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04.06.2003
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DELAWARE

Kleidung für Gefühle

Delaware
Delaware kommen aus Norwegen und haben sich wie viele andere Bands aus Skandinavien der großen Melodie, dem Drama und den epischen Rock-Elaboraten hingegeben. Auf dem Debüt-Album "...And Everything Reminds Me" wurde alles aufgefahren, was eine große Produktion verlangte, inklusive Streicher und flächdeckendem Keyboard-Einsatz. Dass dabei die Gesangs-Melodie nicht zu kurz kam, darauf haben Richard Holmsen (voc, guitar), Jon Frederik "Joffe" Torgersen (guitar) und Petter Laugerud (drums) besonderen Wert gelegt, schließlich sind die vorrangigen Ziele der Band Melodien und Gefühle.

Es ist schon recht mutig, direkt bei einem Debüt-Album alles auf eine Karte zu setzen und alles pompös zu produzieren - es nimmt fast schon Embrace'sche Ausmaße an. Aufgenommen wurde das Album in Berlin, eine Entscheidung, die auch damit zu tun hatte, dass die Band ein gewisses "deutsches" Element in ihrer Musik einbauen wollte. Richard: "Georg Kaleve hat eine großartige Arbeit geleistet, und das Album klingt genauso, wie wir uns das vorgestellt hatten. Dieses 'deutsche' Element ist der Einsatz von Keyboards - aber das war sowieso Teil unserer Vorstellung, wie alles klingen sollte. Gitarren, Keyboards, groß und breit." Was hat es denn mit dem Album-Titel auf sich? Richard: "Als wir in Berlin das Album aufgenommen hatten, hatten wir natürlich unsere persönlichen Sachen dabei, sei es Instrumente oder Klamotten, und ab und zu kamen halt so Gedanken daran auf, woher man die Sachen hat und wo man selbst eigentlich herkommt, und das hat viele Erinnerungen hervorgerufen. Man könnte das auch ein wenig als Heimweh bezeichnen." Heimweh nach Drammen, einer Durchfahrts-Stadt in der Nähe von Oslo, die nach Aussage der Band für den Außenstehenden wahrscheinlich die hässlichste Stadt der Welt ist, aber wenn dort sein ganzes Leben verbracht hat, kann man auch die schönen Seiten entdecken.

Dort, "in der Mitte von irgendwo" (Joffe), entstehen die meisten Songs, die Band ist dort ständig auf der Suche nach Melodien und Gefühlen, die es in Songs umzusetzen gilt. Richard ist verantwortlich für die Texte, die ihm nach eigener Aussage manchmal regelrechtes Kopfzerbrechen bereiten, schließlich sollen sie eine Aussage haben, sie sollen ihm helfen, mit seinen Gefühlen fertig zu werden. Hat es diese Heransgehensweise direkt von Anfang an gegeben? Richard: "Mit Delaware hat alles 1999 angefangen - davor haben wir alle in anderen Bands gespielt, zum Teil war die Musik viel dunkler und melancholischer. Wir haben aber keinen einzigen Song von unseren ehemaligen Bands in Delaware eingebracht, wir haben direkt von Anfang an ein halbes Jahr lang neue Songs geschrieben, und standen erst danach mit der neuen Band auf der Bühne. Die Songs auf dem Album stammen also aus der Periode 1999-2002. Früher haben wir Songs im 6-7-Minuten-Format geschrieben, bei Delaware wollten wir aber alles früher auf den Punkt bringen, in 3-4 Minuten. Und wir haben uns sehr viel mehr auf die Gesangsmelodien gestürzt, denn es liegt mir sehr am Herzen, dass ich meine Gefühle in Melodien und Worte ausdrücken kann. Das konnte ich aber erst so richtig bei Delaware umsetzen."

Delaware
Die Live-Umsetzung folgt dann auch einem klassischen Muster - das, was man auf Platte groß und breit eingespielt hat, wird auf der Bühne gegen einen lauteren Gitarren-Sound eingetauscht. Joffe: "Wir benutzen zwar die Samples im Hintergrund, aber die Gitarren spielen dann natürlich schon eine größere Rolle..." Richard: "...wenn denn alles auch funktioniert!" Joffe: "Ohja, wir hatten neulich eine Support-Show für Briskeby gespielt, und irgendwie hat komplett alles nicht geklappt. Der Sound war mies, die Instrumente verstimmt, und es dauerte den ganzen Abend an. Aber sowas nimmt man gerne in Kauf, wenn man dann ein paar Wochen später wieder vor 400 Leuten auf der Bühne steht und wirklich alles reibungslos läuft." Richard: "Bei unseren Shows in Norwegen sind komischerweise sehr viel mehr Mädchen als Jungs im Publikum...ich weiß auch nicht, woran das liegt..." Falls jemand wissen möchte, wie die Verteilung bei den Konzerten in Deutschland aussehen wird, der sollte sich dann auf jeden Fall mal zu einem der Gigs im Juni begeben. Wer wegen der Musik hinmöchte, ist natürlich auch sehr willkommen...

Weitere Infos:
www.delawaremusic.de
Interview: -David Bluhm-
Fotos: -Pressefreigaben-
Delaware
Aktueller Tonträger:
...And Everything Reminds Me
(Columbia/Sony Music)
 

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