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CELEBRATION
 
Feierabend
Celebration
Selten genug gibt es ja Bands, die sich die Mühe machen, nach einer eigenen musikalischen Sprache zu suchen. Celebration ist da gewiss die löbliche Ausnahme. Auf dem selbstbetitelten Debüt finden sich tatsächlich Klangbilder, die man so noch nie gehört hat. Getrieben von dem Bedürfnis, sich mittels komplexer Rhythmen auszudrücken, stürzen sich Katrina Ford und ihre beiden Mitstreiter Drummer David Bergander und Multiinstrumentalist Sean Antanaitis in ein musikalisches Abenteuer, an dessen Ende ein, zwar manchmal sperriges, aber letztlich einzigartiges Hörerlebnis steht. Wo andere sich vielleicht in Atmosphäre und Schönklang ergehen, gibt es bei Celebration rohe Energie, viel kanalisierte Wut im Bauch, eine Prise Provokation und vorwiegend von Drums und organischen Keyboards vorangetriebene Soundattacken, die gleichermaßen auf den Bauch wie die Beine zielen. Grund genug, sich mit dem Phänomen zu beschäftigen und zu hinterfragen, wie es dazu hatte kommen können.
"Wie es dazu hatte kommen können?", fragt Katrina zurück, "oh - das ist eine lange Geschichte. Beginnen wir mal mit der musikalischen Historie. Sean und ich haben auf der Highschool eine Band gegründet, die Jaxx hieß. Das war mehr so eine Punk-Sache. Da ging's nur um aggressive Ausdrucksformen. Er hat Gitarre gespielt und ich habe gesungen. Ich habe damals versucht, so maskulin wie möglich zu klingen, weil ich bloß dieses kleine junge Mädchen war. Und das war mir irgendwie unangenehm. Nachdem diese Band dann auseinander brach, haben wir das Projekt Lovelife gegründet. David, der jetzt mit uns spielt, war auch in der Band. Bei diesem Projekt ging es uns darum, so reduziert wie möglich zu agieren - aber düster und heavy. Es lag uns daran, es niemandem zu leicht zu machen. Was wir machten, war Spannungen zu erzeugen ohne diese aufzulösen. Das Ergebnis waren dann ziemlich Schwierigkeiten, das Songwriting betreffend. Mir wurde dann klar, dass das keine so gute Idee war. Also haben wir Celebration gegründet. Und hier geht es jetzt darum, uns so frei wie möglich auszudrücken - ohne uns selber irgendwelche Knüppel zwischen die Beine zu werfen." Wie entstehen denn die Texte zu den Songs - die sich teilweise anhören, als seien sie frei improvisiert und die z.T. einfach aus Slogans bestehen. "Nun, ich muss zugeben, dass die Musik das Wichtigste für mich ist", erklärt Katrina, "ich singe zunächst immer bloß Blödsinn, um eine Melodie zu finden. Das nehme ich dann auf und arbeite damit. Ich suche mir eine emotionale Idee oder ein Bild, das mir in den Sinn kommt und baue darauf auf, indem ich Wörter suche, die zur Melodie und zum Rhythmus passen. Ich muss aber zugeben, dass das zum Schluss passiert. Und dass sich die Texte so anhören, als seien sie improvisiert, liegt daran, dass ich nicht gut darin bin, Geschichten zu erzählen. Ich bin keine gute Texterin. Mir ist es wichtig, dass alles rauh und nackt klingt." Nun sind ja die Stücke von Celebration alle recht ungewöhnlich konstruiert. Wie Katrina ja schon erwähnte, gibt es keine Geschichte zu erzählen, das Haupt-Augenmerk liegt auf der Rhythmik und die Arrangements sind jenseits von Gut und Böse - auf jeden Fall aber jenseits aller Konventionen. Was ist denn ein guter Song für Katrina? "Ein gutes rhythmisches Gerüst", meint sie wie aus der Pistole geschossen, "Rhythmus ist wie ein Herzschlag für mich. Das ist es, was Musik menschlich macht - vielleicht sogar tierisch. Ich liebe Polyrhythmen aller Art." Und warum verwenden Celebration vergleichsweise komplexe Rhythmen - die ja eine gewisse Herausforderung für den Zuhörer darstellen? "Das macht die Sache interessant", meint Katrina, "normale Rock-Beats sind ziemlich langweilig. Dazu möchte ich meinen Hintern nicht bewegen. Dazu möchte ich nicht tanzen, das lässt mich nicht das Leben fühlen. Dafür braucht es schon ein wenig komplexere Rhythmen. Ich suche dann doch nach etwas Anderem wenn es darum geht, mich ausdrücken zu wollen."
Celebration
Dass Katrinas Stimme zuweilen so gar nicht feminin klingt, erklärt sie ja damit, dass sie ursprünglich dem Typus des schmächtigen blonden Mädchens etwas entgegen setzen wollte. Was ist denn für Katrina heutzutage selbst heute am Wichtigsten beim Singen? "Nun, da gibt es eine Menge Dinge", holt Katrina aus, "es gibt mehrere Arten sich als Künstler auszudrücken. Die erste ist der kreative Prozess. Das ist sehr wichtig beim Musizieren, weil du da ja mit deinen Band-Kollegen zusammen bist. Ich möchte am Liebsten die Situation erreichen, dass wir gegenseitig unsere Gedanken lesen können. Dann gibt es den Live-Aspekt. Mein Ziel dabei ist immer das Gefühl für das Ego und den Körper auszuschalten. Das heißt, dass das Bewusstsein beim Singen nebensächlich ist. Es geht um die Energie. Das funktioniert nicht immer, aber wenn es funktioniert, dann ist es wie eine Droge. Man wacht quasi am Ende der Show auf und fragt sich, was da gerade passiert ist." Was inspiriert denn das Songwriting bei Celebration? Es ist ja so, dass die Texte und die Musik ein ziemlich düsteres Bild vermitteln. "Nun, ich bin menschlich", meint Katrina, "und momentan ist die Welt ein ziemlich desolater Ort. Ich bin in dem Gedanken aufgewachsen, dass alles schön ist und jeder Mensch irgendwo gut ist. Ich denke, dass diese Einschätzung in den letzten zehn Jahren doch gründlich zerstört wurde. Nicht nur mich betreffend, sondern uns alle. Andererseits habe ich mir immer noch die Gedanken des kleinen Mädchens bewahrt, das ich mal war. Und dann sehe ich auch die schönen Sachen - und das inspiriert mich dann. Gleichzeitig fühle ich mich von anderen Kulturen und spirituellen Gedanken inspiriert. Ich interessiere mich dabei besonders für Dinge, die nicht westlich sind." Was ist denn dann die Funktion der Musik von Celebration? Gibt es ein Statement? "Nun, wenn es ein Statement gibt, dann sind es zumindest viele Statements, die man jeden Tag auch anders sehen und ausdrücken könnte. Wie eine Person etwa. Ich denke aber nicht so, weil ich meine, dass wir ja bloß Musik machen und uns irgendwie ausdrücken. Deswegen möchten wir auch die Grenzen zwischen uns und dem Publikum auflösen, wenn wir live spielen." Was ist für Katrina das Schönste, und was das Schwierigste am Musikantentum? "Nun, das Schönste ist es, live aufzutreten und etwas mit den anderen zusammen zu erschaffen. Das Schwierigste sind dabei definitiv die geschäftlichen Aspekte und auch den ganzen Tag im Bus zu sitzen, wenn man auf Tour ist. Weil du ja nur die eine Stunde am Abend hast, an der du dich ausdrücken kannst - alles andere ist dann nur der Weg dahin. Und der ist schwer."
Weitere Infos:
www.4ad.com/celebration/
www.myspace.com/celebrationcelebration
Interview: -Ullrich Maurer-
Fotos: -Samara Golden-
Celebration
Aktueller Tonträger:
Celebration
(4AD/Beggars Group/Indigo)
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