So kann das gehen, wenn man konsequent alles selber machen will: "Time Ghost" ist bereits das fünfte Album, das Ellia Bisker und Jeff Morris mit ihrem Projekt Charming Disaster auflegen, seit sie sich 2012 in NYC zum gemeinsamen Musizieren zusammen taten. Und obwohl da die geballte Musikhistorie der 70er Jahre - ungefähr vom Glam-Rock über Operettenpop bis zum mit Punk-Attitüde implementierten Schrammelpop - aus den Boxen emuliert und mit neuem Leben erfüllt wird und das Duo somit seine Hausaufgaben gemacht hat und offensichtlich auch handwerklich alles drauf hat, rutschten sie bislang offensichtlich durch das Maschennetz der breiten Öffentlichkeit - gleichwohl sie in der lokalen Indie-Szene zu den Kings gehören. Schön, dass sich dann eine Agentur fand, die wenigstens das neue Album im Rahmen der gerade laufenden, ersten Europa-Tour von Charming Disaster promotet. Das lohnt sich schon alleine wegen der wirklich exzellenten Songs, die Bisker und Jeff Morris mit viel Gefühl für das jeweils gewählte Sub-Genre, augenzwinkerndem, selbstironischem Humor, Ukulele, Kickboard bis zu neun Musikern der früheren Projekte Sweet Soubrette bzw. Kotorino und dem langjährigen Tontechniker Don Godwin und charmantem Retro-Charme gekonnt in Szene setzen. Und dann sind da ja auch noch die Geschichten über Mord, Mörder, Totschlag, Monster, Albträume, Geister und Freaks, die das Album zu einem haarsträubenden, aber immens unterhaltsamen Moritaten-Panoptikum machen. Für Leute mit morbidem Humor ist das dann genau das Richtige.