Die Wogen haben sich geglättet: Niemand regt sich mehr wirklich über den Weggang des ehemaligen Spock's Beard-Frontmannes Neal Morse auf, niemand vermisst ihn dort auch so richtig. Um so weniger, als er ja inzwischen wieder fleißigst unter eigenem Namen veröffentlicht, inzwischen sogar unter gelegentlicher Beteiligung seines Bruders und ehemaligen SB-Kollegen Alan.

Auch der Vergleich zwischen der aktuellen Musik der Altbärte und den heutigen Solo-Morsezeichen kann eigentlich niemand mehr wirklich erregen, da sich die Unterschiede doch zusehends verwischen: Die humorvolle, wagemutige, bisweilen auch irrwitzige Seite (Stichwort: Gentle Giant-Einflüsse) von SB scheint mit Neal Morses Weggang nahezu verschwunden, zumindest auf dem Rückzug zu sein. Um dabei getrageneren, oft gar betulichen, zumindest aber konventionelleren Weisen Platz zu machen. Ohne aber, dass dieser fröhliche Irrsinn nun in Pater Morses Platten eine neue Heimat gefunden hätte. Zum Beweis höre man sich einmal "Testimony Live" und das auch mit dem Schuld und Sühne-Thema im Titel spielende "Gluttons For Punishment" im direkten Vergleich an: Die Unterschiede sind so dramatisch nicht (mehr), kleine Ausbrüche bei SB wie das probenraumhaft losdreschende "Surfing Down The Avalanche" oder das immer noch herrlich halsbrecherische Instrumental "NWC" einmal ausgenommen.

Da überdies auch noch SB-Stücke mit klassisch langem Bart wie "The Light" gefeaturet werden, ergibt sich ein angenehm zu hörendes Live-Album, selbst wenn (sympathischerweise) auch echte Ausfälle wie die tonalen Gesangsfehlgriffe auf "Of The Beauty Of It All" mitdokumentiert werden.