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03.10.2005
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ILL NINO

Herzensangelegenheiten

Ill Nino
Schon lange vor der Veröffentlichung von "One Nation Underground" wurde ein frischer Track ganz legal ins Netz gestellt. Und konnte begeistern. "This Is War" ist zwar typisch Ill Nino, mit Latino-Klängen und tollen Melodien ausgestattet, doch auch verdammt harter Tobak. So heftig hatte man die Band nicht in Erinnerung. Die Spannung auf das dritte Album der Band wuchs und nun wo es da ist, wissen wir: Ill Nino sind genauso gut wie früher. Nur eben eine Nummer härter.

"Man kann das Album sicher als härter beschreiben", sieht es Ill Nino-Sänger Cristian Machado im Interview mit Gaesteliste.de ähnlich. "Doch weiter entwickelt und komplexer wäre ein besserer Weg. Aber es ist immer noch Ill Nino und genau so, wie die Band sein soll: pur, roh, aggressiv, progressiv und mit Einflüssen aus den verschiedensten Kulturen. Wir sind eben eine Latin Metal-Band und das kann uns niemals jemand nehmen. Ich bin wirklich zufrieden und sehr stolz darauf, dass wir uns nie irgendwelchen musikalischen Grenzen gefügt haben." Dem kann man nur zustimmen, denn eine Band wie Ill Nino gibt es nur einmal. Dem Nu Metal ihrer Anfangstage sind sie längst entwachsen, die südamerikanischen Einflüsse deutlicher denn je und in jedem Song spürt man eine gewisse Experimentierfreudigkeit. Und mit "Everything Beautiful" gibt es sogar eine wundervolle Ballade. Ill Nino sind anders und das bewusst: "Innerhalb der Band gab es viele Diskussionen, in welche Richtung wir uns bewegen müssen, um uns vom Rest der Metal-Gemeinschaft abzugrenzen", erzählt der Frontmann. "Und wenn 'One Nation Underground' erscheint, wird die ganze Welt wissen, welche Mühen, Kreativität und Kulturen wir in das Album gesteckt haben. Unsere Herzen und Gedanken sind in diesem Album!" Es ist das dritte. Die Theorie sagt, dass eben dieses über den Erfolg einer Band entscheidet. Entweder man schafft den endgültigen Durchbruch und beweist, dass man immer wieder in der Lage ist, starke Songs zu schreiben, oder man landet eben in einer Sackgasse. Machado glaubt nur bedingt an diese Theorie: "Manche Bands machen sofort ihr bestes Album. Wir aber entwickeln uns und lernen mit jedem mal etwas Neues. 'One Nation Underground' ist unser bisher innovativstes Album. Ich bin wirklich stolz auf meine Musiker!" Unterstützt wurden sie dabei von unter anderem Jamey Jasta von Hatebreed, der "Turns To Gray" mit seiner Stimme veredelt und den Song zum einem famosen Hardcore-Bolzen macht. Und wenn sich dann Machados klare Gesänge dazu gesellen, ist die Gänsehaut nicht mehr fern. "Die Idee stammt von Dave und Laz", erinnert sich der Sänger. "Sie fragten, was ich davon halten würde und ich war sofort begeistert." Weitere Hilfe kam von Eddie Wohl, den man auch als Produzent von den 36 Crazyfists, Anthrax und Dry Kill Logic kennt. "Er kennt uns wie kein anderer", schwärmt Chris. "Während der Arbeiten hat er uns musikalisch unser Ding machen lassen, aber bei den Texten hat er Licht in das Konzept gebracht, was ich seit der 'Confession'-Tour in meinem Kopf habe."

Diese Tour dauerte lange 18 Monate, die der Sänger sehr genossen hat. "Wir hatten die wundervolle Möglichkeit, in Länder zu fahren, in denen wir vorher noch nie waren. Ich habe das Gefühl, dass wir während dieser Tour, aber auch schon bei den Aufnahmen zu 'Confession' zu einer richtigen Familie geworden sind. Ahrue [Luster, ehemal. Gitarrist von Machine Head] und Danny [Cuoto, Percussions, stieß ebenfalls später zur Band] sind seitdem viel mehr in den kreativen Prozess involviert und man kann ihren Einfluss gerade auf dem neuen Album ganz deutlich hören. Auch haben wir auf der Tour jeden Tag etwas gelernt. Sowohl muskalisch als auch menschlich." Um das Menschliche geht es auch in den Lyrics. Schon in den Titeln fällt auf, dass häufig "My", "You", "Our" und "I" genutzt werden, in den Texten geht es persönlich weiter. "Es ist ein sehr persönliches Album, weil es um Dinge geht, die mich stark berühren", sagt Machado. "Aber auf der anderen Seite ist es auch ein sehr universelles Album, weil diese Dinge alle etwas angehen, nicht nur bestimmten Leuten. Es ist eine Welt-Hymne zur menschlichen Vereinigung. Weißt du, 'One Nation Underground' ist ein simples Statement über den sozialen Niedergang unserer Gesellschaft. Alles wird kontroliert und aufgeteillt und das Recht, sich selbständig zu entwickeln, wurde zerstört und mit dem Album wollen wir die Wahrheit hinter der sozialen Fehlfunktion entwirren. Wir erzählen die Geschichte aus unserer Sicht, aber wir erwarten nicht, dass ihr jeder zustimmt."

Spielten Ill Nino auf ihrer letzten Tour im Rahmen der Roadrunner Roadrage noch in 1000er-Hallen, waren diesmal kleinere Clubs gebucht. Die Tour ist zwar leider abgesagt und soll nachgeholt werden, doch die geringe Größe der Locations fällt auf. Sind Ill Nino also doch mehr Underground, als man in den letzten Jahren hätte denken können? "Ich hasse es zu sagen, dass wir versuchen, eine Undergound-Band zu sein", meint Machado. "Wir haben sicher den Sound und die Essenz einer Underground-Band, aber das bedeutet nicht, dass wir uns bemühen, kleine Brötchen zu backen. Wenn du dir vornimmst, entweder underground oder kommerziell zu sein, dann verkaufst du dich. Wir aber streben nach Großartigkeit. Großartiger Musik, großartigen Texten, großartigen Konzepten und großartigen Sounds. Nicht weniger." Und wenn sich das auch noch bezahlt macht oder von den Massen zur Kenntnis genommen wird, ist es um so besser. "Kommerzieller Erfolg ist uns nicht so wichtig", sagt Machado zwar, "aber wir sind eine der am härtesten arbeitenden Bands und das wird sich auch nicht ändern. Der Gewinn eines Latin Grammys wäre also eine tolle Sache, schließlich sind wir die einzige Latin Metal-Band überhaupt. Aber wir machen uns auch nichts vor, wir nehmen die Dinge so, wie sie kommen."

Das Video zu "What You Deserve" kann man sich übrigens auf der Homepage von Roadrunner Records ansehen. "Es ist ein großartiger Song" schwärmt Machado. "Er verbindet Metal, Punk, Latin Rock und Alternative und ist dadurch so stark. Und universal." Eine Beschreibung, die auch auf das Roadrunner United-Projekt zutrifft, bei dem auch Machado mit der von der Partie ist. "Die Idee des Album war großartig, Und ich bin sehr glücklich, dass ich auch auf einem Song dabei sein darf. Er heißt 'No Mas Control' und stammt von Dino Cazares [ehemals Fear Factory]. Auch unser Drummer Dave Chavarri ist bei zwei Songs dabei. Also sind Ill Nino wirklich präsent und wir danken Roadrunner, dass das so ist." Mehr über Roadrunner United gibt es in Kürze an dieser Stelle. Und mehr über Ill Nino sicherlich auch.

Weitere Infos:
www.illnino.com
www.illninoworld.com
www.roadrunnerrecords.com/artists/IllNino/
www.roadrunnerrecords.de/artists/IllNino/
Interview: -Mathias Frank-
Foto: -Pressefreigaben-
Ill Nino
Aktueller Tonträger:
One Nation Underground
(Roadrunner Records/Universal)
 

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