"Dépaysé" - das letzte Album, das der sudanesisch/amerikanische Musiker Ahmed Gallab mit seinem Projekt Sinkane 2019 veröffentlichte, entstand als musikalische Hommage an sein Idol Sly And The Family Stone noch unter dem Eindruck der Diktatur des damaligen Präsidenten des Sudans, des inzwischen abgesetzten Umar Al-Baschir, für die sich Ahmed jahrelang engagiert hatte. Inzwischen ist die Lage im Sudan allerdings nicht besser, sondern noch unübersichtlich geworden, so dass die politische Note, die Ahmed in seiner Musik verinnerlicht hat, auch auf dem neuen Album wieder deutlich wird. Allerdings arbeitet er nun unter veränderten musikalischen Bedingungen. Denn war "Dépaysé" noch als bandorientiertes Album im klassischen Afrobeat-Style als Hommage an Sly And The Family Stone angelegt, so konzentriert sich Ahmed auf dem neuen Album wieder stärker auf seine experimentierfreudigen Bestrebungen als Multiinstrumentalist und arbeitet etwa verstärkt mit elektronischen Hilfsmitteln und Samples, die freilich in den allgemeinen Kontext eines "Liebesbriefes an die Schwarze Musik" (wie es Ahmed nennt) eingebettet sind. So gibt es neben den neuerlichen Sly Stone-Referenzen dieses Mal auch musikalisches Kopfnicken in Richtung Funk, Gospel, Soul, Disco, Jazz, Fusion, Psychedelia und natürlich Afrobeat in den verschiedensten Ausprägungen. Obwohl Gallab und seine Co-Autorin Amanda Khiri für das Songwriting alleine verantwortlich zeichneten, vermittelt die Scheibe dank etlicher Referenzen auf schwarze Autoren und Poeten sowie die Beteiligung von Gästen wie dem Multiinstrumentalisten Casey Benjamin, dem Jazz-Trompeter Kenyatta Beasley, Soulsänger Bilal Lieh, Ifedayo Gatling von den Harlem Gospel Travelers, Tru Osbourne, Hollie Cook und STOUT den auch im Titel des Albums deutlich werdenden, von Sinkane angestrebten, integrativen und kommunalen Ansatz eines größeren, universellen, kämpferischen Weltbildes, das eben stark durch den Gemeinschaftsgedanken geprägt wird.