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06.08.2001
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RIALTO

Schwierige Verhältnisse

Rialto
"Hast Du jemals 'Joe le Taxi' von Vanessa Paradis gehört? Da kann man doch gar nichts gegen einen starken französischen Akzent haben! Wir haben übrigens 'Monday Morning 5:19' auch mal in einer französischsprachigen Version aufgenommen...", meint Rialto-Sänger Louis Eliot auf die Frage, was man denn davon halten solle, daß Air auf ihrem neuen Album nun öfters selbst singen und dadurch ihren breiten französischen Akzent in die Öffentlichkeit tragen. Gegen dieses Argument kann man natürlich nichts einwenden.

Fangen wir mal vorne an. 1997 waren Rialto aus England noch eine sechsköpfige Truppe, die direkt mit ihrer Debütscheibe einen Treffer landete - Louis' Art, Geschichten über Liebe und sonstige ausweglose Situationen zu schreiben, die großen Melodien, der breite Sound (oft sind Begriffe wie "cineastisch" und "Wall of Sound" gefallen), der Hit "Monday Morning 5:19", das war es, was die Band ins Gespräch brachte. Obwohl das alles wunderbar angefangen hatte, kam direkt der erste große Rückschlag: Der Rauswurf. Das Label wollte nicht mehr, die Band aber, und auch der anschließende Deal mit einem Indie-Label platzte, weil dummerweise die Ex-Firma diesen Indie übernommen hatte. So hingen die Jungs erstmal in der Luft, ließen sich aber nicht kleinkriegen und schrieben weiter Songs und veröffentlichten eine nur im Internet erhältliche Mini-LP namens "Girl On A Train".

Rialto
Mit der Unterschrift bei Eagle Records und der neuen Scheibe "Night On Earth" im Gepäck soll die Reise nun weitergehen. Dazu wurden erstmal zwei Leute aus der Band freigesetzt und die elektronischen Sounds hielten Einzug. Wie haben denn die Fans darauf reagiert? Louis: "Einige waren sicher etwas überrascht, aber bestimmte Teile sind bei den neuen Sachen gleichgeblieben, z.B. der emotionale Bezug in den Texten. Es war auch für uns als Band interessant, den Sound zu ändern, denn wir hätten auch einfach die erste Scheibe komplett wiederholen können, wir hätten die Songs nach dem gleichen Schema aufbauen können, aber wir wollten etwas neues machen, das zum Konzept des Albums paßt. Auf 'Night On Earth' geht es überwiegend um Eskapismus in einer Stadt bei Nacht, und dazu paßt nunmal ein eher elektronischer Sound mehr als der, den wir vorher hatten. Es gibt aber immer noch genug von den 'alten' Rialto in den neuen Songs, sodaß man nicht eine völlig neue Band vor sich hat." Bei unserem ersten Gespräch anno 1998 in Köln meinte Louis, er wolle gerne den Soundtrack für das Leben anderer Leute schreiben - wie steht er heute dazu? Louis: "Es ist immer noch so. Wir wollten immer schon mit unseren Songs eine Geschichte erzählen, und zusammen mit der Musik wollen wir den Leuten die Gelegenheit geben, diese Geschichten zusammen mit uns zu erleben. Den Soundtrack für das Leben anderer Leute zu schreiben, sollte das große Ziel sein, wenn man einen Song kreiert. Klar paßt dieser Soundtrack dann nicht zu jedem Leben, schon gar nicht zu dem eines Bandmanagers [lacht]. Da wir uns immer als eine Art Gang sehen, ist das auch so eine Erweiterung dieses Zusammenhalts, und wenn wir die Fans dort miteinbeziehen können, umso besser." Gab es denn mal jemanden, der ihn musikalisch und lyrisch sehr berührt hat? Louis: "Ich mag Elliott Smith sehr. Er ist in seiner Art zwar sehr verschieden von mir, denn in seinen Songs drückt er sich immer relativ vage aus, wohingegen ich meist auf den Punkt komme, aber seine Melodien sind einfach unschlagbar. Jonny und ich lieben beide 'The Sophtware Slump' von Grandaddy." Jonny: "Ich habe mir neulich die aktuelle Air-Scheibe gekauft, und bin sehr beeindruckt davon gewesen."

Und so kam das Thema dann auf den französischen Akzent. Rialto hoffen, noch in diesem Jahr für einige Konzerte rüberzukommen. Bis dahin sollte man sich unbedingt mal "Night On Earth" anhören - 11 schöne Melodien, 11 Geschichten, 11 Filme im Kopf.

Weitere Infos:
www.rialto.co.uk
Interview: -David Bluhm-
Fotos: -Pressefreigaben-
Rialto
Aktueller Tonträger:
Night On Earth
(Eagle Rock/edel)
 

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