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GUS BLACK
 
Beim Zahnarzt
Gus Black
Als der kalifornische Songwriter Gus Black zuletzt bei uns zu Gast war, befand er sich in einem Zustand heiterer Gelassenheit. Scheinbar nichts konnte ihn aus der Ruhe bringen (auch nicht, dass seine Gitarre am Flughafen verloren gegangen war) und er schwärmte von einem ausgeglichenen Familienleben und von Plänen, eine CD mit Kinderliedern für seinen jungen Sohn aufnehmen zu wollen. Und dann legt er auf einmal eine Scheibe wie "Autumn Days" vor, die sich gegen den Vorgänger "Uncivilized Love" ausnimmt wie ein wilder, aber vitaler Bastard. Und von Kinderliedern keine Spur. Was ist los?
"Oh Mann, die Sache mit den Kinderliedern verspätet sich", gesteht Gus, "ich hatte noch nicht die Gelegenheit die CD fertigzustellen. Es ist bislang eine EP fertig. Ich werde die Sache aber weiter verfolgen." Auf "Autumn Days" befindet sich ein Hidden Track - die Cover-Version von "You Are My Sunshine". War die für die Kinder-CD bestimmt? "Ursprünglich ja", bestätigt Gus, "dann ist sie aber doch viel zu düster geraten, so dass ich sie lieber mit auf 'Autumn Days' nahm." Das ist ein gutes Stichwort, denn die ganze CD "Autumn Days" ist wesentlich düsterer - und rauher - als noch "Uncivilized Love". "Nun, der Herbst ist die Jahreszeit des Wechsels, der Farben, der beginnenden Dunkelheit", versucht Gus, die Sache zu erklären, "und ich durchlebte gerade eine düstere Zeit, als ich diese Scheibe aufnahm. Leider habe ich es nicht mit der Mutter meines Sohnes geschafft. Es begann bereits während 'Uncivilzed Love', aber es gelang uns, die Sache bis vor kurzem zusammenzuhalten. Ich schrieb die meisten der Songs während dieser Periode und sie spiegeln das wider, was ich durchlebte." Nun ist Gus einer jener Songwriter, deren Texte nicht klar ausbuchstabieren, was sie aussagen sollen. Das führt sehr schnell zu Fehlinterpretationen. Es scheint so zu sein, als singe Gus auf "Autumn Days" einerseits über eher bedrückende Szenarien, auf der anderen Seite aber auch über Hoffnungen, Wünsche, ja sogar Wunder - oder? "Nun, ich wollte trotz allem optimistisch bleiben was mein Leben betrifft", erklärt Gus, "auch wenn ich schwierige Zeiten durchlebte. Es ist wichtig immer nach dem Silberstreif am Horizont Ausschau zu halten. Das Leben ist schwer genug. Man muss immer auch dankbar dafür sein, dass man überhaupt am leben ist!" Das Interessante ist, dass man auf der neuen Scheibe auch Gus' Vorlieben - Rockmusik zum Beispiel - heraushören kann, oder? "Nun, was die Produktion anging, war der Gedanke, bei jedem Song möglichst ehrlich zu sein und nicht irgendetwas hinzuzufügen, um es aufzublasen. Die Gitarren und Stimmen habe ich zuerst aufgenommen. Alles, was dann noch hinzukam, war das, was der Song brauchte - und nicht irgendwelche Hirngespinste von mir. Weiter habe ich gar nicht darüber nachgedacht. Ich war also von nichts anderem beeinflusst, als von dem Mist, mit dem ich mich Tag für Tag beschäftigen musste. Und ich wollte die beste Scheibe machen, die ich konnte." Betraf das auch die Instrumentierung? Zum Beispiel verwendet Gus statt Synthesizern ein Mellotron oder E-Pianos etc. "Ja, ich wollte interessante organische Instrumente verwenden", bestätigt er, "ich wollte nämlich eine zeitlose Sache machen. Das hoffte ich jedenfalls. Sobald man moderne Sounds oder Instrumente verwendet, kann man das Ganze zeitlich festmachen." In dem Moment klingelt ein Handy. "Das ist ein gutes Beispiel", lacht Gus, "wenn du diesen Klingelton hörst, dann weißt du, dass der von 2005 stammt. So etwas wollte ich vermeiden."
Wie ging denn Produktionsprozess vonstatten und warum hat Gus erst jetzt damit angefangen? "Weil ich mir früher selber nicht getraut habe", schmunzelt er, "nun bin ich sicherer geworden. Ich bin zwar kein Tontechniker wie andere, aber ich wollte irgendwie den Sound und die Energie einfangen. Das war es eigentlich schon. Es ging also darum, den Moment und die Vibes dieses Momentes festzuhalten." Das hört sich sicherlich einfacher an, als es ist. Kommen wir nun aber mal zu den Texten. Wie gesagt, sind diese nicht unbedingt selbsterklärend. Das interessante an Gus' Texten ist, dass man als Zuhörer aber zumindest glaubt, ihn verstehen zu können - auch wenn man manchmal daneben liegt. Das ist ja gewissermaßen das, was viele Songwriter zu erreichen versuchen. Ein Beispiel ist der Song "Weekend Soldier". Dort singt Gus augenscheinlich tatsächlich über jene Leute der Reserve, die am Wochenende Soldat spielen. Oder ist das ironisch zu verstehen? "Nun, 'Weekend Soldier' hat für mich zwei Bedeutungen", meint Gus, "die erste Sache ist die, dass ich ja immer vorgehabt hatte, ein Vollzeit-Vater zu sein. Nun bin ich aber doch unglücklicherweise so etwas wie ein Wochenend-Vater geworden. Und dann gibt es bei uns in den USA tatsächlich diese Soldaten, die sich für's Wochenende verpflichten. Die finden sich jetzt plötzlich in einem lächerlichen, illegalen Krieg wieder, den sie nicht gewollt haben. Das sind die beiden Dinge, in dem es in dem Song geht." Und ist "Rollercoaster" (Achterbahn) auch so eine Metapher für das Leben? "Nein, das ist für mich ein positiver Song, der mir hilft, mit dem Ableben meiner Mutter fertig zu werden. Es war nur so, dass der Tag, an dem sie starb, der verrückteste Tag in meinem Leben war - wie auf einer Achterbahn eben. Wenn du in einem Krankenhaus den Tod deiner Mutter miterlebst, ist das schon ein einschneidendes Erlebnis." Hilft Technik und Erfahrung, wenn man solche Themen in Songs verpacken muss? "Ich denke schon", pflichtet Gus bei, "wenn man das einige Zeit macht, dann lernt man schon ein par Tricks. Einer davon war z.B. die Texte nicht aufzuschreiben bis die Songs ganz fertig waren. Dadurch habe ich mich selber nicht ausgebremst. Natürlich geht es auch darum ein Stück Kunst zu schaffen, wenn du eine CD aufnimmst - dann nimmst du dir künstlerische Freiheiten. Aber viele Momente auf dieser Scheibe sind sehr direkt und ehrlich. Und ich glaube, dass die Person, um die es geht, dies auch erkennen wird."
Gus Black
Das hört sich ja alles ziemlich komplex an. Was ist denn dabei schwierig für den Songwriter Gus Black. "Au Mann, alles ist schwierig, der ganze blöde Prozess", gesteht Gus, "er ist niemals schmerzfrei - besonders dann nicht, wenn du ein ganzes Album aufnehmen musst. Es ist fast wie Zähne ziehen, weil du nie weißt, was als nächstes kommt. Es ist aber andererseits auch eine Herausforderung, die dann irgendwo auch wieder Spaß macht. Aber ich kann dir eines sagen: Die größte Errungenschaft bei 'Autumn Days' war aus meiner Sicht, es fertig zu stellen! Unter anderem auch deswegen, weil ich es selbst produziert habe und nun niemand mehr habe, dem ich die Schuld geben könnte..." Wie geht es denn jetzt musikalisch weiter? Wenn Gus sagt, dass "Autumn Days" die Scheibe ist, die er immer schon hat machen wollen, kann er ja als nächstes vielleicht die machen, die er bisher noch nicht machen konnte? "Ja, das habe ich mir auch gedacht", stimmt er zu, "als nächstes möchte ich eine Scheibe mit Songs aufnehmen, die schnell entstehen. Das Ziel ist es, 12 Songs in 12 Tagen zu aufzunehmen. Es soll Spaß machen, aber ein wenig etwas anderes sein." Wird es denn jetzt, wo Gus die Beziehungs-Geschichte verarbeitet hat, wieder andere Themen geben - mehr politische Songs vielleicht? "Ich weiß noch nicht", zögert Gus, "ich schreibe über das, was ich weiß. Ich denke, die nächste Scheibe wird von diesem einen Mädel handeln, die noch gar nicht weiß, dass ich existiere - wenn du weißt, was ich meine. Es soll auf jedenfalls etwas sein, über das ich mit mehr Distanz singen kann..." Gus Black ist ab dem 14.10.05 präsentiert von Gaesteliste.de auf Tour durch Deutschland.
Weitere Infos:
www.gusmusic.com
Interview: -Ullrich Maurer-
Fotos: -Pressefreigaben-
Gus Black
Aktueller Tonträger:
Autumn Days
(India Media Group/Rough Trade)
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