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29.09.2020
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DAILY THOMPSON

Keine Feierei. Nur Feierei.

Daily Thompson
Vor gar nicht langer Zeit fragten wir: Queens Of The Stone Age? Garcia und seine Kyuss-Varianten? Gar Fu Manchu? Ach kommt, sind wir doch mal ehrlich, weg damit. Die wirklichen guten Bands sind längst die kleinen, die unabhängigen, die extra-motivierten, die Bands aus den Clubs, den Kellern, den Garagen. Und außerdem: scheiß auf Klischees! So begann unsere Rezension zum neuen Daily Thompson-Album "Oumuamua", auf dem sich die Dortmunder äußerst eindrucksvoll, weil vielfältig bis eigen durch Stoner Rock Space Rock, Psychedelic und ihre Version des Rock N Roll spielen. Kurz: Wir habe die Platte abgefeiert, feiern sie noch immer und wollten wissen, was die Band selbst am meisten... feiert. Antwort: gar nicht. Sagen Mercedes (Bass) und Danny (Gitarre). "Wieso sollen wir uns selbst feiern. Wir machen Musik zwar in erster Linie für uns und wenn das, was wir machen, auch noch anderen gefällt, freuen wir uns stark, aber das sich selbst feiern ist nicht so unser Ding. Wir sind einfach rundum zufrieden, dass die ganze harte Arbeit, die wir in dieses Album gesteckt haben, auch anerkannt wird und es gefällt." Anders gefragt: Was findest ihr denn gar nicht mal so gut auf bzw. an "Oumuamua"? Antwort: "Sorry, die Frage versteh ich nicht... ;-)"

GL.de: Wenn ihr sie jetzt mal mit euren ersten Platten vergleicht, was ist, abgesehen vom Labelsticker auf der Rückseite, anders und was ist geblieben?

Bei "Oumuamua" ist es so, dass erstmals mit mehr als zwei verschiedenen Stimmungen wie auch mit viel mehr Instrumenten gearbeitet wurde. Außerdem ist es das erste Album, das wir in unserem Golden Basement, sprich Proberaum, aufgenommen haben. Wir haben uns Mikros geliehen, alles mikrofoniert, ein Kollege hat sein Pult aufgebaut und wir haben an zwei Wochenenden einfach alles live eingepielt. Die letzte Platte haben wir ja einzeln im Studio eingespielt, was man auch hört. "Oumuamua" ist roher, wir wollten den Effekt, dass man sich fühlt, als würde man mit im Raum stehen als Hörer. Außerdem hatten wir so auch keine zeitlichen Begrenzungen und sogar den "Heimvorteil". Dass Mephi mehr Gesangsparts übernommen hat, ist auch hörbar, und natürlich hatten wir noch nie knapp 13-Minuten-Songs, auch wenn es auf der "Thirsty" schon welche mit zirka acht Minuten Länge gab. Gleich geblieben ist unsere Ansicht, dass wir machen wollen, was uns Spaß macht - und das Genreübergreifend. Wir haben uns, zum Glück, nie auf ein bestimmtes Genre festgelegt.

GL.de: Ihr nutzt so viele Stile und auch Stimmungen, ohne dass das Album irgendwie überladen oder gar chaotisch wirkt, sondern trotzdem sehr, sehr rund klingt. Wie schafft man das und wie schwer war und ist das?

Wir nehmen uns wie gesagt nicht vor, ein bestimmtes Genre zu spielen oder nach dem Motto zu arbeiten "oh da müssen wir noch einen Stoner- oder Indie-Kracher drauf packen". Vielmehr ist es so, dass wir machen, worauf wir in erster Linie Bock haben. Das war so und wird auch so bleiben, sonst geht auch die Spielfreude verloren. Deshalb ist es auch nicht schwer für uns, sondern "Spaß am Sound machen".

GL.de: Wie läuft bei euch überhaupt das Songwriting und das Arbeiten ab? Jeder beteiligt sich oder gibt es feste Aufgaben? Und wird dann eher diskutiert oder gestritten oder seid ihr immer einer Meinung, so dass Entscheidungen, ob zum Beispiel ein Song gut oder schlecht ist, gar nicht gefällt müssen?

Es kommt immer drauf an. Meistens fängt es mit einem Riff auf der Gitarre an, manchmal bringt es Danny von zu Hause mit oder es passiert mehr oder weniger beim Rausgehen im Proberaum. Manchmal sitzen wir beide aber auch im Proberaum auf der Couch und testen erstmal aus, wie Bass und Gitarre harmonieren und machen verschiedene Parts. Manchmal finden wir aber auch schöne Passagen von Jams, die wir gemacht haben, und arbeiten damit. So oder so werden dann erstmal Parts und Strukturen entwickelt. Diskutiert wird dabei auch schonmal, es kann auch sein, wie bei "Cosmic Cigar" z.B., dass ein Song erstmal zur Seite gelegt wird und nach ein paar Wochen wiederbelebt wird, was dem Ganzen dann sogar eher gut tut. Dennoch gibt es auch Songs, die bereits fertig, aber unserer Meinung nach einfach noch nicht gut genug sind. Die werden dann nochmal komplett neu bearbeitet. Das ergibt sich einfach alles nach und nach. Feste Aufgaben? Danny Gitarre und Gesang, Mercedes den Bass und Matze Drums.

GL.de: Und wie sind sonst die Rollen in der Band abseits der Musik verteilt?

Es ist so, dass Danny und Mercedes alles übernehmen, was abseits der Band anfällt. Sei es Booking (in Deutschland), Labelarbeit, GEMA, Papierkram, eMails, und alles Weitere, was sonst so anfällt.

GL.de: Was macht ihr abseits der Band?

Danny und Mercedes haben sich 2016 selbstständig gemacht und eine Firma gegründet. Wir sind hauptberuflich für die Band als Musiker aktiv und machen nebenbei noch Merch-/Tourverkäufe für größere Künstler. Außerdem veranstalten wir hier in Dortmund die Konzertreihe "Check Your Head". Matze macht hin- und wieder Grafikarbeiten für andere Bands, Events oder Firmen.

GL.de: Wie viel Zeit investiert ihr in die Band?

Wie investieren sehr viel Zeit. Täglich sind es einige Stunden, selbst und ständig eben, und dazu proben wir drei auch drei mal pro Woche. Man kann also sagen, dass wir eigentlich fast unsere komplette Zeit investieren. Nebenbei sind wir auch so im Proberaum, sprich unserem Wohnzimmer, probieren Gitarren- und Bassläufe aus oder jammen alle zusammen. Solange sich das aber rentiert, macht es nicht nur Spaß, sondern wir sehen auch, dass es Jahr für Jahr immer etwas mehr bergauf geht.

GL.de: Ihr habt wenige Tage nach dem Release der Platte gepostet: "New tunes in progress!" - das war ein Scherz, oder?

Auf gar keinen Fall. Wir haben schon immer so gearbeitet, dass nach dem Album vor dem Album ist. Erstmal macht uns Sound machen viel zu viel Spaß und sich auf einer Platte ausruhen, kam noch nie für uns in Frage. Heutzutage wartet keiner auf einen und es benötigt ja auch eine gewisse Vorlauf, Zeit mit Aufnahmen, Promo und allem anderen, bis ein Album erstmal rauskommen kann. Deshalb arbeiten wir ständig an neuen Songs. Wir haben schon wieder einige Ideen, die grade entwickelt werden und schon wieder etwas anders sind. Wir machen das auch nicht daran fest, ob man nun ein Label - auch wenn wir jetzt das beste der Welt haben! - findet oder nicht, unser zweites Album haben wir einfach selbst veröffentlicht. Wir mögen selber auch Bands, die einen ordentlichen Output haben, an den von King Gizzard kommen wir zwar lange noch nicht ran, aber man will ja auch nicht drei Jahre lang das gleiche Set spielen zum Beispiel.

GL.de: Wie geht es denn jetzt mit der Band erstmal weiter? Glaubt ihr, dass ihr dieses Jahr noch mal live spielen könnt?

Also ein paar Konzerte haben wir ja schon gespielt und wenn alles gut geht, stehen im Oktober, November rund Dezember auch noch einige an. Sicher ist in diesen Zeiten leider nichts. Anstatt dass man neun Monate im Voraus plant, sind es jetzt eben zwei bis drei Wochen bis man weiß, ob ein Konzert wirklich stattfinden kann. Aber nützt ja nichts und wir sitzen auch nicht alleine in diesem Boot. Wir sind froh, dass unser Release so durchgeführt werden konnte und gut angenommen wurde und hoffen einfach darauf, dass es irgendwann wieder besser wird. Bis dahin spielen wir bestuhlt, in Rockquadraten oder wo auch sonst!

Weitere Infos:
www.facebook.com/dailythompson.band
dailythompsonband.bandcamp.com
Interview: -Mathias Frank-
Foto: -Pressefreigabe-
Daily Thompson
Aktueller Tonträger:
Oumuamua
(Nois-O-Lution/Soulfood)
 

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