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17.02.2003
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JOHNNY MARR + THE HEALERS

Natürliche Heilung

Johnny Marr + The Healers
"Hey, ist das nicht klasse? Eine komplette Bar ganz für mich! Zu schade, dass ich nicht mehr trinke", grinst ein entspannt wirkender Mann die beiden Gaesteliste.de-Korrespondenten in der Ice Bar des Kölner Hilton Hotels an. Es gibt nur wenige Musiker, die mit ihren Werken einen großen Einfluss auf die Musik-Geschichte ausüben, und zu diesen zählt mit Sicherheit dieser Mann, der dort in der Bar sitzt: Johnny Marr. Seine Melodien haben viele Menschenleben gerettet, haben viele Bands inspiriert und nun, fast 16 Jahre nach dem Split der Smiths, bringt der Mann das erste Album mit seiner neuen Band The Healers auf den Markt. Es wird sich an Johnnys musikalischer Vergangenheit messen lassen müssen, und auch wenn "Boomslang" vielleicht nicht das Über-Album schlechthin ist, haben Johnny Marr + The Healers mehr als nur Beachtung verdient.

GL: In den letzten 16 Jahren hat es so ausgesehen, als ob du damit zufrieden warst, eher im Hintergrund zu bleiben, sei es als Produzent oder einfach als Songschreiber und Gitarrist. Was hat dich denn dazu bewegt, nach all dieser Zeit den Schritt nach vorne zu wagen und jetzt die zentrale Figur der Band zu sein?

JM: Nachdem ich mit Bernard Sumner das letzte Electronic-Album ["Twisted Tenderness", 1999] gemacht habe, hätten wir uns eigentlich nur noch wiederholen können - es ist ein gutes Album, und ich denke, es ist eine Art letztes Kapitel der Band in der Hinsicht, dass wir alles, was es als Pop-Band zu sagen gibt, gesagt haben. Die einzige Möglichkeit, sich nicht zu wiederholen, wäre Instrumental-Musik gewesen, sei es aggressiv oder cineastisch oder einfach Soundtrack-mäßig. Aber das wollte ich zu diesem Zeitpunkt nicht unbedingt machen. Ich war mehr an energischen Gitarren interessiert, und an dem Gitarren-Sound, wenn man alle Regler nach rechts stellt. Auf dem Electronic-Album gibt es Stücke wie z.B. "Haze" oder "Prodigal Son", die schon etwas in diese Richtung gingen. Wie das immer so ist, zumindest in meinem Fall, habe ich dann wieder die richtigen Leute zum richtigen Zeitpunkt getroffen - ich habe damals Zak Starkey [Drums] in New York City getroffen, und ich wusste vorher nicht, dass er ein Drummer war. Er war einfach nur ein englischer Typ in einem Fahrstuhl, der ein nettes Gesicht und einen netten Vibe hatte. Ein Glück war es eine lange Fahrt, sonst wären wir jetzt nicht hier! Wir hatten beide Sportschuhe an, wir trinken beide nicht, wir kamen in's Gespräch und setzten uns zu einer Tasse Tee zusammen. Als dann klar wurde, dass wir beide Musiker waren, hingen wir oft zusammen herum, und wir haben uns dann dazu entschlossen, zurück nach Manchester zu gehen und einfach zu jammen - so etwas hatte ich zuletzt gemacht, als ich 14/15 Jahre alt war. Ich wollte immer nur Songs schreiben und sie dann spielen. Zwischen Zak und mir war diese Freundschaft und die Chemie stimmte einfach sofort - so etwas hatte ich schon immer gespürt, mit jeder Band, die ich gegründet hatte, auch lange vor den Smiths, als ich in Schulbands gewesen bin. Und ich habe es einfach im Gefühl, wenn alles zusammen passt, und ich wollte diese Gelegenheit natürlich nicht vorübergehen lassen. Wir haben dann ein paar meiner neuen Songs gespielt, und es war einfach genauso, wie bei vielen jungen Leuten: "Hey, lass uns eine Band gründen!" Ich wurde immer wieder darauf angesprochen, endlich mal ein Solo-Album aufzunehmen, aber ich wollte mich einfach nicht darauf einlassen, weil ich damals der Meinung war, dass es wohl eine Art Gitarren-Instrumental-Projekt werden würde, und diese Vorstellung hatte mir überhaupt nicht gefallen, denn zu meiner musikalischen Natur gehört eher die Pop-Kultur und Rock-Songs. Ich hatte nicht wirklich Lust dazu, irgendwo in einem Hinterzimmer über einem Sampler zu hocken und dabei Gras zu rauchen. Auf dem letzten Electronic-Album hatte ich schon damit angefangen, ein paar Vocal-Melodien und Songtexte zu schreiben, und als ich mit Zak gespielt hatte, kamen immer mehr Ideen hinzu. Kula Shaker haben sich damals gerade getrennt, und Alonza [Bass] eilte der Ruf eines guten Musikers voraus, also haben wir ihn gefragt, ob er bei uns einsteigen wollte. Der letzte Teil war dann, dass ich - wie ich es immer mache - auf der Suche nach jemanden war, der die Songs singen sollte. Nach einer Detektiv-Arbeit habe ich dann ein paar Typen gefunden und wir haben sie zur Probe eingeladen - sie konnte alle bestens singen, aber nacher meinten Zak und Alonza zu mir, dass sie eigentlich keinen neuen Sänger haben wollten - sie wollten es lieber so lassen, wie es war, also mit mir als Sänger. Das habe ich mir dann knappe 36 Stunden durch den Kopf gehen lassen, und es war wie im Comic - der Engel auf der einen Schulter sagte zu mir: "Ja, klar, mach' es! Hör' auf deine Freunde!" Und der Teufel auf der anderen Seite: "Hey, du bist Johnny Marr! Sowas kannst du nicht machen!" Ich habe den beiden dann gesagt, dass sie die Klappe halten sollen und habe mir die Songs so angehört, wie es immer mache, wenn ich eine andere Band produziere: Mit kompletter Objektivität, und ich lasse mich dabei außen vor. Und als ich mir das alles anhörte, dachte ich: "Hey, der Typ klingt ziemlich gut! Und vor allem passt das alles perfekt zusammen!" Tja, somit bin ich also der Sänger geblieben, und habe dann direkt meinen Manager angerufen: "Okay, ich singe von nun an. Ich will, dass alle Möbel weiß sind, ich will Schwäne, ich will überall Blumen und ich will so einen Pudel, wie ihn Mariah Carey hat! Aber keine Angst, das alles wird mich nicht verändern!" Harharhar...

GL: Als Gitarrist und Mann im Hintergrund hast du schon einiges an Aufmerksamkeit bekommen, wie sieht es denn jetzt als Frontmann aus? Und wer hat denn entschieden, dass die Band Johnny Marr + The Healers heißen sollte, und nicht einfach nur The Healers?

JM: Wenn ich von der Band rede, dann immer nur von den Healers. Die Entscheidung, meinen Namen hinzuzufügen, wurde von der Band, dem Label und vom Management getroffen. Das ist aber soweit in Ordnung, denn wenn wir z.B. an einem Sonntag Abend in Cleveland auftreten würden, und da stünde nur "The Healers" auf dem Plakat, würden wahrscheinlich 150 Leute weniger kommen, und da wir momentan nur in Clubs spielen, die Platz für maximal 200 Leute haben, macht es natürlich schon einen Unterschied. Und die Sache mit der größeren Aufmerksamkeit als Frontmann - nun, es ist eigentlich nur dann anders als zuvor, wenn ich auf der Bühne stehe, denn Dinge wie Interviews, Presse etc. sind mir ja schon länger bekannt. Aber das alles fühlt sich sehr natürlich an, und deswegen weiß ich auch, dass es richtig ist. Auch die Entscheidung, wieder mir dem Smiths-Manager Joe Moss zusammen zu arbeiten, war sehr natürlich, denn wir haben eine großartige Partnerschaft aufgebaut.

GL: Inwieweit beeinflusst denn die Tatsache, dass du auf der Bühne nun auch singen musst, dein Gitarren-Spiel?

JM: Ja, auf der Bühne ist es schon schwierig, denn viele Dinge, die ich spiele, beanspruchen viel Konzentration. Außerdem sind auf der Platte mehr Gitarren-Spuren vorhanden, als wir anfangs hatten. Da habe mich natürlich erstmal bei den Jungs bedankt...harharhar... Live haben wir noch einen jungen Gitarristen namens James Doviak dabei, aber ich werde nach wie vor die wichtigen Dinge spielen. Denn es ist meine Band! [grinst] Wenn James bei den Proben gerade auf ein großes Riff hinzusteuert, muss ich ihn erstmal abwürgen...harharhar...als wir gerade dabei waren, uns richtig einzuspielen, bekamen wir die Einladung von Oasis, als Support auf deren Shows aufzutreten. Ich hätte es unverschämt gefunden, dieses Angebot abzulehnen, also haben wir zugesagt und es war eine interessante Übung. Wir sind vor Leuten aufgetreten, die uns nicht kannten, und wenn, dann wussten die meisten nur, dass ich in einer Band mit jemanden von Kula Shaker war! Aber das war genauso, wie ich es mochte. Es war fast so, als ob man in einer jungen, frischen Band war und das Publikum überzeugen musste - und zwar ohne Presse, ohne Hype, sondern einfach nur mit der Musik. Also haben wir teilweise vor 45 000 Leuten gespielt. Damals hatte ich mir die perfekte Live-Band so vorgestellt, dass wir auf jeden Fall noch ein paar Mädels dabei haben sollten, und wir hatten dann eine Bekannte von mir als Percussionistin auf der Bühne, außerdem sollten die Gitarren richtig rocken und eine großen, fetten Sound veranstalten. Das hat sich aber inzwischen wieder geändert, was wohl auch darauf zurückzuführen ist, dass ich nach diesen Oasis-Shows Songs mit Beth Orton geschrieben habe und kurz darauf mit Neil Finn durch Neuseeland getourt bin. Besonders die Shows mit Neil waren großartig, bei denen wir mit drei Gitarristen auf der Bühnen standen - mit dabei war Ed O'Brien von Radiohead. Mir hat besonders dabei gefallen, wieder etwas anders Gitarre zu spielen, mehr auf Melodien bedacht, also eigentlich so, wie man es von mir bisher kannte. Und das habe ich dann auch mit in die Aufnahmen zum Healers-Album gebracht, wohl auch deswegen, weil mich bei den Finn-Shows viele Leute zum ersten Mal live gesehen haben und begeistert davon waren, wie ich gespielt habe, und es hat sich klasse angefühlt. Wenn ich in fünf Jahren zurückblicke, kann ich sagen, dass auf meinem ersten Solo-Album alles ohne Agenda entstanden ist, besonders was das Gitarren-Spiel angeht. Bisher habe ich mich immer mit Musikern getroffen, um evtl. neue Elemente in mein Spiel einzubringen, also etwas zu entstehen zu lassen, was vorher nicht da war, aber diesmal habe ich alles seinem natürlichen Lauf überlassen. Wenn etwas im Studio typisch Johnny Marr-mäßig geklungen hatte, habe ich zum ersten Mal alles so gelassen und nichts mehr verändert. Es sollte alles ohne festgelegte Ziele passieren, es sollte alles auf natürliche Art und Weise entstehen.

Johnny Marr + The Healers
GL: Viele Musiker sagen, dass sie Musik eigentlich nur für sich selbst machen, und wenn es anderen Leuten gefällt, ist das ein netter Bonus. Wie siehst du das?

JM: Ich denke, die meisten Leute machen Musik für ihre Freunde. Das ist großartig, solang du coole Freunde hast. Ich habe immer Musik für Leute gemacht, die sie genauso empfindet wie ich. Ich bin nun schon eine so lange Zeit dabei, und es kommen immer wieder Leute aus allen Teilen der Welt auf mich zu und sie verstehen was ich mache, auf eine wunderschöne Art. Diese Leute sind wie ich. Okay, ich bin manchmal im TV, oder manchmal auf der Bühne, aber es ist diese Verbindung von ähnlichen Denkweisen - davon handelt übrigens der Song "InBetweens". Ich vermute, dass ich für Leute singen kann, die wie ich sind, die glücklich sind, zwischen kulturellen und demographischen Stereotypen zu sein, zwischen harter Wissenschaft und Metaphysik, zwischen Mann und Frau, zwischen schwul und hetero, zwischen Buddhismus, Hindu, Scientology, New Age - einfach vorurteilsfrei zwischen all diesen Dingen. Was ich mit den Jahren gelernt habe, ist, dass Leute, die in innovativer oder kreativer Kunst erfolgreich sind, von anderen Leuten erkannt und entdeckt werden, man braucht es ihnen nicht zu sagen, dass sie diese Leute mögen sollen - vor allem nicht durch die Medien. Letztendlich empfehlen die Medien diese Künstler viel zu spät - jeder hat dann schon lange davon gehört. "Hey, ich habe da viele gute Dinge über Badly Drawn Boy gehört!" "Achja? Den kenne ich schon ewig, und habe schon lange sein zweites Album..." "Oh, wirklich?" Und auf einem großen, gesellschaftswissenschaftlichen Level gibt es Leute, die sich für metaphysische Dinge interessieren, sei es Carlos Castaneda, Carl Jung. Menschen, die sich für viele Dinge interessieren. Das sind Leute wie ich, und für sie mache ich Musik. Von manchen kenne ich die Namen, viele kenne ich nicht. Aber das ist wirklich der Grund, warum ich das alles mache, und so war es schon immer. Wenn du jung bist, gibt es die Frustration, dass man nicht gehört wird. Man denkt, dass es da draußen viele Leute gibt, die deine Musik mögen könnten, weil es etwas Neues ist, das niemand anders hat. Ich habe mir immer gesagt, dass ich mir darüber nicht den Kopf zerbrechen soll, auch wenn ich weiß, dass alles geradlinig ist - ich wollte aber auch kein anarchischer Musiker sein, der Industrial Noise macht, obwohl ich mir durchaus Sachen wie Throbbing Gristle anhören konnte. Aber das wäre nicht meine Welt gewesen, denn ich möchte lieber mit Leuten kommunizieren, die eine gute Melodie mögen. So war ich eigentlich schon immer, nur damals war ich halt frustiert, dass mich keiner gehört hat. Das behalte ich immer im Kopf, und ich versuche, den Zynismus in Grenzen zu halten. Alle Künstler - seien es Musiker, Fotografen, Schriftsteller - haben drei Prioritäten: 1. Sie wollen gehört/gesehen werden. 2. Sie wollen ihre Rechnungen bezahlen können. 3. Sie wollen bekannt sein und/oder sie wollen Mädels haben. Ich kann mich sehr gut daran erinnern, wie es war, so zu sein. Und wenn Leute mich fragen, ob ein großer Druck auf mir lastet oder ob ich überhaupt noch Lust habe, immer wieder über die Smiths zu reden, dann ist dies die Antwort darauf. Ich weiß, wie es ist, frustiert zu sein und man muss die Dinge relativieren.

GL: Ist es dann nicht ein schönes Erlebnis oder sogar eine Erleichterung, wenn man vor Leuten auftritt, die nicht deine musikalische Vergangenheit kennen?

JM: Ja, wenn Leute nicht diesen Ballast haben, ist es toll. Ohne euch jetzt nahetreten zu wollen, aber die Leute, die diesen Ballast immer wieder hervorbringen, sind Journalisten, und nicht die Leser. Die Leser sind hoffentlich damit beschäftigt, über Godspeed You Black Emperor zu lesen, und Boards Of Canada zu hören. Und dann werden sie wieder mit alten Fakten zugepackt - die meisten Journalisten hängen sich immer wieder an bestimmten Sachen auf, vielleicht waren viele einfach von Morrisseys lyrischem Talent sehr angetan. Aber das Publikum ist meist aufgeweckter, viele Journalisten sind es nicht.

GL: Und könnte es dann nicht zu einem Ego-Problem werden, wenn man schon so lange im Geschäft ist, einen großen Einfluss auf die Musik allgemein hatte, dann vor 45 000 Leuten spielt, und nur ein geringer Teil davon kennt einen?

JM: Nein, nicht wirklich, denn es wäre sicherlich merkwürdiger, vor 45 000 Leuten zu spielen, die mich kennen, denn ich bin solche Dimensionen nicht gewohnt. Ich habe vor 80 000 Leuten gespielt, die gekommen waren, um die Band zu sehen, in der ich gerade spielte, die Pretenders. Ich habe vor 120 000 Leuten gespielt, von denen viele die Pretenders kannten, aber eigentlich wegen U2 dort waren. Und ich habe vor 300 Leuten gespielt, die die Healers sehen wollten und keinen Ton von uns kannten. Es ist einfach nur eine Bühne für mich. Daher wäre es wirklich seltsam, wenn 45 000 Menschen nur mich sehen wollten, denn ich bin so etwas einfach nicht gewohnt. Mit den Smiths haben wir oft vor 15 000 Leuten in den Staaten gespielt, und meistens war ich eine Stunde lang vor dem Gig auf dem Klo und habe gekotzt. Heute liege ich einfach auf der Couch und entspanne mich...

GL: Du hast in der Vergangenheit mit so vielen verschiedenen Künstlern zusammengearbeitet - relativierst du diese Projekte oder Bands, d.h. überlegst du dir, mit welchen Leuten etwas sehr interessant war, oder einfacher, mit der Musik klarzukommen, oder machst du die Sachen alle einfach deshalb, weil sie dir Spaß machen?

Johnny Marr + The Healers
JM: Erstens ist es Spaß, denn ich liebe, was ich mache. Es gab bisher nur drei Situationen, in denen ich eingeladen wurde, eine Session zu spielen und wo ich den Künstler erst dort im Studio zum ersten Mal getroffen hatte. Die erste war mit Bryan Ferry, ich war so ungefähr 20/21, die Smiths waren noch aktiv, und er kam zu uns in's Studio - wir haben extra vorher noch aufgeräumt und uns ordentlich zurecht gemacht, denn wir waren einfach Fans und wollten einen guten Eindruck machen. Das war schon ein beeindruckender Moment. Die zweite Session war mit den Talking Heads. Das hat mir sehr geschmeichelt, denn alleine schon der Gedanke "Talking Heads und ich" war sehr interessant. Die dritte Session war mit Beck - genau aus demselben Grund wie mit den Talking Heads, dass "Beck und ich" interessant klingen würde. Das andere Szenario war da schon gewöhnlicher - man hat mit Leuten zusammen gespielt, die man sowieso schon kannte, mit denen man auch befreundet war und die dich dann gefragt haben, bei bestimmten Sachen mitzuspielen, weil sie deinen Stil dort hören wollten. Als die Smiths das erste Album gemacht haben, habe ich mit Quando Quango gespielt, Mike Pickerings erster Band, produziert von Bernard Sumner, mit dem ich sehr gerne gearbeitet habe. Als wir unser zweites Album gemacht hatten, habe ich mit Everythig But The Girl gespielt, bei unserem dritten Album habe ich mit Kirsty MacColl und Billy Bragg gespielt. Ich habe also immer schon vielen verschiedenen Leuten gespielt. Nach meiner Zeit bei The The hatte ich aber keine Lust mehr darauf, in einer Band zu sein. Als ich bei The The war, habe ich eine Single mit den Pretenders aufgenommen und einige Shows mit ihnen gespielt, dann habe ich mit Bernard Sumner das Electronic-Album gemacht. Während der Electronic-Zeit habe ich mit K-Klass gespielt und habe Songs mit Ian McCulloch geschrieben. Dazu kommen noch viele andere Sachen, an die ich mich jetzt gar nicht mehr so richtig erinnern kann, es sei denn, man legt mir jetzt meine Diskographie vor. So hatten viele Leute wohl den Eindruck, dass ich sehr lange in keiner Band war - The The war die letzte Band, in der ich war, und es war die beste persönliche Erfahrung, die ich in der Musik gemacht habe. Da war diese Freiheit, und ich konnte mit Menschen zusammenarbeiten, die mir sehr ähnlich waren, und es gab keinen Bullshit, da hat sich niemand in sein verdammtes Hotelzimmer eingeschlossen und sich geweigert, herauszukommen. Daher wollte ich erst wieder in einer Band sein, wenn auf persönlicher Ebene alles stimmt, wenn der Bassist genauso wie ich eine Vision hat, wie es mit der Band weitergehen soll, ebenso soll der Drummer seine Vision von der Band haben, aber natürlich nicht die, dass er seiner Frau erzählen kann, dass er in einer Band mit Johnny Marr spielt! Also habe ich einfach auf die richtigen Leute gewartet.

GL: Die richtigen Leuten sind ja nun glücklicherweise gefunden - irgendwelche letzten wichtigen Worte?

JM: Es mag sich anhören wie ein Hippie-Konzept, aber ich wünschte mir, dass die Leute einfach aufmerksam genug sind, unser Album neben dem von Supergrass, The Vines, Primal Scream oder Simply Red - nee, ist nur ein Scherz! - anhören, und zwar so, als ob es eine neue Band wäre, mit einem neuen Sänger, neuem Gitarristen, neuem Bassisten und neuem Drummer. Einfach auf diese Weise annehmen und das Album für eine Weile in sein Leben lassen. Wenn man sich mit der ganzen musikalischen Vergangenheit belastet, verpasst man einfach ein gutes Stück Unterhaltung.

Weitere Infos:
www.jmarr.com
Interview: -David Bluhm -
Fotos: -Pressefreigaben-
Johnny Marr + The Healers
Aktueller Tonträger:
Boomslang
(iMusic/Pias/Zomba)
 

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