Gaesteliste.de Internet-Musikmagazin
Banner, 468 x 60, ohne Claim



SUCHE:

 
 
Gaesteliste.de Facebook Gaesteliste.de Instagram RSS-Feeds
 
Interview-Archiv

Stichwort:



 
LYGO
 
Unvergleichlich
Lygo
Ende. Aus. Vorbei. Lygo werden jetzt nicht mehr mit anderen verglichen. Andere werden jetzt mit Lygo verglichen. "Lygophobie" heißt ihr neues Album, ist voll gepackt mit Punkrock und nur mit Punkrock. Politisch, clever, sehr intensiv, sehr wütend, wild und melodisch. Alles, was man braucht. Das Album? Ein Muss. Es ist das dritte Album der Band, die aus Bonn stammt und aus Simon, Jan und Daniel besteht. 2014 erschien "Sturzflug", 2018 folgte "Schwerkraft", jetzt "Lygophobie". Schlagzeuger Daniel Roesberg hat produziert, es gibt ein Solo und ein Klavier. Aber es gibt vor allem und immer: Lygo. Nur Lygo. Wir haben Gitarrist und Sänger Simon Meier befragt.
GL.de: Was fasziniert euch genau an dem, was ihr macht? Warum spielt ihr genau diese Musik, was bedeutet sie euch?

So ganz lässt sich das wohl kaum in Worte fassen. Wir sind im frühen Jugendalter auf Punkrock und ähnliche Musik gestoßen und dann nach und nach auch auf Bands, die auf Deutsch gesungen haben und die musikalisch und textlich auch mal um die Ecke gedacht haben. Irgendwie hat uns das angefixt. Uns war klar, dass wir solche Musik nicht nur hören, sondern auch selbst machen wollen und dann haben wir Lygo gegründet. Diese Musik, aber auch das Drumherum, die Freundschaft untereinander, das gemeinsame Unterwegssein, das Besuchen von Konzerten anderer Bands, Leute über die Musik kennenzulernen, bedeutet uns alles schon viel.

GL.de: Habt ihr euch ganz generell eigentlich selbst musikalische Grenzen gesetzt und so was wie ein Klavier im Intro ist eine Ausnahme oder wäre rein theoretisch alles möglich, solange es euch gefällt?

Es gibt keine ausgesprochenen Regeln, was geht und was nicht. Das diskutieren wir für jede Idee im Einzelnen. Wir haben schon den Anspruch, dass wir mit Lygo musikalisch und inhaltlich irgendwie eine nachvollziehbare Geschichte von Platte zu Platte und von Tour zu Tour erzählen. Das meine ich aber nicht im Sinne eines durchdachten Konzeptes. Es ist halt so eine Balance, einerseits bei dem zu bleiben, was für uns gut funktioniert und sich andererseits nicht zu wiederholen.

GL.de: Wie einig seid ihr euch beim Songwriting und Musikmachen und wie einig müsst ihr euch am Ende sein? Reicht auch mal ein 2:1 oder müssen wirklich immer alle drei alles sehr gut finden?

Wenn sich einer von uns gar nicht mit einer Idee anfreunden kann, wird die verworfen - so ist es halt. Es gibt aber schon Songs und Texte, mit denen Jan, Daniel und ich in unterschiedlichem Ausmaß was anfangen können. Und es wird auch schon mal um Ideen diskutiert und gerungen und dann können sich auch Meinungen ändern.

GL.de: Wie haben sich euer Songwriting, die Arbeit und vielleicht auch euer Geschmack von Album 1 bis Album 3 geändert?

Beim Songs schreiben sind wir schon sorgfältiger und überlegter geworden. Beim ersten Album "Sturzflug" haben wir Songs und Texte kaum überarbeitet. Alles, was irgendwie die Länge eines Songs hatte, wurde schnell für fertig erklärt und das hört man der Platte auch an. Außerdem hatten wir keine richtige Möglichkeit, die Songs mal testweise aufzunehmen, bevor es ins Studio ging. Das ist mittlerweile ganz anders. Von manchen Songs, wie zum Beispiel "Schockstarre", gab es mindestens fünf Demoversionen, bevor wir die tatsächliche Albumversion aufgenommen haben. Dadurch konnten wir viel besser abschätzen, was uns gefällt und was wir noch überarbeiten wollten. Unser Geschmack ändert sich natürlich auch ständig. Wir hatten Bock, dass die Songs sich stärker voneinander unterscheiden. Außerdem sagt uns dieses durchgängige Schreien, wie wir das früher gemacht haben, nicht mehr so zu. Wir probieren, mehr mit Melodien zu singen und das Singen am Anschlag eher gezielter einzusetzen.

GL.de: Und wie haben eure ersten beiden Alben den Sound auf "Lygophobie" beeinflusst?

Vor "Lygophobie" haben wir alles mit unserem Freund und Produzenten Nico Vetter aufgenommen. Als wir 2013 unser erstes Album "Sturzflug" eingespielt haben, hatten wir gar keine Ahnung, wie sehr man sich um Sound und Produktion und die Arbeitsweisen drumherum Gedanken machen kann. Nico hat da schon sehr viel zu beigetragen, dass wir sowas wie einen eigenen Sound finden konnten. Mit jeder Platte, die man so aufnimmt, hat man ja eine weitere Referenz, wo man rückblickend feststellen kann, was einem gut gefällt und was man auch mal anders probieren könnte. Eine Sache, die wir dieses Mal etwas anders als bisher gemacht haben ist, dass wir viele Songs gemeinsam eingespielt haben, anstatt die Instrumente nacheinander zu machen.
GL.de: Was gefällt euch auf oder an "Lygophobie" denn besonders gut, gibt es Highlights oder persönliche Favoriten oder braucht es dafür noch etwas Zeit?

Wir haben zum ersten Mal die Produktion als Band selbst übernommen und sind schon sehr zufrieden damit, wie das gelaufen ist. Für Daniel war es die erste Albumproduktion, wo er sowohl Schlagzeug gespielt als auch Aufnahme und Mix übernommen hat. Jan freut sich, dass wir einen Song mit dem Titel "Fight Club" auf dem Album haben. Wir wollten schon länger mal irgendwo eine Anspielung auf den Film unterbringen. Mir gefällt, dass jeder Song ein recht klares Thema hat und trotzdem noch viel Raum für Interpretation da ist. Mein aktueller Favorit ist wohl "Warmes Bier & Kalter Kaffee", ich mag vor allem die Gitarrenmelodie, aber auch die Mischung aus der Zurückhaltung in den Versen und dem Refrain, der ziemlich nach vorne geht.

GL.de: 2019 habt ihr eine Pause angekündigt. Wäret ihr vielleicht noch immer in dieser, wenn es Corona nicht gegeben hättet?

Kann schon sein. Wir haben zwar schon Ende 2019, also bevor Corona hier zum Thema wurde, erste neue Songideen gesammelt, aber wenn wir nicht so wenig Ablenkung gehabt hätten, hätten wir das Album wohl erst später aufgenommen. Im Endeffekt war es mit drei Jahren zwischen den Alben und zwei Jahren ohne Konzerte gar keine lange Pause und dass wir wirklich nichts gemacht haben, waren nur wenige Monate. Aber fürs Gefühl war es wichtig, dass die Möglichkeit da war, uns die Zeit zu nehmen, die wir brauchen.

GL.de: Würde das Album auch "Lygophobie" heißen, wenn ihr nicht Lygo heißen würdet?

Nein, auf das Wort wären wir wahrscheinlich gar nicht gestoßen und selbst wenn, hätte ja die Mehrdeutigkeit mit dem Bandnamen gefehlt, die es für uns erst interessant gemacht hat.

GL.de: Sind Texte wichtiger oder die Musik?

Das lässt sich ja irgendwie kaum getrennt betrachten, aber wenn es drauf ankäme, würden wir wohl eher instrumentale Musik machen, als dass wir Gedichte schreiben würden. Vielleicht würden wir aber auch keins von beidem machen, haha.
GL.de: Zwölf Jahre Lygo, drei Platten. Wie seht ihr euch da – als alte Hasen oder irgendwie doch immer noch als relativ frisch am Start?

Dadurch, dass wir schon so früh im Jugendalter angefangen haben, sind wir jetzt was das Alter angeht sicher noch keine alten Hasen. Und davon abgesehen halt eine komische Mischung aus schon ziemlich viel als Band erlebt haben und sich irgendwie trotzdem ständig fühlen, als wäre alles neu und aufregend.

GL.de: Abgesehen von Corona: Wie zufrieden seid ihr gerade mit der Band, dem Umfeld, eurem Erfolg und dem Ausblick nach vorne?

Alleine schon die Tatsache, dass es uns noch gibt, ist für uns etwas Besonderes. Wir machen seit über zwölf Jahren zusammen Musik. Die wenigsten Bands, die sich im Jugendalter gründen, halten so lange. Irgendwie hatten wir bisher immer den Drang, mit Lygo weiterzumachen. Wir haben ein super Umfeld von Leuten, mit denen wir zusammenarbeiten und die sehr gut verstehen, was wir machen. Auch das ist absolut nicht selbstverständlich. Und wir haben gerade mit neuer Platte eins unserer größten eigenen Konzerte gespielt, nach zwei Jahren Live-Pause. Irgendwie sind immer noch Leute da, die sich für unsere Musik interessieren und vielleicht werden es sogar noch mehr. Besser geht es ja nicht.

GL.de: Wurde es eigentlich schon mal versucht, euch von Kidnap abzuwerben und unter welchen Umständen könnte so ein Versuch Erfolg haben?

Also von Abwerben kann wohl kaum die Rede sein. Kidnap Music passt super zu uns, die Größe des Labels, die Art des Umgangs, das Umfeld mit den anderen Bands - das ist alles cool und kein Grund für uns über irgendwelche Umstände nachzudenken.

GL.de: Warum gibt es im Punk eigentlich so wenig Feature Gäste und mit wem würdet ihr gerne mal musizieren?

Das ein oder andere Feature haben wir auch schon gemacht, aber klar, ist nicht so super verbreitet. Realistische Ideen, was wir cool fänden, teile ich hier mal nicht, will ja keine Überraschung kaputt machen. Aber mit der US-amerikanischen Band Cloud Nothings würde ich gerne mal was zusammen machen. Das kann ich sagen, weil es eh nicht passieren wird.
Weitere Infos:
www.facebook.com/lygoband
lygoband.de
twitter.com/lygoband
www.instagram.com/lygoband
lygo.bandcamp.com
Interview: -Mathias Frank-
Foto: -Sebastian Igel-
Lygo
Aktueller Tonträger:
Lygophobie
(Kidnapmusic/Cargo)
jpc-Logo, hier bestellen

 
 

Copyright © 1999 - 2024 Gaesteliste.de

 powered by
Expeedo Ecommerce Dienstleister

Expeedo Ecommerce Dienstleister