe, die klanglich am wenigsten mit dem Big Apple zu tun hat, denn die neuen Songs wurden mit Hilfe des Produzenten Daniel Tashian - der sich einen Namen als Country-Pop-Spezialist gemacht hat - in Nashville eingespielt. Dabei entschlossen sich Tashian und die Overcoats sich vollständig dem Pop-Charakter der Produktion hinzugeben - angereichert mit ein paar Gitarren-Parts, ein paar Disco-Grooves und NY-Style Beats. Unter dem Strich wird dabei dann deutlich, dass es Hana und JJ gar nicht um Genres oder Stile geht, sondern darum, mittels ihres angelischen Harmoniegesanges ihre eigene Geschichten zu erzählen. Melodie und Harmonie sind in musikalischer Hinsicht dabei wesentlich wichtiger als die Instrumentierung oder die Arrangements. Inhaltlich ist "Winner" eine Hommage die inhärente Power von Frauen-Duos, die das Paar selbst inspirierte - wie z.B. Thelma und Louise oder Frida Kahlo und Georgia O'Keefes. Zugleich ist "Winner" auch der Kommentar der Overcoats zur Pandemie - mit der deutlichen Botschaft sich bloß nicht unterkriegen zu lassen.