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THE GET UP KIDS
 
Enjoy the moment
The Get Up Kids
Drei Jahre haben uns Robert Pope, Jim Suptic, Ryan Pope, James Dewees und Matthew Pryor auf den Nachfolger ihres von den Fans viel geliebten Breakthrough-Albums "Something To Write Home About" warten lassen, eine Zeit, die zwar mit einer Endlos-Tournee und dem schönen Rarities-Album "Eudora" verkürzt wurde, aber trotzdem war am Ende dieser Phase kaum mehr etwas, wie es früher war. Statt Emo-Bands wie The Promise Ring oder Braid (ganz zu schweigen von Fugazi) halten auf dem neuen, letzten Sommer veröffentlichten Album "On A Wire" nun plötzlich soundtechnisch eher Bands wie R.E.M. in ihrer Mitt-80er-Phase oder die späteren Werke der Replacements als Inspirationsquelle her, und als Gaesteliste.de Gitarrist/Sänger Jim und Schlagzeuger Ryan unlängst vor ihrem ausgezeichneten Konzert in der Bochumer Zeche zum Gespräch treffen, schwärmen uns die zwei etwas von den Zombies, den Raspberries, den frühen Bee Gees oder Carole King vor.
Und die könnten weiter nicht von dem emotionsgeladenen Gitarrenrock entfernt sein, den die meisten Anhänger des Quintetts aus Kansas City, Missouri, von der Band erwarten, nein, verlangen. Kein Wunder, dass die zwei über die positive Albumkritik zu den neuen Tönen auf "On A Wire" bei Gaesteliste.de ziemlich glücklich sind. "Es ist gut, mit jemandem wie dir zu reden: Die meisten anderen Interviewer fragen sofort: 'Warum ist eure neue Platte eigentlich so Scheiße, wo doch die alten ganz und gar nicht Scheiße waren?'", erklärt Ryan. Trotzdem lautet natürlich auch unsere erste Frage: Wie kam es zu solch einschneidenden soundtechnischen Veränderungen, gerade, wo das Publikum die alten Sachen doch offensichtlich liebte? "Ich denke, es war einfach Zeit für eine Veränderung", sagt Ryan ohne Zögern. "Zum einen hat sich unser Musikgeschmack gewandelt, zum anderen haben wir schon zwei Jahre, bevor die Platte nun letztendlich erschien, damit begonnen, Songs dafür zu schreiben. Das Ganze war also ein sehr natürlicher Prozess. Zwischen der letzten und dieser Platte liegen ja drei Jahre, und weil uns ständig nur auf Tour zu sein langweilte, haben wir angefangen, unglaublich viele neue Songs zu schreiben, bei denen es einzig und allein darum ging, dass sie anders sein sollten als die auf der letzten Platte. Wenn ich mir meine Lieblingsbands anschaue - die haben sich auch alle ständig verändert..."

Trotz der großen Anzahl an Songs, die für die neue Platte zur Auswahl standen, sei es allerdings kein Problem gewesen, sich auf die zwölf Stücke zu einigen, die letztendlich auf "On A Wire" zu finden sind. Neu dabei sei nur gewesen, dass die Band dieses Mal sechs Meinungen unter einen Hut bringen musste, denn erstmals arbeitete das Quintett mit einem externen Produzenten, Mischpult-Größe Scott Litt, zusammen. "Für uns war das keine große Sache. Wir wollten es einfach mal ausprobieren, weil wir noch nie mit einem Produzenten von außerhalb zusammengearbeitet hatten. In gewisser Weise war das so, als wenn du ein neues Mitglied in die Band aufnimmst. Der Produzent hat auch seine eigene Meinung, seine eigenen Argumente - das war eine ziemlich seltsame Situation für uns. Es hat ja letztendlich prima funktioniert, aber wir haben aus dieser Erfahrung viel gelernt. Wir werden sicher auch in Zukunft mit einem Produzenten arbeiten, aber es muss nicht unbedingt jemand mit einem so guten Ruf wie Scott sein." Dass die neue Get-Up-Kids-Platte in den USA des Öfteren mit Matt und Roberts Side-Projekt The New Amsterdams verglichen wird, kann Jim übrigens rein gar nicht verstehen und schiebt das einfach auf die Tatsache, dass vielen bei den Stichworten "Akustikgitarre" und "Get Up Kids" nun mal die etwas gedämpfteren Töne der New Amsterdams in den Sinn kommen. Und auch Kritiktern, die zu analysieren versuchten, ob nicht unter der poppigeren Oberfläche von "On A Wire" doch noch der alte Geist der Get Up Kids schlummert, erteilen die zwei eine klare Absage. "Ich denke, da hat sich jemand zu viele Gedanken gemacht, so analytisch gehen wir gar nicht an die Sache heran", wehrt Ryan ab. "Unsere Band war noch nie gut darin, irgendwelche Spielchen mitzumachen. Das Ganze 'Okay Jungs, wir brauchen drei potentielle Singles, am besten eine Coverversion, legt mal los' war nie unser Ding! Wir sind - je nach Sichtweise - entweder zu dumm oder zu smart, um da mitzumachen."

Auch wer denkt, den fünfen sei es schwer gefallen, live auf der Bühne eine Balance zwischen den alten und den neuen Songs zu finden, liegt falsch. "Ich finde, die neuen Songs machen sich sehr gut in unserem Live-Set, es ist so viel dynamischer geworden. Sie klingen auf jeden Fall besser, was auch daran liegt, dass wir jetzt bessere Musiker sind und bessere, anspruchsvollere Songs schreiben können. Die neuen Sachen sind weniger chaotisch, mehr Groove-orientiert", erklärt Jim, und Ryan ergänzt: "Die neuen Songs sind in der Tat viel dynamischer als die alten Immeraufdiezwölf-Rocksongs, die wir früher draufhatten." Diese Veränderungen haben nicht zuletzt damit zu tun, dass die Get Up Kids inzwischen älter sind. "Wenn du ein Teenager bist, hast du Spaß daran, beklemmende Musik zu hören, weil dir die ganze Welt auf den Keks geht. Jetzt haben wir eine andere Sicht der Dinge, und deshalb machen wir auch andere Musik. Wir sind jetzt nicht mehr so verbittert und viel weniger zynisch", sagt Jim und gibt als derzeitiges Motto schlicht und ergreifend "Enjoy the moment!" aus. So einfach kann das manchmal sein!

The Get Up Kids
Trotzdem heißt das nicht, dass die Get Up Kids nicht zu ihrer Vergangenheit stehen würden. Die alten Songs tauchen ja weiterhin in Massen im Liveset auf, und auch ihre alten Lieblingsplatten hören die Amerikaner selbstverständlich auch heute noch gerne, wie uns Jim bestätigt, als wir ihn nach dem auslösenden Moment für seine Rockstar-Karriere fragen. "In dem Moment, in dem ich Fugazis 'Waiting Room' gehört habe, war mir klar: Genau das will ich machen, und am nächsten Tag haben wir die Band gegründet! Ähnlich war es, als ich Nirvana das erste Mal live gesehen habe. Da schoss mir durch den Kopf: Das will ich für den Rest meines Lebens machen", erinnert sich Jim, der wie alle Bandmitglieder davor allerdings schon im Jugendalter auf den sanften Druck der Eltern hin eine klassische Musikausbildung begonnen hatte. "Meine Eltern haben mich gezwungen, Klavierunterricht zu nehmen. Damals habe ich es gehasst, aber inzwischen bereue ich, dass ich das nicht intensiver genutzt habe", erzählt Ryan abschließend und fügt als Seitenhieb auf den jahrelang klassisch ausgebildeten Get-Up-Kids-Keyboarder James an: "Aber natürlich kann dir das auch zum Nachteil gereichen. Es gibt Leute, die sind so gut, dass sie einfach über das Ziel hinausschießen. Sie verlieren den Blick für die simplen Dinge bei einem Song, ihnen fehlt das Gefühl für die Seele des Songs. Das ist ganz einfach nicht Rock N Roll."
Weitere Infos:
www.thegetupkids.com
Interview: -Carsten Wohlfeld-
Fotos: -Pressefreigaben-
The Get Up Kids
Aktueller Tonträger:
On A Wire
(Vagrant/Motor Music/Universal)

 
 

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