Schon ein paar Tage draußen, aber nichtsdestotrotz empfehlenswert ist das neue Werk von Altmeister Willie Nelson - und zwar aus einem speziellen Grund: Willies letzte Scheibe, "Songbird", produzierte Ryan Adams - und jedermann erwartete eine Rockscheibe mit Willie Nelson an den Vocals. Adams emulierte jedoch die Weise des Meisters dermaßen perfekt und einfühlsam, dass letztlich ein typischeres Nelson-Album als üblich dabei herauskam. Das neue Album, das er mit dem Country-Profi Kenny Chesny produzierte, klingt im Vergleich zu "Songbird" sehr viel rockiger (und obendrein funkiger). Verkehrte Welt also. Nelson lotet hier geradezu genüsslich düstere, fast zynische Facetten seiner selbst aus. Für jemanden, der ansonsten eher für einfühlsame, simple Liebeslieder bekannt ist, ist ein Song wie "Gravedigger" fast schon eine nihilistische New Wave-Nummer. Auf jeden Fall ist das Album deutlich Songwriter-orientierter als die üblichen, zum sentimentalen tendierenden Nelson-esquen. Und zum Schluss gibt's mit "Why Don't You Think I'm Funny Anymore" auch noch einen charmanten Gag, der Nelson ungewohnt lustig zeigt. In vielerlei Hinsicht ist "Moment Of Forever" die stärkste Nelson-Scheibe seit langem. Auf jeden Fall aber die abwechslungsreichste und die, die sich soundmäßig am weitesten von den Willie-Standard-Vibes entfernt.