Eigentlich scheint Molly Lewis ja durchaus eine ansprechende Stimme zu haben - jedenfalls wenn man die gesprochene Intro-Passage zu ihrem Debütalbum "On The Lips" heranzieht. Mit dem Singen allerdings hat es die in L.A. lebende Australierin nicht so. Tatsächlich ist Molly Lewis nämlich so etwas wie die Ilse Werner des zeitgemäßen Lounge-Pop. Aufgrund eines Winks des Schicksals entschied sich Molly nämlich schon früh ihr Heil als Songwriterin nicht im Gesang, sondern im Pfeifen zu suchen. In der kalifornischen Musikszene lief sie mit dieser Sparten-Begabung sozusagen offene Türen ein und präsentierte sich Online unter dem Namen SweetAfton23 (eine Hommage an den von ihr hochverehrten schottischen Poeten Robert Burns) mit einer Reihe von Coverversionen, bei denen sie ihr Pfeifen mit Ukulele, Kazoo, Akkordion oder Xylophon begleitete. Es folgten Auftritte in diversen TV und Performance-Shows, Aufträge für Soundtrack und Score-Beiträge und erste Touren.

Nun liegt das Debüt-Album vor - und hier konnte Molly Lewis denn aus dem vollen schöpfen - vor allen Dingen, was die plüschigen Cocktail-Lounge-Arrangements ihrer Tracks betrifft und die Gastbeiträge von diversen Jazz-, Latin- und Chicano-Künstlern. Die beiden Cover-Versionen "The Crying Game" und "Porque Te Vas" runden die ansonsten selbst geschriebenen Songs ab. Und wie hört sich das an? Nun, wie die Soundtracks französischer Softcore-Filme und/und oder Low-Budget Science-Fiction-Flicks aus den 70er Jahren - sowohl was die schwülstig/kitschigen Arrangements wie auch die Harmonie- und Melodieführung betrifft. Da das aber offensichtlich absichtlich in diese Richtung gelenkt wurde, kann man Molly Lewis eigentlich keinen Vorwurf machen - außer vielleicht dem, ihre Pfeiftöne dann zwar mit allerlei Instrumenten begleitet zu haben, nicht aber es wenigstens ansatzweise auch mal mit dem Gesang versucht zu haben.