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14.05.2010
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WALTER SCHREIFELS

Alleine. Besonders. Mysteriös.

Walter Schreifels
Er hat es getan. Das erste Mal. Walter Schreifels veröffentlichte vor wenigen Tagen mit "An Open Letter To The Scene" tatsächlich ein Solo-Album. Doch das war eigentlich nur eine Frage der Zeit, denn live war der Mister Nice Guy des Hardcores schon öfter unter seinem Namen unterwegs. "Die Solo-Shows wurden mit der Zeit langweilig, weil ich immer nur die alten Sachen gespielt habe", erzählt Walter im Gespräch mit Gaesteliste.de. "Es musste einfach was passieren. Außerdem habe ich so etwas schon länger angekündigt, irgendwann musste ich es in die Tat umsetzen." Gesagt, getan, die Platte ist klasse. "Charmant, persönlich, intim, reduziert - eindringlich und schön" nannten wir sie in unserer Rezension. Ab sofort ist Walter Schreifels auf - von Gaesteliste.de präsentierter - Tour. Wir baten ihn vorher zum Gespräch.

Und erfahren, dass sich Walter für "An Open Letter..." nicht nur von Syd Barrett, David Bowie, Attack In Black ("Ich liebe die Band!") Arthur Lee, The Kinks, Donovan, den späten Sechzigern und frühen Siebzigern inspirieren ließ, sondern dass es am Ende auch keine gewöhnliche Veröffentlichung für den Mann ist, der seit den 1980er Jahren mit unterschiedlichsten Bands zum Teil wegweisende Alben gemacht hat. "Es ist ganz bestimmt eine besondere Sache", sagt er. "Weil es der Beginn von etwas Neuem ist und weil ich das meiste selbst gemacht habe. Es hat auch etwas gedauert, bis ich mich dazu durchgerungen habe, unter meinem eigenen Namen zu veröffentlichen." Das bedeutet aber nicht, dass es nicht mehr mag, in einer Band zu spielen. Auch das hat schließlich seine Vorteile. "Der Vorteil in einer Band zu sein ist, dass es mir einfach ungeheuren Spaß macht, mit anderen Leuten zu arbeiten, die Qualitäten aus mir heraus kitzeln, die ich ohne sie gar nicht gekannt hätte. Ich mag es, dass ich beides machen kann." Derzeit eben alleine, derzeit genießt er die Situation. "Als Solokünstler kann ich einfach mal die Richtung ändern, ohne daran denken zu müssen, was das für andere bedeuten könnte. Es gibt mir die Möglichkeit, stilistisch offener und unabhängig zu arbeiten. Ich habe also Solo-Künstler einfach eine bessere Plattform und kann mich entwickeln."

Doch nicht nur sich, auch seine Musik. Der Titeltrack zum Beispiel war eigentlich als Walking Concert-Nummer geplant, konnte Herrn Schreifels aber nicht überzeugen und wurde erst durch die Solo-Shows zu der Nummer, die es jetzt auf dem Album gibt. Auch "Requiem" wurde nicht für diese, sondern eigentlich für die World's Fastest Car-Platte (eines von seinen vielen Projekten) geschrieben. Und am Ende wurden es runde zehn bezirzende Lieder, wundervolle, nachdenklich, verträumte und schöne Lieder. Meist ruhig und häufig akustisch. Und komplett ohne Hardcore-Brocken. "Es wäre schon lustig, irgendwann mal ein oder zwei richtig andere, also laute, harte Platten zu machen", meint er. "Aber derzeit steh ich mehr auf die weicheren Klänge. Außerdem ist das besser für meine Ohren." Hardcore gibt es hier trotzdem. Walter nämlich covert unter anderem Agnostic Front, "Society Suckers" hat er auch schon live gespielt. "AF sind mir als Band ans Herz gewachsen, seit ich mit ihrem Album 'Victim In Pain' aufgewachsen bin. Auf die Idee, den Song zu covern, kam ich in irgendeiner Nacht und bin noch immer glücklich darüber. Ich denke, er passt auch wunderbar auf mein Album." Ein Album, dessen Atmosphäre der Schöpfer als "ein bisschen mysteriös, manchmal witzig, aber auch aufregend und traurig", beschreibt. "Ich denke, es gibt eine Menge Gefühle und ich muss nicht sagen, dass ich damit sehr zufrieden bin."

Walter Schreifels
Wenn ein Mann wie Walter Schreifels eine Platte macht, dann schaut die Welt natürlich genau hin. Denn schließlich ist hier nicht irgendwer am Start. Und alle denken "Oh, das ist Walter, das Ding muss fantastisch werden!". Druck könnte man vermuten. Von außerhalb. Doch nein, geirrt. "Den Druck mache ich mir schon selber”, sagt er. "Ich möchte, dass jede Platte, die ich mache, wirklich großartig wird. Wobei ich sage, dass ich mich schon gebessert und manchmal durchaus Spaß daran habe."

Weitere Infos:
www.waltertown.com
www.myspace.com/walterschreifelsmusic
Interview: -Mathias Frank-
Fotos: -Pressefreigabe-
Walter Schreifels
Aktueller Tonträger:
An Open Letter To The Scene
(Arctic Rodeo/Alive)
 

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