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01.02.2006
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CAMERAN

Bezahlt und abgeholt

Cameran
Alle Welt liebt Cameran. Die Reviews in den ein- und zweischlägigen Medien sind euphorisch verfasst und wenn man allen glaubt, sind die Österreicher das neue große Ding am Gitarrenhimmel. Für die Kollegen vom Waste Of Mind ist "A Caesarean" zum Beispiel eine der spannendsten Hardcore-Scheiben der letzten Monate, bei In Your Face ist von einem Lehrbeispiel in der Post-Hardcore-Schule neben dem Individualitäts-Gipfelkreuz zu lesen, Noize.cc sprechen vom dicksten Ausrufezeichen des musikalischen Jahres und das Intro behauptet, dass Cameran das Hardcore-Korsett mit Leichtigkeit sprengt.

Solch derart positive Worte liest man selten über eine junge österreichische Band, über die man vor diesem Release nicht wirklich viel wusste. Da muss was hinter stecken. "Wir haben der Presse Zillioden in allen Währungen dieser Welt gegeben, sie in Gold aufgewogen und mit Diamanten zugeschüttet bis sie schießlich einwilligten über uns gute Kritikten zu schreiben", beichtet Aaron dann auch im Gaesteliste.de-Interview. Und gibt sich in diesem locker. Denn Schiss aufgrund all der euphorischen Reaktionen hat er Sänger nicht. "Wüsste nicht, warum wir die Hosen voll bekommen sollen. Die neuen Songs kommen ja erst." Cameran haben bereits einige Demos und Songs auf diversen Samplern veröffentlicht, mit "A Caesarean" ist nun ihr Debüt erschienen und das löst bei der Band einige Gefühle aus. Aaron jedenfalls spürt "Schwere, Leichtigkeit, Freude, Trraurigkeit und all den Rest. Es kommen Erinnerungen hoch an die Momente, in denen manche Riffs einfach aus dem Nichts aufgedaucht sind. Man fühlt auch oft eine gewisse Verbundenheit mit den Gehörten. Einen Widerhall." Doch bis es zu diesem kam, vergingen ein paar Tage. Denn so tolle Songs Cameran auch schreiben, zaubern können auch sie nicht. "Die Entwicklung des Albums zog sich über Jahre. Einige der Songs stammen wirklich aus dem vergangenen Jahrtausend und durchlebten eine Vielzahl von Modifikationen. Meisten enstanden Songs so, dass es eine Idee gab, die ausprobiert wurde. Als wir irgendwo nicht weiterkamen, wurde das für Gutgeheißene einstweilen zur Seite gelegt und dann wieder herangezogen, als wir eine Verwendung dafür hatten. Der Songwritingprozess zog sich teilweise über mehrere Monate, an allen Ecken und Enden wurde probiert, ausgetauscht, nachgebessert, bis wir letztendlich ins Studio gingen und die letzten Versionen aufnahmen."

Nun ist es also fertig, alle sind begeistert und man könnte man meinen, dass auch die Jungs von Cameran rundum glücklich wären. Doch irgendwie scheint das Album dann doch nicht ganz so klingen, wie sie es sich vorher ausgemalt hatten. "Es liegt irgendwie dazwischen", sagt Aaron. "Wir kannten ja unsere Songs schon aus dem Proberaum, doch im Studio ist einiges passiert, vor allem soundtechnisch. Ein paar Sachen klingen auf alle Fälle besser als wir uns das je vorgestellt hatten, andere fühlen sich wiederum in der Vorstellung zwischen den Ohren besser an. Aber insgesamt sind wir sehr zufrieden mit dem, was da aus den Lautsprechern kommt." Können sie auch, wir sind es auch und unterstellen der Band, dass sie ein besonderes Album aufgenommen hat. Doch sie selbst sind sich diesem glücklichen Umstand - man konnte es erwarten - gar nicht wirklich bewusst. "Wir stellen sehr hohe Ansprüche an uns selbst und an unsere Musik, was sich auch im selektiven Songwritingprozess niederschlägt. Im Studio versuchten wir einfach das beste aus uns allen rauszuholen, wobei der Hang zum Perfektionismus oft zur Frustatration führen musste. Im Nachhinein denkt man immer, dass man Dinge anders hätte lösen sollen / müssen, aber irgendwann ist dann auch Schluss, und man schließt das Kaptiel ab, blättert um und schreibt auf einer frischen, umbeschriebenen Seite weiter."

Mitgeschrieben hat er nicht, im Studio unterstützt hat sie aber ein gewisser Pelle Henricsson, der zuvor bereits mit den Hives und Refused gearbeitet hat. Und Aaron ist von der Zusammenarbeit begeistert: "Pelle ist cool und ein Freak. Vor allem bringt er sich wirklich in das Album ein, hat seine Ideen und vertritt die auch, wenn die Band anfangs nicht so wirklich davon überzeugt ist. Das gleiche gilt auch für Eskil und Magnus. Vor allem beim Mischen bringen sich Pelle und Eskil sehr ein und machen ihr eigenes Ding. Das lief dann so ab, dass wir den ganzen Tag im Studio herumhingen, sie in der Zwischenzeit mischten, und wir dann den Endmix präsentiert bekamen, der oft ziemlich irre war. Dann standen wir vor den Boxen, und es tat sich so viel. Bei den Dingen, die uns nicht gefielen, kam es dann zu Diskussionen, wobei wir uns aber immer relativ einfach und schnell auf die endgültige Version einigten. Die Zusammenarbeit war auf alle Fälle ein Gewinn. Die Zusammenarbeit kam eigentlich relativ einfach zustande. Zuerst kontaktierten wir Pelle im Rahmen unserer Demoaufnahmen im Winter 2002, worauf wir die vier Songs gemeinsam mischten und masterten. Im Zuge dessen sprachen wir auch über eine mögliche gemeinsame Zusammenarbeit bezüglich des gesamten Albums, zu der es dann ja in der Folge auch kam."

Nun sind die Hoffnungen und Ziele natürlich gewachsen. "Wir erwarten, dass sich Dinge verbessern, indem Leute endlich unsere Songs hören konnten, indem wir leichter zu Konzerten, Touren, etc. kommen. Es war zum Schluss hin schon ziemlich schwierg ohne einen Release", erinnert sich der Cameran-Frontmann. Doch diese Zeiten dürften erstmal der Vergangenheit angehören, die Reviews waren nur der Anfang, die Tour läuft, die ersten Gigs ein Erfolg (Aaron: "Highlights waren wohl die Shows in Berlin und Köln.") und die Band steht im Mittelpunkt. "Sie nimmt einen sehr großen Stellenwert ein", sagt Aaron. "Wir ordnen eigentlich alles nach wie vor der Musik unter, obwohl wir auch nebenbei, abseits der Musik, ein Leben führen. Doch wir würden eigentlich alles liegen und stehen lassen, wenn es auf Tour geht. Bis März spielen wir vereinzelte Shows in Österreich und Italien und danach geht's im März wieder auf Deutschland Tour und hoffentlich auch in die Schweiz. Im April geht's höchstwahrscheinlich - das ist alles in der Planung - auf Osteuropatour und im Mai dann nach England. Im Sommer nehmen wir das neue Album auf, das dann im Oktober / November erscheinen soll. Es gibt viel zu tun."

Weitere Infos:
www.cameran.net
www.noisolution.de/artists/cameran.html
Interview: -Mathias Frank-
Foto: -Pressefreigaben-
Cameran
Aktueller Tonträger:
A Caesarean
(Nois-O-Lution/Indigo)
 

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