Niall McCabe ist ein irischer Songwriter von der Insel Clare Island, der zur Zeit seine Basis in Cork hat und dort mit seiner nach ihm benannten Band seit ungefähr zehn Jahren zu den Lokalgrößen gehört und sich mit Touren in Irland, den USA und Europa - auch als Gastsänger der irischen "Trad-Fusion-Band" Beoga - einen Namen als Live-Performer gemacht hat. Seine erste Solo-Tour im UK absolvierte er aber erst 2023 und nun folgt sein Solo-Debüt-Album "Rituals" auf dem Fuße. McCabe gehört dabei zweifelsohne zu jener Sorte Musiker von der grünen Insel, die sich zwar den Folk-Traditionen ihrer Heimat verpflichtet fühlen - sich aber vom typischen Irish-Folk dennoch bewusst fern halten.

Inhaltlich setzt sich McCabe auf den während der Pandemie im Lockdown geschriebenen Songs mit dem Thema Isolation auseinander - allerdings indem er Geschichten von seinen Insel-Mitmenschen erzählt, die ja aufgrund der räumlichen Trennung vom Festland und nicht wegen der Pandemie in Isolation leben. Deswegen spielt das Thema Einsamkeit denn auch keine große Rolle. Musikalisch hat sich McCabe wohl überlegt, wie er seine modernen Folk-Songs wohl auf interessante Art präsentieren könnte und greift dabei auf seine ungewöhnliche Gitarrentechnik zurück. Während die Songs selbst durchaus konventionell strukturiert sind, ist es die Art, wie er die Saiten eher streichelt als anschlägt und so einen Flow aus Glissandi zustande bringt, die ihn von gewöhnlichen "Fingerpickern" oder "Akkord-Helden" stilistisch deutlich absetzen. Es ist ja nicht so ganz einfach, in einem so abgearbeiteten Genre wie der Folk-Musik als junger Mensch noch einen eigenen Ansatzpunkt zu finden - und das ist Niall McCabe auf diesem Album recht ansprechend gelungen.