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DEVASTATIONS
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So far, so gut
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Wenn die inzwischen in Berlin heimisch gewordenen Devastations in der letzten Woche vor Weihnachten in unseren Breiten live spielen, können sie das in dem guten Gewissen tun, alles richtig gemacht zu haben. Nachdem das australische Trio schon für sein selbstbetiteltes Debüt vor zwei Jahren - damals noch mit "The" vor dem Namen - allenthalben hymnische Kritiken eingefahren hat und anschließend ausgiebig mit den Seelenverwandten Dirty Three und Tindersticks auf Tournee gegangen ist, setzt die Band auf dem neuen Werk "Coal" ihren Weg unbeirrt fort.
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Oder, wie der Kollege Ullrich Maurer es unlängst in seiner Rezension an dieser Stelle ausdrückte: "Da wäre zunächst mal Conrad Standishs eigentümlich unterschwelliger Gesang, der wohl den Tindersticks zusagte, die sie als Support als Tour einluden. Und dann ist da Tom Carlyons ziemlich dymamischer Gitarren-Einsatz: Von hingehauchten Akkorden bis hin zu beinahe gewalttätigen Soli mit verzerrten, verfremdeten, komprimierten Gitarrensounds, die in die Songs einbrechen wie ein Tsunami (und manchmal auch ein wenig überschwappen), hat er das ganze Spektrum des alternativ angehauchten Schrammelkönigs drauf. Dazu kommen die eigentümlichen Stories zwischen Drama und Zynismus, die ebenfalls eine spezielle Devastations-Note darstellen."
Eine Beschreibung der Band, in der sich die Musiker durchaus wieder finden können. Nur mit dem ebenfalls in unserer Rezension angeführten Vergleich mit den Go-Betweens kann sich Sänger Conrad Standish nicht so recht anfreunden. "So sehr ich die Go-Betweens auch respektiere - ich würde nicht sagen, dass wir auch nur ein bisschen wie sie klingen. Vermutlich kommen die Vergleiche daher, dass sie auch Australier sind. Für meinen Geschmack klingen wir wie niemand außer uns selbst, aber das ist eine Antwort, die man an dieser Stelle erwartet, oder?"
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Für viele Bands heute scheint bereits der Weg das Ziel zu sein. Die Arbeit im Studio erscheint wichtiger als die fertige Platte. Wenn man bedenkt, dass die Devastations seit ihrem letzten Werk auch mehrere Jahre verstreichen ließen, könnte man auf die Idee kommen, sie dem gleichen Schlag Bands zuzuordnen. "Die Entstehung der letzten beiden Platten hat sehr lange gedauert, aber das lag vor allem daran, dass wir kein Geld hatten und nur in kleinen Schüben aufnehmen konnten", erklärt Conrad. "Das hatte allerdings auch Vorteile, denn so hatten wir Zeit, unsere Ideen zu entwickeln. Sogar wenn ich die Platten jetzt höre, denke ich manchmal: 'Wenn wir nur dies oder das anders gemacht hätten', aber im Großen und Ganzen waren wir sehr zufrieden damit, einen so langen Zeitraum zur Verfügung gehabt zu haben. Beim nächsten Mal soll es allerdings schneller gehen."
Mit den New Yorker Clogs oder der früher bei These Immortal Souls aktiven Genevieve McGuckin wurden Devastations auf "Coal" von einer Reihe namhafter Künstler bei den Aufnahmen unterstützt - und waren teils richtiggehend überrascht von den Beiträgen ihrer Kollaborateure. "Meiner Meinung nach waren Padma Newsomes Streicherarrangements mit Abstand der spektakulärste Beitrag eines Gastes", sagt Conrad. "Niemand von uns hätte vorhersagen können, was er sich ausdenkt. Wir würden liebend gerne weiter mit ihm zusammenarbeiten."
Dass die Band die Vorweihnachtszeit nicht daheim im australischen Sommer verbringt, sondern auf Tournee in der kalten und dunklen Wahlheimat Deutschland, mag man fast schon als Antwort auf unsere letzte Frage werten, dennoch: Der Umzug nach Berlin hat das Trio zwar das "The" im Bandnamen gekostet hat, ansonsten gibt es aber nichts zu bereuen? "Nein, rein gar nichts", erwidert Conrad. "Das 'The' war inzwischen einfach unpassend und nahm zu viel Platz ein. Und richtig, seitdem das 'The' weg ist, laufen die Dinge besser für uns. Vielleicht lassen wir als nächstes auch noch das 'Devastations' fallen und werden so groß wie U2."
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Weitere Infos:
www.devastations.net
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Interview: -Carsten Wohlfeld- Foto: -Pressefreigabe-
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Aktueller Tonträger: Coal (Beggars Banquet/Indigo)
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