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23.09.2011
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THE DUKE SPIRIT

Echt

The Duke Spirit
Rückschläge scheinen ebenso zu The Duke Spirit zu gehören wie das Herzblut, das die umwerfende Frontfrau Liela Moss und die Ihren seit jeher in ihre Musik stecken. So dauerte es wie schon nach dem Debüt "Cuts Across The Land" drei Jahre, bis nun mit "Bruiser" der Nachfolger des allenthalben hochgelobten Zweitwerks "Neptune" erscheint. Das neue Album beweist allerdings eindrucksvoll, dass das Knarzen im Getriebe bei den fünf Briten genau die kreative Reibung war, die für die Evolution einer jeden großartigen Band unabdingbar ist. Auf "Bruiser" präsentieren sich The Duke Spirit als eine Band, die weiß, was sie will, ohne deshalb Gefahr zu laufen, kalkuliert zu klingen. Direkter und schroffer ist der Sound geworden, aber auch erwachsener und (noch) echter. Um dorthin zu kommen, haben The Duke Spirit einen langen Anlauf genommen.

Ursprünglich hätte "Bruiser" nämlich bereits Anfang des Jahres erscheinen sollen, und deshalb lief die Promomaschinerie früh an: Zwei Tourneen in Großbritannien, diverse Festivalauftritte und eine Reihe Interviews fanden weit vor dem Erscheinen von Album Nummer drei statt. "Ja, das war schon etwas eigenartig. Um ganz ehrlich zu sein, es war richtig unangenehm", gesteht Liela im Gespräch mit Gaesteliste.de. "Es fühlt sich etwas vermessen an, Monate im Voraus über etwas zu reden, das die Leute noch gar nicht auf dem Schirm haben. Die Platte war bereits vor Monaten veröffentlichungsreif, aber zu diesem Zeitpunkt hätte sie auf einem sehr kleinen Label erscheinen müssen, und es hätte dort nicht genug Personal gegeben, das sich wirklich für das Album hätte einsetzen können. Dann hatten wir die Möglichkeit, mit Fiction zusammenzuarbeiten, und wir warteten mit der Veröffentlichung, bis sie Kapazitäten frei hatten, sich um unsere Platte zu kümmern. So lange warten zu müssen, war schon frustrierend, aber wir bei The Duke Spirit wissen, wie wichtig es ist, geduldig zu sein. Außerdem hatte die Warterei auch etwas Gutes: Der Song 'Bodies' entstand erst während der Wartezeit, und wenn wir das Album im Frühling ohne diese Nummer veröffentlicht hätten, wäre es in meinen Augen eine weniger majestätische und weniger interessante Platte gewesen."

Dass die Band sich in die Hände des Labels begeben hat, das über zwei Jahrzehnte die Heimat von The Cure war und zuletzt Snow Patrol und White Lies zu Starruhm katapultierte, überrascht auf den ersten Blick ein wenig. Schließlich hatte Liela bei unserem letzten Treffen noch von der Freiheit geschwärmt, die die Veröffentlichung von "Neptune" auf dem bandeinen Label You Are Here Music mit sich gebracht hatte. Nach den niederschmetternden Majorlabel-Erfahrungen, die The Duke Spirit mit ihrem Debüt "Cuts Across The Land" gemacht hatten, begeben sie sich nun doch wieder in die Abhängigkeit von einer größeren Firma. "Ja, das hat uns selbst auch überrascht, denn nach unseren ersten Erfahrungen hatten wir das Gefühl, dass wir in dieser Art der Geschäftswelt nicht willkommen sind", sagt Liela. "Letztlich kommt es aber immer auf die Individuen an, die du triffst. Dieses Mal fühlt es sich überhaupt nicht wie eine Geschäftsbeziehung an, da wir es mit einem Menschen zu tun haben, der unserer Musik mit Leidenschaft begegnet, mit uns bestimmte Songs und Texte diskutiert hat und sich die Band immer wieder an den verschiedensten Orten in der ganzen Welt live angeschaut hat. Wenn du mit so jemandem zusammenarbeitest, steigert das das Selbstvertrauen bei allen Beteiligten."

Selbstvertrauen, das haben The Duke Spirit en masse. Das beweist nicht zuletzt die Tatsache, dass äußere Einflüsse auf "Bruiser" keine allzu große Rolle mehr zu spielen scheinen, und das, obwohl die Band in der Vergangenheit nie einen Hehl aus ihren handverlesenen Inspirationsquellen gemacht hat. "Das ist in der Tat jetzt nicht mehr so wichtig", bestätigt die Sängerin. "Wir sind zwar immer noch sehr 'hungrig' und entdecken liebend gerne alle Arten von Musik - ich persönlich bewege mich immer noch rückwärts in der Musikgeschichte und entdecke ständig Neues -, doch auch wenn wir beim Schreiben sicherlich Platten gehört haben, die für einen Moment unsere Geschmacksnerven besonders gekitzelt haben, gibt es keine Bands, die die Arbeit am neuen Album besonders beeinflusst haben. Es gab lediglich einige Momente, in denen es um bestimmte Klangfarben ging, in denen wir Dinge sagten wie: 'Lasst uns mal versuchen, bei diesem Refrain dieses 'Robert Fripp und David Bowie'-Mäßige hinzubekommen' oder 'Ich suche nach einem Akkord, der mehr nach Roxy Music klingt', aber das war's dann auch schon."

Vielleicht auch deshalb klingt "Bruiser" im ersten Moment hörbar anders als "Neptune": Schlanker, aber dreckiger. In der Essenz, im Kern, der sich nach mehrmaligem Hören herausschält, hat das neue Album trotzdem alles, was auch auf den vorherigen Platten begeisterte. Kein Wunder, war die Band die Arbeit an der neuen Platte doch mit dem Ziel angegangen, verstärkt die Hooks in den Mittelpunkt zu rücken und den Gesamtsound minimaler zu gestalten. Für die Durchsetzung dieses Ziels kam der Ausstieg von Gitarrist Dan Higgins sozusagen gerade recht. "Zuvor waren wir ja fünf Menschen, die sich gleichzeitig um das Songwriting und die Aufnahmen gekümmert haben. Aber nachdem sich unser Gitarrist Dan verabschiedet hatte, weil er mehr Zeit mit seiner Familie verbringen wollte und keine Lust mehr hatte, endlos lange in einem Bus am anderen Ende der Welt zu hocken, anstatt ein guter Vater zu sein, haben wir entschieden, diese neue Platte zu viert in Angriff zu nehmen", erinnert sich Liela. "Das führte dazu, dass wir ganz anders kommunizieren konnten, und das sorgte für eine neue Art der Dynamik bei diesem Album. Ich denke, wir haben dieses Mal eine gewaltigere, prachtvollere Platte gemacht. Sie ist elegant und sinnlich."

Die Fokussierung in allen Bereichen hat auch zur Folge, dass sich die Botschaft laut Liela deutlicher herausschält. Ist das gleichbedeutend mit einer Aufwertung ihrer Rolle als Texterin? "Ja, es gibt einige Schlüsselsongs, bei denen ich mir mehr Zeit gelassen und das Texten ernster genommen habe. Ich bin sehr glücklich darüber, dass ich eine Sängerin und Texterin bin, aber ich habe immer ein wenig das Gefühl, dass ich dafür nicht qualifiziert bin: 'Wow, ich komme wirklich damit durch?' Ich weiß nicht, ob das, was ich schreibe, gut oder schlecht ist, ich erforsche lediglich meine Psyche." Trotzdem hat sie sich dieses Mal mehr mit dem Feinschliff der Texte beschäftigt, hat die Lyrics stärker "modelliert", wie sie selbst sagt. "Ich bin mir nicht sicher, inwieweit man das den neuen Texten wirklich anmerkt, aber 'Villian' erzählt praktisch eine Geschichte, wenngleich immer noch recht abstrakt, und bei 'Bodies' spreche ich von Dingen, die mir wirklich wichtig sind." Und das hört man der neuen Platte an. The Duke Spirit geht es nicht um Style und Oberflächlichkeit, sondern um Abwechslung und Dauerhaftigkeit, echte Emotionen und wahre Authentizität. "Bruiser" ist ihr vertontes Manifest.

Weitere Infos:
www.thedukespirit.com
www.facebook.com/thedukespirit
Interview: -Carsten Wohlfeld-
Foto: -Pressefreigabe-
The Duke Spirit
Aktueller Tonträger:
Bruiser
(Fiction/Cooperative Music/Universal)
 

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