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24.10.2005
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ALEC EMPIRE

Rock im Futur

Alec Empire
"Alec Empire, der mit Atari Teenage Riot den Noise-Punk etablierte, der immer auf der Suche nach neuen Herausforderungen auf dem Gebiet der elektronischen Musik war, zig Remixe und Kooperationen erfolgreich absolvierte, der Mann hat seine Liebe zur Gitarre wiederentdeckt", schrieben wir an dieser Stelle über das von uns zur "Platte der Woche" gekürte Alec Empire-Soloalbum und bescheinigten der Platte weiter: "'Futurist' ist in erster Linie ein Gitarren-Album geworden, immer noch mit viel Punk-Rock und Industrial-Elementen, immer noch mit Botschaften, Aussagen, und Nic Endo setzt ihre Noise-Gebilde zwar dezent, aber dennoch höchst effektiv ein. 'Futurist' ist spannend, mitreißend, höchst energetisch, subtil, treibend, aggressiv - von Langeweile absolut keine Spur." Und vor allem: Ganz anders als die hochgelobten Platten, die Empire jahrelang mit Atari Teenage Riot gemacht hatte.

Atari Teenage Riot hatten ein Konzept: Eine Band, als Werbespot für eine bestimmte Weltanschauung. Eine zugegeben clevere Idee, der sich die Bandmitglieder unterordneten und die durch die passenden Texte wirkungsvoll in Szene gesetzt wurde. Alecs Solosachen dagegen sind persönlicher. Empfand er den Alleingang als befreiend? "Das ist eine gute Frage", erwidert Alec beim Gespräch mit Gaesteliste.de. "Ich habe auch die letzten Jahre schon als sehr befreiend empfunden, aber das Gleiche gilt auch für die Platten, die ich früher auf Mille Plateaux gemacht habe. Ich wusste schon immer, dass ich es einfach brauche, das machen zu können, was ich fühle, ohne darüber nachzudenken, ob es den Anforderungen gerecht wird. Atari Teenage Riot waren in dieser Hinsicht häufig eher Filmmusik."

Auf der neuen Platte dagegen ging es ihm vielmehr darum, der langweilig gewordenen Rockmusik Aufregung und Leidenschaft zurückzugeben - was ihm meistens auch wirklich gelingt und die Deutschland-Tournee im Oktober / November zum Pflichttermin macht. "Der Aufnahmeprozess war ein ganz anderer in den letzten zwei Jahren - man hört das auch teilweise auf der Platte", glaubt Alec. "Deshalb fühlt sich für mich alles so an, als würde es in eine ganz neue Richtung gehen. Das ist irgendwie cool. Die letzte Solo-Platte war ja eher durch den ganzen Downer der Zeit beeinflusst, deshalb war sie eher düster und an manchen Stellen fast schon depressiv. Durch diese Phase bin ich aber jetzt durch."

Dafür besinnt er sich hörbar auf seine Anfänge, ohne deshalb gleich alles in Frage zu stellen, was er in der Zwischenzeit gemacht hat. "Natürlich habe ich auf allen Platten einen gewissen Punk- und Rock N Roll-Approach, das hat man ja selbst meinen Elektronik-Platten angehört", antwortet Alec auf die Frage, ob er "Futurist" in gewisser Weise als Neustart bezeichnen würde. "Ich hab ja als Gitarrist angefangen, und dieses Mal wollte ich die Gitarren einfach mehr nach vorne mischen." Keine Frage, dass er dabei allerdings peinlich genau darauf geachtet hat, typische Rock-Klischees zu vermeiden. Was als Kompliment gemeint ist, von Empire allerdings nur bedingt so verstanden wird. "Ich mache meine Musik nach Gefühl, anders als viele andere deutsche Bands, von denen ich immer höre, dass sie mit einem bestimmten Ansatz im Kopf an die Musik herangehen. Ich glaube einfach, dass es sich längerfristig hält, wenn ich das ausdrücke, was ich fühle."

Im Moment, das steht ganz außer Frage, sagt ihm sein Gefühl schlicht und ergreifend ein Wort. Und das heißt - ROCK!

Weitere Infos:
www.alecempire.com
Interview: -Simon Mahler-
Foto: -Pressefreigabe-
Alec Empire
Aktueller Tonträger:
Futurist
(DHR/Rough Trade)
 

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