Die wissen, wie's geht! Schon mit ihrem Debütalbum "Vitamin C" sorgte die Wiener Supergroup My Ugly Clementine für ordentlich Wirbel, jetzt haben Sophie Lindinger, Mira Lu Kovacs und Nastasja Ronck eine zweite Platte aufgenommen, die sogar noch mehr begeistert. Wie schon auf ihrem Erstling machen die Österreicherinnen auch auf "The Good Life" aus ihrer Liebe zum 90er-Jahre-College-Rock keinen Hehl und bugsieren den Sound von damals mit Versatzstücken aus Post-Punk, Slacker-Rock und Brit-Pop beeindruckend selbstbewusst - und ohne allzu viel auf Trends zu schielen oder sich von Erwartungshaltungen verunsichern zu lassen - in die Gegenwart.

Vom ersten Ton an ist dabei klar, dass "The Good Life" mehr als "Vitamin C" ein echtes Bandalbum ist, auf dem Konventionen keinen Platz haben. Klang der Erstling noch so, wie sich die Kids heute den Sound der 90er vorstellen, tönt hier nun vieles spürbar authentischer. Der Sound der neuen Platte ist im wahrsten Sinne des Wortes ungefilterter und echter, neigt mehr zu den Extremen und hat keine Scheu vor schrägen Momenten - das Werk einer Band, die unbeirrt ihr eigenes Ding macht. So darf man gleich beim Opener "Circles" das Gefühl haben, dass Wien allen Landkarten zum Trotz auf halbem Wege zwischen Olympia, WA und Seattle liegt und auch "Let Me Go" scheppert wie ein verschollenes Demo für Kill Rock Stars von anno dazumal. Dass My Ugly Clementine allerdings mehr im Sinn haben, als nur den Hut vor den alten Heldinnen und Helden zu ziehen, zeigt nicht nur das Faible für mehrstimmigen Harmoniegesang. Facettenreich und fantasievoll machen sie sich auf "The Good Life" alles zu eigen, was die alternative Rockmusik zwischen Grunge, Noise und Jangle hergibt, und finden so in Songs wie "Are You In" immer wieder mühelos den Weg von der Hommage (Pixies!) zur eigenen zeitgemäßen Ausdrucksform oder faszinieren in Nummern wie "Feet Up" mit knackigem Pop-Appeal und unverhohlenem Ohrwurm-Feeling. Die bittersüße Melancholie, die dabei gern mitschwingt, spiegelt sich bisweilen auch in den Texten wider, wenn es um die Hürden des Alltags, Existenzängste und andere beiläufige Katastrophen geht, ohne dass die Band deshalb je das erklärte Ziel - "The Good Life" - aus den Augen verliert.