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30.03.2005
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LOW 500

Zusammen abheben

Low 500
Der Name könnte - besonders für Indie-Fans - schnell in die Irre führen: Hier geht es weder um ein Side-Project von Low, noch um eine Reinkarnation von Galaxie 500. Vielmehr ist Low 500 ein neues Band-Projekt, das aus dem Kern der mittlerweile eingestellten Punkband Superfan hervorgegangen ist. Doch halt: Es geht auch nicht um Punk. Sascha Beck und York Bandow haben es sich vielmehr auf die Fahnen geschrieben, einen eigenen Stil in die Welt zu setzen. Das heißt: Genau genommen ist das eher zufällig so gekommen.

Doch lassen wir das Sascha lieber mal selber erklären. Und fangen wir mal mit der Namensgebung an: "Am Anfang haben wir noch ohne Schlagzeuger ziemlich Low-Fi angefangen", erzählt Sascha, "als wir dann darüber nachdachten, wie wir uns nennen sollten - 'Low-Fi' ging ja wohl nicht - sind wir auf Low 500 gekommen, was somit ein Wortspiel ist." Was übrigens nichts mit dem Hund auf dem Cover zu tun hat. Den hat man einfach hergenommen, weil man sich als Band nicht so in den Vordergrund drängen wollte. Der Hund sah einfach cool aus. Musikalisch haben die Jungs - wie gesagt - nicht viel mit Punk zu tun. Das liegt zum einen daran, dass mit Jean Geiler ein veritabler Keyboarder dabei ist und zum anderen an einem ganz anderen musikalischen Konzept, das viel mit Improvisation und Jam-Sessions zu tun hat. Und so ist die Musik von Low 500 dann rhythmusbetont, wavig, mit jeweils einer Prise Pop, Glam und Psychedelia. Die unerbittliche Motorik kommt aber eher vom Krautrock, oder? "Das hast du schön gesagt", stimmt Sascha dazu, "unsere Lieblingsband ist nämlich Can. Unbewusst sehen wir uns sicher ein wenig in der Krautrock-Tradition." Warum vermeiden denn Low 500 fast akribisch Melodien im klassischen Sinn? "Das ist eine gute Frage", überlegt Sascha, "ich schreibe nämlich Songs zu Hause auf der akustischen Gitarre. Wir haben Anfangs versucht, in diese Richtung zu gehen, weil ich Dinge dieser Art liebe. Es hat aber irgendwie nicht gefruchtet, die Songs haben nicht funktioniert. Unsere Musik entsteht wirklich auf einem weißen Blatt Papier und es entwickelt sich alles daraus. Wenn wir Melodien haben, dann kommen die eher vom Synthie. Wir haben es darauf angelegt, alles sehr einfach und klar zu halten, weil Instrumente Luft zum atmen brauchen. Deswegen haben wir auch bewusst auf Verzerrer verzichtet und sind in diese trockene Richtung gegangen. Und unser Schlagzeuger hat uns zudem inspiriert, weil er diesen sehr harten Beat hat, den wir ziemlich scharf fanden. Wir mögen auch diese New Wave Sachen, die sehr kantig und sehr straight sind." Es geht also nicht darum, mit einer - sagen wir mal - Fingerübung Prinzipien umzusetzen (wie z.B. John Lennon bei "Tomorrow Never Knows")? "Das machen wir auch", meint Sascha, "wir stellen uns hin und dann spielen wir einfach los und dann nehmen wir das, was uns gefällt, worauf wir fliegen, und ich fange dann an, darauf zu improvisieren. Ich denke mir irgendwelche Wörter aus und dann singe ich etwas und dann überlegen wir, wie sich daraus ein Text erzeugen lässt. Die Musik muss dann wieder dazu passen. Sagen wir mal, es geht um das Thema Liebe - dann muss musikalisch etwas schönes kommen - da kann man dann keine harten Riffs spielen. Ich lasse mich dann wieder von der Musik zu weiteren Textzeilen inspirieren. Das geht dann Stückchenweise so weiter." Was sagt denn der Leadgitarrist Bandow dazu, dass Musik wie diese eigentlich gar keinen Leadgitarristen braucht? "Auch das ist eine gute Frage", meint Sascha, "denn Bandow ist ein Super-Gitarrist, der eigentlich vom Blues kommt. Er hat sich aber bislang nie frustriert geäußert. Ich denke, dass Bandow sich zurücknimmt, weil es dem Song gut tut. Ähnlich wie Joseph Beuys, der sich irgendwann bewusst von der Malerei zurückgezogen hat und nur noch minimale Sachen gemacht hat. Es geht ja auch immer um das Band-Feeling. Wir inspirieren uns gegenseitig. Das gilt auch für unseren Schlagzeuger, Marokko, der uns mit seinem Stil total geprägt hat. Bevor er zu uns kam, waren wir z.B. sehr viel Hippie-mäßiger."

Low 500
Welche Funktion haben denn die Texte in solch einem Zusammenhang? Sascha deutete es ja bereits an: Musik und Text entstehen irgendwie zusammen. Aber diverse Titel - z.B. der Verweis auf das Psychopharmakum "Dominal 80-T" deuten ja auch an, dass durchaus reale Elemente einfließen, oder? "Ja, das stammt aus der Bandgeschichte", verrät Sascha, "unser ehemaliger Bassist hatte irgendwann einmal eine Psychose bekommen und Medikamente dafür verschrieben bekommen. In dem Track geht es aber nicht so sehr um das Medikament selber, sondern um den Party-Alltag als solchen. Es ist auch eine Art Dankensrede an ihn. Es ist auf jeden Fall so, dass es in meinen Texten Verweise auf die Wirklichkeit gibt. Sogar politische Referenzen, wie z.B. in 'Gesture' - allerdings ohne Namen zu nennen. Man muss George Bush ja heute auch gar nicht mehr mit Namen nennen. Es gibt auch Lieder über die Liebe oder auch über die Hilflosigkeit." Es geht aber nicht darum, dass hier Musik gemacht wird, um Texte an den Mann zu bringen? "Nein, das geht alles Hand in Hand", erläutert Sascha, "es ist auch nicht so, dass ich persönlich als Songwriter den Anspruch habe, eine großartige Message zu haben. Ich denke da wirklich mehr an die Musik. Das ist bei mir auch so, wenn ich selber Musik höre. Wenn ich mir allerdings die Platte anhöre, dann höre ich auch eine Botschaft. Ich bin dann selber verwundert, dass es mir aus der Seele entspricht und dass es letztlich auf eine magische Weise entstanden ist." Nun ist Low 500 ja - wie angedeutet - ein Band-Projekt, bei dem sich alle Beteiligten mehr oder minder intensiv einbinden. Warum ist denn Sascha auf dem Innencover ganz alleine abgebildet? "Also wir haben ganz, ganz viele Fotos gemacht", ist Sascha bemüht, dies zu erklären, "und das Foto, das du da siehst, hat einfach am besten gepasst. Das Foto ist schön schlicht, was zu unserer Musik passt. Es hat nichts damit zu tun, dass ich der Chief bin. Und der Nasa-Anzug, den ich da trage, der hat ja auch ein wenig mit unserer Musik zu tun, die ja ein wenig spacig ist. Wenn wir zusammen abheben, dann sind wir nämlich manchmal schon in anderen Universen. Das hat dann schon gut gepaßt." Zusammen abheben kann man mit Low 500 auch auf der anstehenden, von Gaesteliste.de präsentierten Tour. Dort solle es dann - so verspricht Sascha - alles noch eine Portion härter, lauter und energischer zugehen - natürlich mit einer Prise von all dem, was Low 500 auszeichnet. Und das ist ja eine ganze Menge...

Weitere Infos:
www.low500.com
Interview: -Ullrich Maurer-
Fotos: -Pressefreigaben-
Low 500
Aktueller Tonträger:
High Commissioner
(Hazelwood Vinyl Plastics)
 

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