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Ride - Interplay

Platte der Woche

KW 13/2024


Ride - Interplay
Wichita Recordings/Pias/Rough Trade
Format: LP

Sie haben alle Höhen und Tiefen des Musikbusiness erlebt, sich musikalisch gleich mehrfach gehäutet und nach dem kreativen Knick Mitte der 90er-Jahre fast zwei Jahrzehnte gebraucht, bis sie sich wieder zusammengerauft haben. Eines war und ist jedoch stets konstant: Auch 35 Jahre nach ihren legendären frühen EP-Veröffentlichungen sind Ride immer noch Andy Bell, Mark Gardener, Loz Colbert und Steve Queralt. Genau diese Tatsache stellen die britischen Shoegaze-Pioniere auf ihrem siebten Album in den Mittelpunkt und zelebrieren mit zwölf neuen Songs das blinde Verständnis ihres musikalischen Miteinanders, das auch im Albumtitel anklingt.

Die Konstanz der Besetzung erklärt vielleicht auch, warum sich Ride schon in ihrem ersten Leben in den 90ern klanglich nie lange an einem Ort aufgehalten haben. Ähnlich wie damals, als sie nach ihren bahnbrechenden Erfolgsalben "Nowhere" und "Going Blank Again" die eigene Vergangenheit abgeschüttelt und sich für ihre dritte LP "Carnival Of Light" neu erfunden haben, bedeutet nun auch das dritte Album seit ihrer Reunion 2014 eine Abkehr vom ausgetrampelten Pfad. Hatten Ride mit ihren ersten beiden Comeback-Platten "Weather Diaries" (2017) und "This Is Not A Safe Place" (2019) alte Tugenden in die Jetztzeit bugsiert und hörbar darauf geachtet, sich nicht zu weit vom stilprägenden Sound ihrer Frühwerke zu entfernen, interpretieren die vier Herren die eigene Vergangenheit nun deutlich freigeistiger. Statt der klassischen Shoegazer-Vorbilder dienten dieses Mal offenbar die Größen des 80er-Pop als Inspiration, was nicht nur das Faible für klassische Synth-Sounds nahelegt. In "Last Frontier" scheint eine unverhohlene Liebe zu den Psychedelic Furs und New Order durch, bei "I Came To See The Wreck" leuchten sogar Depeche Mode in der Ferne und "Yesterday Is Just A Song" ist an anderer Stelle schon als Weltraum-Kollaboration zwischen Pink Floyd und Gary Numan bezeichnet worden. Selbst bei den Nummern, die weniger offensichtlich den Geist alter Helden atmen, etwa bei der Single "Peace Sign", ist der Wunsch überdeutlich, Eingängigkeit und Retro-Zeitgeist verschmelzen zu wollen, ohne deshalb die leidenschaftlichen Gitarrenriffs, hypnotischen Grooves und die verträumten melodischen Hooks vollends zu vergessen, die Ride einst unsterblich gemacht haben.

Dass im Waschszettel des Labels Tears For Fears, Talk Talk und U2 als Referenzen aufgeführt werden, unterstreicht derweil, auf was Ride mit diesem Album abzielen: Anstatt am Versuch zu scheitern, die eigene glorreiche Indie-Vergangenheit wiederaufleben zu lassen, verlässt die Band ihre Genre-Nische und macht sich auf den Weg ins gelobte Pop-Land.


-Carsten Wohlfeld-


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