Es ist schon ein wenig seltsam, wenn man bei einer Scheibe, die man vorher noch nie gehört hat, jedes Wort mitsingen kann. In dem Fall allerdings nicht verwunderlich: Judy Collins, die grande Dame des ätherischen Folkgesangs, nimmt sich des McCartney-Lennon-Songbooks an (in dieser Reihenfolge und eher beschränkt auf die "sicheren" und harmloseren älteren Tracks). Während es natürlich durchaus interessant ist, die wohlbekannten Nummern mit einer anderen Stimme zu hören, bietet diese Interpretationen keine wirklich neuen Aspekte der Beatles-Songs. Collins bleibt dem Geiste der Stücke sehr nahe. Das ist eine bewusste Entscheidung, denn sie produzierte das Album selbst. Wenn etwas gewagt wird, dann auch eher ungelenk. Das war wohl aber auch nicht der treibende Gedanke bei dem Projekt. Bereits 1966 nahm Collins für ihr gleichnamiges Album "In My Life" auf - das sich auch hier findet. Seither war sie der Musik der Fab Four verfallen und wartete, bis sie sicher war, den simplen, aber dennoch grundlegenden Botschaften der Songs ein entsprechendes empirisches Gewicht entgegenstellen zu können. Überraschungen gibt es wenige ("Golden Slumbers" oder "I Follow The Sun" z.B.), aber als zeitlose Referenz an die Zeiten, als das Songwriting als solches noch ein Abenteuer war (weil es eben noch keinen Backkatalog gab, in dem alles schon mal passiert war), ist dieses Werk durchaus als gelungen zu betrachten.