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10.05.2021
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KALI MASI

Bitte lächeln

Kali Masi
Es ist erst ihr zweites Album. Aber es klingt schon nur noch nach ihnen. Nicht nach denen, nicht wie die. Nur nach Kali Masi. Und dabei so außergewöhnlich gut und vor allem vielfältig. "[laughs]" enthält zehn Songs und ist im Herzen schon Punkrock. Punkrock mit ganz viel Emotionen, eingängig, sehr, sehr kraftvoll, brutal intensiv. Dazu mischt der Chicago-Vierer etwas (Post-)Hardcore, bedient sich aber auch im Indie und Emo. Klasse Album. Wir sprachen mit Sänger Sam Porter, der die Sache ganz ähnlich sieht: "Ich finde, dass das Album wirklich vielfältig ist und sich nicht nur durch einen Song oder einen Sound darauf definiert. Deswegen bin ich stolz auf die Platte und ich liebe es, dass jeder Song dem Hörer etwas anderes und Neues bringt. Ich denke, dass diese Platte etwas Neues ist."

Was erwartest du von einer Kali Masi-Platte und von dir selbst, während du an ihr arbeitest?

Ich weiß, dass wir uns nicht mit einem wirklich schlechten oder langweiligen Song zufrieden geben werden. Selbst wenn es ein einfacher Song ist, weiß ich, dass jeder in der Band sein Ding machen wird und es interessant wird. Ich glaube, wir sind alle ziemlich begeistert davon, Platten ohne Füllsongs herauszubringen. Textlich versuche ich immer, in die Tiefe zu gehen, etwas zu finden, über das ich unbedingt sprechen möchte oder etwas, das komplex ist und ich versuche, seine Komplexität zu diskutieren, um es zu verstehen oder zu vereinfachen. Ich denke, wenn ich etwas erlebe und es schwierig ist, darüber zu sprechen, ist es eine Gewissheit, dass andere Leute es auch erlebt haben.

Ist "[laughs]" das Album, das ihr euch zu Beginn vorgestellt hat, oder hat es sich während der Entstehung von Zeit zu Zeit weiterentwickelt?

Ich glaube nicht, dass wir wirklich genau wussten, wie die Platte werden würde. Wir waren noch nicht ganz fertig, als wir ins Studio gingen, und ein ziemlich großer Teil der Texte und der Musik wurden geschrieben oder überarbeitet, während wir im Studio waren. Ich hatte eine Vorstellung von der Platte, die mehr in Richtung Indie-Rock gehen sollte, und ich erinnere mich, dass ich beim Verlassen des Studios dachte, dass es eigentlich eher eine Post-Hardcore-Platte ist. Ich dachte auch, dass die Songs klanglich "fokussierter" sein würden, als ob wir wirklich diesen spezifischen "Sound" hätten, den wir für diese Platte gewählt hätten - aber ich denke, anstatt raffinierter zu werden, ist das Album dynamischer als "Wind Instrument". Es ist so, als ob die weichen Songs viel weicher und die schweren Songs viel schwerer sind.

Wo würdest du sie in einem Plattenladen platzieren?

Vielleicht so zwischen 2000er Emo-Revival-Bands wie Hey Mercedes, Hotelier und Title Fight und 90er Sub Pop-Bands wie Sleater-Kinney und Constantines, mit ein paar Goo Goo Dolls- und Gin Blossoms-CDs oben drauf und dann ein paar Download-Codes von zeitgenössischerem Post-Hardcore wie La Dispute und Balance & Composure drüber gestreut? Ist es das, was Jazz ist?! (lacht)



Kaufst du überhaupt noch Schallplatten? Oder CDs? Oder hörst du lieber digital?

Ich höre definitiv die meiste Musik digital über Bandcamp, YouTube und Spotify - aber wenn ich etwas liebe, kaufe ich immer die LP.

Worum geht es bei "[laughs]", welche Themen haben dich inspiriert?
"[laughs]" ist eine sehr persönliche Platte, die auf meinen Erfahrungen basiert. Es geht um Selbsterkenntnis, um die Erforschung von Trauer und Verlust durch psychischen Missbrauch, Toxizität und Narzissmus in platonischen Beziehungen und es geht Männerfreundschaften.

Ist es schwieriger, ein erstes oder ein zweites Album zu machen? Und: warum?

Ja und nein. Ich glaube, manche verkrampfen sich bei einer zweiten Platte, weil die Fans vielleicht eine Erwartungshaltung oder einen Stil für deine Band haben und du es nochmal machen musst. Aber in der Kunst muss man nichts zweimal machen und man muss auf niemanden hören. So lange man also seiner Intuition folgt und etwas macht, das man wirklich liebt, ist es gut und es kann Spaß machen und muss nicht stressig sein! Ich denke, dass es wichtig ist, sich damit Zeit zu lassen. Musiker können 20 Jahre an ihrer ersten Platte arbeiten und ein Jahr später ihre zweite Platte herausbringen. Das ist ein Rezept für ein Desaster - gib dem Ganzen die Zeit, die es verdient. Das haben wir definitiv! (lacht)

Das Album erscheint auf Homebound. Wie kam es dazu und wieso nicht auf Gunner?

Wir haben 2017 "Wind Instrument" auf Take This To Heart herausgebracht und zwei Jahre später, als wir 2019 durch Europa tourten, haben wir uns mit Gunner zusammengetan und Gunnar hat uns geholfen, die Platten in Europa pressen zu lassen, was unglaublich war. Ich habe eine Menge Liebe und Respekt für Gunnar. Wir haben keine Probleme mit Gunner oder so, und ich hoffe, er hat die Sache mit Homebound nicht persönlich genommen. Ich habe diesen möglichen Konflikt eigentlich erst bemerkt, als wir anfingen, deutsche Presse zu machen und die Leute danach fragten! Wir haben Fabi, der Homebound in Hamburg betreibt, getroffen, als wir auf dem Booze Cruise Festival gespielt haben, und er war daran interessiert, uns beim nächsten Mal zu buchen. Und für uns machte es Sinn, die Platte mit der gleichen Person herauszubringen, die auch unsere Release-Touren macht.

Ihr habt Produzent Jay Maas gearbeitet, der früher bei Defeater war und unter anderem Platten von Make Do And Mend, Counterparts und Dead Swans produzierte.

Jay ist ein unglaublicher Engineer und Musiker und ein großartiger Freund. Ich kann den Einfluss, den er auf mein persönliches und berufliches Leben hatte, nicht wirklich beziffern, aber ich bin so froh, dass wir mit ihm an dieser Platte gearbeitet haben. Jay hat ein echtes Interesse daran, Kunst zu machen und musikalisch Risiken einzugehen. Wir hatten eine großartige Zeit, als wir in seinem Studio aufnahmen, in seinem Haus schliefen und abhingen. Ich werde das nie vergessen.

Okay, viele werden das fragen, aber warum "[laughs]" und nicht "laughs"?

Keiner hat das bisher gefragt! Ich habe ehrlich gesagt gedacht, dass wir viel mehr Nachfragen wegen des Titels dieser Platte bekommen würden, aber bis jetzt hat niemand etwas gesagt. Der Albumtitel ist eine Anspielung auf die Untertitel bein Closed-Captioning. Wenn etwas in Klammern steht, ist es die Beschreibung eines Geräuschs oder einer Aktion, und wenn es kursiv ist, dann passiert es im Off-Screen. So zeigt [laughs] an, dass man jemanden, der nicht anwesend ist, lachen hört. Ich fand es interessant, dass Untertitel etwas so schwer zu Beschreibendes und so Persönliches wie das Lachen eines Menschen beschreiben können, und ich fand, dass das ein so fröhliches Wort eine gute Gegenüberstellung und einen guten Tonfall für die Themen des Albums, Glück an unglücklichen Orten zu finden, darstellt.



Kannst du uns noch etwas über das Cover-Artwork erzählen?

Unser lieber Freund Chris Bauer hat das Foto für das Cover geschossen. Es ist ein Haufen ausrangierter Umzugswagen. Wir bezeichnen es als "Party-Müll". Wir dachten, dass es ein wirklich kraftvolles Foto ist und wirklich interessant aussieht. Und die ausrangierten Festwagen am Ende der Party spiegeln in vielerlei Hinsicht den Pathos der Songs wider.

Denkt ihr, dass ihr diesen Winter durch Europa touren könnt?

Wenn die Menschheit mit der Pandemie gut zurechtkommt, werden wir dabei sein. Wir haben unser ganzes Leben lang dafür trainiert, die Winter des mittleren Westens hier in Chicago zu überstehen. Ich bin sicher, wir werden uns wie zu Hause fühlen!

Weitere Infos:
kalimasi.bandcamp.com
www.facebook.com/KaliMasiBand
www.kalimasi.com
www.instagram.com/kalimasiband
twitter.com/kalimasiband
www.youtube.com/channel/UCfnyTucG1xCnyp_zzOVXnWw
Interview: -Mathias Frank-
Foto: -Michelle Johnson-
Kali Masi
Aktueller Tonträger:
[laughs]
(Homebound)
 

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