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MUFF POTTER
 
Einer ins Töpfchen, einer ins Kröpfchen...
Muff Potter
Als Gaesteliste.de letztes Jahr auf Muff Potter traf, hatte unser Korrespondent festgestellt, dass die Band ungeduldig und geil war - ungeduldig deswegen, weil sie soeben eine neue Platte fertig eingespielt hatte, und geil, weil sie ebenso klingen würde. Doch es vergingen noch einige Monate, und jetzt, nach einem neuen Plattenvertrag mit Universal Music, ist es auch endlich soweit, dass sich der Rest der Menschheit auf neues Muff Potter-Material freuen kann. Vielseitig ist sie geworden, die Song-Auswahl - von der ruhigen Akustik-Nummer bis hin zum Punkrock - alles da, was man immer so an der Band geliebt hat, dazu noch Texte, die die Welt braucht, und ja, die Songs sind so, wie sie damals beschrieben worden sind: geil. Sänger Nagel hatte noch einiges mehr im Gaesteliste.de-Interview über "Von wegen" zu erzählen...

419 Konzerte später

"Wir haben schon sehr viel gelernt, aber wir mussten auch sehr viel lernen - wir waren nämlich sehr schlecht. Wir haben da einfach die Band gegründet, ich hatte noch nicht mal eine eigene Gitarre und wir haben sofort angefangen, Konzerte auch außerhalb zu spielen, wir haben in unserem Heimatort Rheine eigentlich fast nie gespielt und wir wollten immer unbedingt wegfahren. In den ersten fünf bis sieben Jahren ging es bei Muff Potter auch sehr wenig um die Qualität des Konzerts - es ging darum, einfach wegzufahren, aus dem Scheißkaff rauszukommen, auf Tour zu sein mit seinen Freunden, 'ne Sause zu machen und dabei auch noch zu spielen. In den letzten fünf Jahren haben wir da schon angefangen, uns darüber klar zu werden, dass das Wichtigste am Tag letztendlich diese 60 oder 70 Minuten sind, die man auf der Bühne steht. Von daher haben wir viel geprobt und uns überlegt, wie man Songs anders arrangieren könnte und sowas. Was wir in diesen 419 Konzerten gelernt haben, ist auf jeden Fall unsere eigene Qualität zu finden und darauf zu achten, dass es auch gut ist, was wir da machen. Ich habe mir z.B. vor ein paar Jahren mal vom Ingo von den Donots beibringen lassen, wie man sich warmsingt - weil man dann einfach besser singt und es einfach auch mehr Spaß macht, auf Tour und nicht heiser zu sein. Ingo macht das z.B. so, dass er kaum Alkohol trinkt, er redet ganz wenig und direkt nach der Show nimmt er sich einen Schal und geht so schnell wie möglich pennen. Und das funktioniert bei mir z.B. nicht - dann würde ich krank werden und hätte das Gefühl, nicht richtig dabei zu sein. Bei mir funktioniert das dann schon eher so, dass dann auch gefeiert wird, aber ich achte natürlich trotzdem darauf, dass ich verünftig singen kann. Brami, unser Schlagzeuger, braucht halt total viel Schlaf - ansonsten spielt er richtig scheiße. Da tickt jeder in der Band irgendwie anders. So eine Tour ist schon eine Herausforderung - die anstehende ist eigentlich genauso gebucht worden, wie ich es eigentlich nicht haben wollte. Ich hatte nur zwei Vorgaben: 1. Münster am Ende der Tour. 2. Die Partystädte nicht nacheinander und nicht am Anfang der Tour. Und wie geht die Tour los? Münster, Hamburg, Berlin! Da kommen einfach die besten Menschen der Welt, die wir kennen - die wohnen halt in Münster, Hamburg und Berlin, und man freut sich die zu sehen und die sagen 'Hey, ich habe einen sauguten Plan! Wir gehen noch in die und die Kneipe, um fünf Uhr treffen wir noch Frauke in diesem anderen Club!' Man denkt so, ja scheiße, und dann gucken die so einen mit den Hundeaugen an und man will ja eigentlich auch, aber man weiß, dass es eigentlich anders laufen sollte. Da werde ich mir für diese Tour auch mal etwas überlegen müssen..."

Laisser-faire

"Wir sind eine sehr intuitive Band, und weil wir schon so lange zusammen sind, uns sehr gut kennen und als Band und Menschen auch schon sehr selbstbewusst sind, wissen wir eigentlich schon sehr gut, was wir wollen und verlassen uns sehr stark darauf, was sich gut anfühlt und was nicht. Gleichzeitig sind wir auch immer bereit, Sachen auszuprobieren, um dann anschließend vielleicht zu sagen, das war nicht cool und das machen wir nie wieder - aber dann weiß man, worüber man redet. Wir sind jetzt keine Band, die erstmal eine Verweigerungshaltung an den Tag legt - zumindest sind wir diese Band nicht mehr, das war natürlich früher, als man 16 war, noch etwas anders, klar. Wir haben als Band auch nie irgendwie ein Ziel gehabt - ich habe die Band gegründet, da war ich 16, war gerade in der 11. Klasse vom Gymnasium oder so, und ich dachte, das Größte wäre mal, irgendwie ein Konzert zu spielen und eine Single rauszubringen! Von daher gibt es diesen Masterplan bei dieser Band nicht, sondern es ist immer mehr geworden. Das ist so ein Leitmotiv dieser Band und ich verlasse mich da immer sehr stark auf mein Gefühl."

Herangehensweise an das neue Album

"Mit dieser Platte gibt es einen Riesenbruch bei der Herangehensweise. Wir haben die Songs in sehr, sehr kurzer Zeit geschrieben, und auch wenn ein Song nicht fertig war, haben wir ihn zur Seite gelegt und mit dem nächsten angefangen statt immer einen komplett fertig arrangieren zu wollen. Da haben wir in der Vergangenheit gemerkt, dass man solche Songs auch schnell totdenkt noch bevor man sie aufgenommen hat. Außerdem haben wir zum ersten Mal eine Platte mit jemanden aufgenommen, der auch schon auf der vorherigen dabei war - Niko Potthoff, mittlerweile einer meiner besten Freunde. Das ist auch ein riesiger Unterschied, denn für eine Band geht im Studio immer so sauviel Zeit drauf was die Kommunikation angeht. Wir sind Autodidakten, wir können keine Noten lesen und sind keine Studio-Typen, und dann dauert es immer so lange, bis man sich verständigt hat und weiß, was der andere meint. Das war halt diesmal nicht der Fall, denn Niko kannten wir ja bereits von der letzten Platte. Und das ist auch ein ganz wichtiger Punkt, warum diese Platte - meiner Meinung nach - so gut klingt. Niko ist halt auch Autodidakt, und ich finde das echt sehr bereichernd, dass er ein DIY-Typ ist wie wir auch, weil so Studio-Typen erzählen dir irgendwas von Frequenz-Bereichen wenn du die Gitarre einspielst, und Niko sagt dann: 'Ja, wenn ich das so richtig laut mache, muss das so klingen, als ob da jemand mit 'ner Säge mein Ohr absägt!' Und das verstehe ich schon sofort. Auf solch einem Level unterhält man sich, und das passt für uns als Band eigentlich sehr gut."

Muff Potter
Einflüsse durch andere Platten während der Aufnahmen

"Bei 'Feuerficker' war es ganz klar der erste Song von der Sunny Day Real Estate-Platte 'How It Feels To Be Something On' - der erste Song 'Pillars' ist einer der vielleicht besten Songs, die jemals aufgenommen wurden. So sollte das vom Gefühl her sein. Also, unser Song klingt vielleicht nicht wie der von Sunny Day Real Estate, vom Songwriting ist es auch nicht genauso, aber so von der Stimmung - so ein bisschen düsteres Flair, überall klimpert im Hintergrund noch etwas herum, das war auf jeden Fall der Pate für das Lied. Gerade, wenn man so Riff-basierte Rock-Musik macht, kommt es im Proberaum schnell zu dieser Situation, dass man denkt, ach Mist, das Riff hat es schon so oft gegeben, das klingt so wie das und das, aber das haben wir irgendwann mal abgelegt - wenn man so eine relativ gefestigte Band ist, die so ihren Sound hat, dann habe ich so immer die Sicherheit, egal was für ein Riff das ist, das vielleicht gerade ein bisschen wie Jimmy Eat World klingt, es wird nachher wie Muff Potter klingen, wenn wir es spielen. Anscheinend funktioniert das Konzept 'Nicht-Konzept', denn ich finde jetzt nicht, dass die Platte jetzt besonders nach einer bestimmten Band klingt oder so. Ich habe einfach immer versucht, dass alles so klingt, wie es für den Song am besten ist - und wusste natürlich nicht, ob das alles immer so zusammenpasst. Ich habe einfach mal darauf vertraut, dass es schon zusammenpassen wird, und das tut es für mich jetzt auch. So ein Song wie 'Bring dich doch selbst nach Haus' war eigentlich ein komplett arrangierter Band-Song, mit Schlagzeug, Klavier, mehreren Gitarren, mehreren Gesängen und Chören, und irgendwie haben wir dann gemerkt, dass der Song am besten so ganz reduziert funktioniert, einfach abgefuckt, ohne doppelte Gitarren, kein gedoppelter Gesang - ich habe den Gesang sogar nochmal neu aufgenommen, weil er einfach zu schön war! Da war wirklich jeder Ton getroffen, richtig super, aber das passte irgendwie nicht mehr zum Sound. Da habe ich das einfach nochmal in einem Rutsch aufgenommen, so wie er jetzt auf der Platte ist, da gibt es ein paar Stellen, wo der Gesang etwas wegbricht und nicht ganz auf dem Ton landet - aber genau so wollte ich das auch haben, für's Gefühl. 'Punkt 9', '22 Gleise später' und 'Feuerficker' waren so ziemlich die letzten Songs, die wir aufgenommen hatten, und da wussten wir vorher überhaupt nicht, wie die wohl klingen werden. Irgendwie sind es die besten Lieder geworden, vielleicht auch deswegen, weil wir einfach nicht die Zeit hatten, die irgendwie zu zerdenken. Ich freue mich total über dieses spontane Musikmachen - aus jedem Scheiß einfach ein Lied machen. Das macht total Spaß und so will ich jetzt für immer Musik machen! Da habe ich Bock drauf, das habe ich jetzt endlich für mich gefunden. Einfach nicht mehr soviel drüber nachdenken, einfach machen. Aber man darf dabei natürlich nicht vergessen, dass dabei mindestens 50 Prozent totale Scheiße ist! Wir haben wahrscheinlich die schlimmsten Lieder unserer Karriere... Karriere, was für ein Wort! Wir haben also wahrscheinlich die schlimmsten Lieder unserer Band-Geschichte gemacht, aber naja, aber dann schmeißt man die halt weg."

Das Wichtigste

"Das Wichtigste, was man über unsere neue Platte wissen sollte, ist, dass sie am gleichen Tag erscheint wie die neue Single von den Cardigans, die den besten Titel aller Zeiten hat: 'I Need Some Fine Wine And You, You Need To Be Nicer'. Und um noch ein Rätsel aufzulösen: Der einzige Grund, warum wir den Plattenvertrag bei Universal unterschrieben haben, ist der, dass wir jetzt offiziell Label-Mates von den Cardigans sind! Also, am 7.10. in den Plattenladen gehen, die Muff Potter-Platte und die Cardigans-Single kaufen! So würde ich das auf jeden Fall machen..."

Weitere Infos:
www.muffpotter.net
www.muff-potter.net
www.universal-rock.de/artist_start.php?artistID=72987
Interview: -David Bluhm-
Fotos: -Pressefreigaben-
Muff Potter
Aktueller Tonträger:
Von wegen
(Huck's Plattenkiste/Universal)
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