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09.05.1999
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GLORIA

Gloria in Vitro Deo

Gloria
Gloria ist eine neue Band aus Köln. Gloria heißen Gloria, weil sich Gitarristin Babsi, die aber Barbara genannt werden möchte, das so überlegt hat. Auf die Frage, ob man denn nicht das übliche Schicksal Kölner Bands befürchtet (die sich umbenennen müssen, weil deren Namen halt doch nicht soooo genial selten waren), zuckt man eher unentschlossen mit den Schultern. Nun ist es dafür ja auch noch ein wenig früh. Der erste Gig muß erstmal absolviert werden und dann geht's an's Anbaggern der Plattenfirmen und dann - mal weitersehen.

Gloria frönen der schönen Kunst des Gitarrenschwingens. Das hört man. Zwar sind da auch Ambitionen in Richtung Keyboards, aber nur, wie Bassmann Kai erklärt, "um das Soundspektrum zu erweitern, wie das englische Bands auch tun." (Suede hört man in diesem Zusammenhang zwar nicht so gerne, widerspricht aber auch nicht großartig). Überhaupt England: Das ist das mentale Ziel der Gruppe, die sich nicht nur der Tradition der großen englischen Gitarrenbands verpflichtet fühlt, sondern auch so aussieht. Was so mitten in Köln halt doch ein wenig befremdlich wirkt. (Das erinnert an die Geschichte, wo sich Martin Carr von den Boo Radleys darüber ausließ, daß ja nur Engländer zu den Konzerten ins Luxor kämen und dann davon überzeugt werden mußte, daß das in der Tat nur so aussieht). Zugegebenermaßen muß man allerdings attestieren, daß sich die Glorias alles genau durchgedacht haben. Im politischen Überbau der Band gibt's praktisch keine Lücken. Gitarrist Jeffrey erklärt das so: "Es hat von Anfang an festgestanden, daß wir gitarrenorientierte Popmusik machen wollten. Und unser Sound ergibt sich aus der Art wie wir spielen und dem was wir mögen." Crude, but effective, wie der Franzose sagt.

Sänger André, der sich der großen Tradition der englischen Androgynen verschrieben hat (er murmelt da auch was von "Sexualität" - man macht das ja nicht zum Spaß) hat die Sache ebenfalls verinnerlicht. Den schnöden Vorwurf etwa, die Texte seien doch wenig konkret und allzu metaphernhaft, kontert er geschickt mit dem Einwand: "Storytelling ist nicht unser Ding. Das ist amerikanisch. Wir möchten unsere Texte auch offen für Interpretationen halten...und auch nicht alles von uns offenbaren."

Gloria
Musikalisch stehen Gloria zwar noch am Anfang ihrer Entwicklung, dafür haben sie aber bereits einen ziemlich coolen Sound. Das erste Demo-Tape ist im Studio des Soccer-Veteranen Christoph Schneider entstanden und bietet eine abgeklärte Melange aus 80's Sound, 70's Verspieltheit und 90's Attitüde ("können wir auch"). Zwar könnte das eine oder andere Stück ein wenig gestrafft werden, ansonsten gibt's aber erstaunlich selbstsichere musikalische Statements. Was den Gesang anbetrifft - André hat sich da nach eigenen Aussagen quasi aufgedrängt - orientiert man sich natürlich auch an den großen englischen Vorbildern. Aber: Im Gegensatz zu manchen anderen dergestalten Musikantenkonstrukten, hat man sich bei Gloria nicht auf ein Opfer eingeschossen, sondern bedient im Bereich zwischen Bowie und Morrissey allerlei Geschmäcker.

Natürlich muß in diesem Zusammenhang auch wieder die Frage nach der deutschen Sprache gestellt werden, die sich indes nicht stellt. Jeffrey erklärt das so, daß der Sound der Band nunmal nach der englischen Vokabel verlange und André bestätigt, daß - Vorbilder mal beiseite - Deutschtümelei hier nicht angebracht ist (Zum Einen weil's nicht so gut klingt, und zum anderen, weil es schwieriger ist, auf Deutsch unpeinliche Songtexte zu verfassen).

Auf die Frage nach Zukunftsvisionen - zugegeben in dieser Situation ein wenig verfrüht - gibt es dennoch eine Idee. Bassist Kai träumt nämlich (s.o.) von einer Erweiterung des Soundsprektrums durch Keyboards. Zunächst aber galt es, die eigenen Leute (= die mitgebrachte Clique) von evtl. vorhandenen Live-Qualitäten zu überzeugen. Denn - so André - bevor man sich mittels Demos den Plattenfirmen andienen will, möchte man sich zunächst mal eine Reputation als gute Live-Band erarbeiten. Sicherlich ist dies das richtige Konzept, denn allzuviele hoffnungsvolle Studio-Wunder sind schon an der Aufgabe zerbrochen, kontinuierliche Qualität abliefern zu müssen. Und das geht halt nun mal am besten live.

Weitere Infos:
www.gloria-music.de
Interview: -Ullrich Maurer-
Fotos: -Ullrich Maurer-



 

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