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01.09.2006
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RISE AGAINST

Schlagen die Army in die Flucht

Rise Against
Als Rise Against damals vom Indie Fat Wreck zum Branchen-Riesen Universal gewechselt sind, war die Angst groß, dass die sympathischen Punkrocker jetzt zu verweichlichten Pop-Rockern werden könnten. Doch nichts da, die Band hat sich sogar noch weiter gesteigert und mit "The Sufferer And The Witness" nun nicht nur ihr zweites Major-Werk vorgelegt, sondern für viele auch ihr bestes Album ever gemacht. Auch für Drummer Brandon Barnes, wie er Gaesteliste.de vor dem Konzert in der ausverkauften Markthalle in Hamburg verriet.

"Ich bin sehr glücklich mit dem Album. Ich mag es mehr, je öfter ich es höre und es ist mein bisheriges Lieblingsalbum von uns. Das Songwriting ist einfach besser und es gibt eigentlich nichts, was wir im nachhinein ändern wollen. Das gab es bei uns noch nie." Man kann den guten Mann verstehen, denn auch wenn sich die Hits anfangs nicht gleich finden lassen und man erstmal Hymnen wie "Give It All" oder "Anywhere But Here" sucht, entwickelt sich das Album ständig und schnell verliebt man sich in Nummern wie "Ready To Fall" oder "Injection". Brandon sieht das genau so: "Musikalisch passiert inzwischen einfach mehr bei uns, wir sind spannender geworden und daher dauert es eben etwas, bis man es wirklich versteht. Aber das war keine Absicht, es ist einfach so passiert. Wir hatten zwei Monate Zeit für das Album, sonst waren es immer nur drei Wochen. Wir hatten einfach Zeit, verschiedene Dinge auszuprobieren." Und so können Rise Against ihren eh schon hohen Status, den sie mit dem Vorgänger "Siren Song Of The Counter Culture" erreicht haben, locker halten und vielleicht sogar toppen. Gerade für den Drummer eine wichtige Tatsache. "Alle Alben sind wichtig, nicht nur das erste. Also auch dieses, es ist das vierte und das soll zeigen, dass die ersten Scheiben keine Ausnahmen waren." Aha, die Band hat ihn also gespürt. Den Druck, den man hat, wenn Fans, Label und Freunde ein neues Meisterwerk erwarten. Doch nichts da: "Nein, wir haben keinen wirklichen Druck verspürt. Denn wir sind glücklich mit dem, was wir erreicht haben und auf welchem Level wir uns bewegen. Viele Bands verspüren den Druck und wollen zwanghaft ein anderes Album als das vorherige machen. Wir lassen uns den Spaß aber nicht nehmen und machen das, worauf wir Lust haben und genießen unseren Erfolg, der uns wirklich völlig reicht." Kein Wunder, die Konzerte sind ausverkauft, die Kritiken positiv bis euphorisch und Rise Against sicher eine der Band der Stunde. "Uns ist schon bewusst, was wir erreicht haben. Wie nehmen sehr wohl wahr, dass immer mehr Leute zu unseren Shows kommen und sind darauf wirklich sehr stolz", freut sich Brandon. Er ist ein ruhiger Zeitgenosse, der während des Interviews genüsslich seinen Kaffee schlürft und gerne lacht. "Ich denke nicht, dass ich mich durch den Erfolg verändert habe. Ich bin immer noch der Typ, der ich vor fünf Jahren war. Nur weil mir jetzt viele Leute auf die Schulter hauen, trage ich meinen Kopf nicht höher. Wir alle in der Band können den Erfolg durchaus richtig einschätzen."

Mit dem Erfolg - in den USA knackten sie die Top-Ten! - kommt auch Macht und Einfluss. Denn wenn die Band und ganz besonders Sänger Tim McIlrath jetzt etwas sagt, dann hören alle zu. Und das ist der Band und Brandon bewusst: "Wir sind zwar Rise Against, aber manchmal vergessen die Leute, dass wir auch ganz normale Menschen sind, die ihre Meinung haben, über die sie nicht reden wollen. Aber natürlich nutzen wir auch die Chance und machen zum Beispiel die Sache mit dem Video und Peta." Rise Against haben für den Song "Ready To Fall" ein recht krasses Video gemacht, in dem es unter anderem um Tierhaltung geht. Dieses Video war einigen TV-Anstalten zu hart, doch man kann es sich unter anderem auf der Homepage von Peta ansehen. "Es war unsere Idee. Wir haben das Video gemacht und als wir auf der Warped Tour gespielt haben, trafen wir Leute von Peta und so kam der Kontakt zustande." Stichwort Warped Tour. Auf dieser wurde nicht nur die Macht von Rise Against deutlich - dazu aber später mehr -, sie hat sich inzwischen auch zu einem Massen-Spekatakel entwickelt und nicht wenige Bands halten sie schon lange nicht mehr für Punkrock. The Lawrence Arms zum Beispiel haben keinen Bock mehr, auf dieser zu spielen, weil unter anderem die US Army Stände auf dem Festival-Gelände hatte. Brandon sieht dagegen das Positive an der Sache. "Sie brauchen nun mal Sponsoren, um das Ganze am Laufen zu halten. Nur so können die Fans 50 Bands für 25 Dollar sehen. Aber noch mal zur Army: Als wir vor zwei Jahren dabei waren, hat Tim jedes Mal, wenn wir auf der Bühne waren, gesagt, wie scheiße es doch ist, dass die Army auch da wäre. Denn die haben den Kids zwar erzählt, dass sie ihnen die Ausbildung bezahlen, aber leider verschwiegen, dass sie sie auch in den Irak schicken, wo sie sich ohne Grund die Birne wegballern lassen müssen. Also haben wir jeden Abend gegen die Army gewettert und irgendwann bekamen die Veranstalter der Warped Tour einen Brief von Militär, in dem stand, dass sie die Tour verlassen, weil der Sänger von Rise Against schlecht über sie redet. Ist das großartig? Wir wollen unbedingt eine Kopie des Briefes!" So viel zum Thema Macht. Die US Army flüchtet vor Rise Against. Ohne Worte.

Weitere Infos:
www.riseagainst.com
www.riseagainst.de
www.myspace.com/riseagainst
www.peta.de
Interview: -Mathias Frank-
Foto: -Pressefreigabe-
Rise Against
Aktueller Tonträger:
The Sufferer & The Witness
(Geffen/Universal)
 

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