Diesmal gilt's: Die ihres Vordenkers beraubten Bartschlampen hatten für "Octane" inzwischen reichlich Zeit, Trauerarbeit zu leisten und zu beschließen, wohin die Reise denn künftig gehen könnte. Das definierte Ziel ist nun offensichtlich ein Retro-Prog-getönter Melodic Rock, der niemanden mehr durch aberwitzige Tuttiläufe und ungrade Rhythmen erschreckt, die Prog-Gemeinde aber mit reichlich Mellotronsoße u.a. über einer zünftige 30 Minuten laufenden Suite ("A Flash Before My Eyes") bei der Bartstange zu halten sucht. Das könnte auch gut klappen, denn so unangestrengt und locker hat die Truppe um Nick D'Virgilio (voc, drms; übrigens auch Tourdrummer bei der upcoming Fates Warning-Tour!) und Alan Morse (guit, voc) seit Neal Morses Himmelfahrt noch nie geklungen.
Die Stimmungen bewegen sich zwischen den Polen zartes Singer / Songwriter-Material ("I Wouldn't Let It Go", "There Was A Time") und Hardrock (bei der Led Zep-Verbeugung "Surfing Down The Avalanche"). Gut kalkulierter Wohlklang also allenthalben - und wäre da nicht das Jazz-beeinflusste, Break-reiche Instrumental "NWC" sowie das in seinem Humor auf Gentle Giant rückverweisende "The Planet's Hum", würde das Fazit "gekonnt, aber unaufregend" lauten.