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PHOENIX
 
Alles neu macht der Mai
Phoenix
Die französische Band Phoenix macht mit dem neuen Album "It's Never Been Like That" wahrlich keine halben Sachen - und ihrem Namen alle Ehre. Wie das namensgebende Fabeltier sortiert sich die Band um Sänger Thomas Mars neu und erhebt sich - quasi aus der Asche ihres bisherigen Tuns - mit vollkommen umgekehrten Vorzeichen und präsentiert ein Werk, das ganz anders ist als die Vorgänger-Alben. Dieses waren ja bekanntermaßen leichtfüßige Gitarrenpop-Alben mit einer Prise Funk und Soul, die im Laufe der Jahre immer mehr Anhänger gefunden hatten. Nun enthält die neue Scheibe zwar auch noch leichtfüßigen Gitarrenpop - aber eigentlich ohne Funk und Soul - der, im Gegensatz zu den bisher im Studio ausgetüftelten Werken, ziemlich spontan live auf der Stelle ins Leben gerufen wurde - und zwar in Berlin, wie uns Gittarrero Christian Mazzalai berichtet.
"Nun, wir haben dieses Mal alles anders gemacht", erklärt Christian, "wir wollten jede Gewohnheit vermeiden, die wir uns vielleicht angeeignet hatten. Wir wollten uns auf keinen Fall selber reproduzieren. Das Beste war also, Frankreich für die Aufnahmen zu verlassen. Wir lieben Deutschland sowieso und haben deshalb unsere Lieblings-Stadt ausgesucht. Wir hatten eigentlich gar keine besonderen Beziehungen zu Berlin, sondern haben uns dort einfach ein paar Studios angeschaut und dann das am wenigsten professionelle ausgewählt." Wie bitte? "Ja, es war aber das coolste von allen", schränkt Christian ein, "wir suchten nach einem coolen Look, coolen Räumen und einer coolen Atmosphäre. Die richtige Technik war ja schon da, aber es war kein Studio für Musikaufnahmen. Professionelle Studios sehen meiner Meinung nach nämlich alle gleich aus - weißt du, mit den riesigen Mischpults, immer den gleichen Parkettböden und den goldenen Schallplatten an den Wänden - das fühlt sich immer zu geschäftlich an. Da hätten wir auch gleich zu Hause bleiben können. Das Studio, in dem wir aufnahmen, war vorher das Rundfunkstudio der DDR. Es war also eigentlich gar nicht für Musiker designt. Es war sehr ungewöhnlich und genau das, wonach wir gesucht hatten. Wir mögen es, mit neuen Dingen konfrontiert zu werden." Dazu gehört auch, dass die Texte des neuen Albums alle sehr persönlich geraten sind, oder? "Ja, das sind alles kleine Geschichten, die autobiographisch gefärbt sind", verrät Christian, "es sind eigentlich Geschichten über uns. Die Texte auf den ersten Alben waren schon sehr viel konstruierter. Die neuen Sachen sind da ziemlich deutlich und wörtlich zu nehmen - natürlich ein wenig poetisch verfremdet, aber nichtsdestotrotz spiegeln sie Phoenix im Jahr 2005 wider. Wir sind alle kleine Napoleons, wie jener aus dem Titel des ersten Stückes."
Ein Teil der Spontaneität, die die neuen Tracks vermitteln, kommt sicherlich auch durch den Vortrag zusammen. Sänger Thomas Mars scheint sich sein Gedankengut frei von der Leber wegzusingen - kommentiert mit kleinen Grunzlauten, Wiederholungen, Ausrufen - gerade so, als rede er mit jemandem oder erzähle einfach, was er gerade erlebt habe. "Nun, ich singe selber ja nicht", schränkt Christian ein, "aber ich kann doch soviel sagen, dass wir nämlich auf jeder Scheibe irgendeine neue stimmliche Charakteristik haben wollen - etwas, was wir vorher noch nie gemacht haben. Das mit den kleinen Geräuschen ist mir selber noch nicht aufgefallen, aber du hast recht: Das ist schon etwas Besonderes. Es ist auf jeden Fall eine natürliche Sache." Was ist denn so wichtig an einem neuen Gesangsstil auf jeder Scheibe? "Der Grundgedanke ist eigentlich der, dass wir uns mit jedem Album in für uns unbekannte Gefilde begeben möchten", verrät Christian, "je seltsamer, desto besser. Ich denke, das ist ganz menschlich. Wir sind neugierig und möchten die Seltsamkeiten dieser Welt entdecken. Wenn sich etwas verbirgt, dann möchten wir das erforschen und ergründen." Was gab es denn für ein musikalisches Konzept? Die neue Scheibe klingt nicht wie eine Live-Scheibe, aber doch sehr organisch. "So sollte es auch sein", meint Christian, "wir wollten ganz einfache Elemente wie Gitarre, Drums, Bass und möglichst wenig Keyboards. Jeder Part sollte dabei seine Berechtigung haben und die anderen nicht behindern - und alles sollte vom anderen abhängig sein. Es sollte so rein und einfach wie möglich sein. Deswegen haben wir möglichst auch die ersten Takes verwenden. Deswegen klingt alles auch so trocken. Wir haben absichtlich in einem Raum aufgenommen, der - in der Sprache der Akustiker - 'tot' klingt. Keine normale Band würde in so einem Raum aufnehmen, das hat uns auch wieder gereizt." Was ist denn daran so interessant? Ist das eine besondere Herausforderung oder macht es besonders viel Spaß? "Es geht dabei weniger um den Spaß, sondern darum, den besten Moment einfangen zu können. Das geht am Besten, wenn du dich nicht ablenken lässt. Das sind vielleicht immer nur zehn Minuten am Tag. Wenn es dir aber gelingt, das einzufangen, dann ist das das Größte. Um diese Momente geht es uns, das ist der Grund, warum wir Musik machen. Da kommt dann einfach alles zusammen: Das Licht ist phantastisch, musikalisch klappt alles, du fühlst dich gut, weil du Neues entdeckst - z.B. das fremde Land, in dem du dich aufhälst, so wie wir - die anderen sind gut drauf und du spürst, das das, was du willst, in greifbarer Nähe liegt."
Phoenix
Christian spricht hier natürlich auch von dem Aufnahmeort Berlin. Das Interessante ist hierbei, dass wenn ausländische Bands dort ihre Scheiben aufnehmen - Bowie, Iggy Pop oder zuletzt z.B. Madrugada - diese Scheiben eigentlich immer urban und düster klingen. So ganz anders als bei Phoenix. "Das liegt daran, dass wir so etwas gar nicht können", lacht Christian, "das ist ein Teil von uns. Selbst, wenn wir mal traurige Texte haben, können wir gar nicht anders, als ein paar warme, versöhnliche Akkorde dazu zu schreiben. Umgekehrt, wenn wir einen düsteren Song haben - was so gut wie nie vorkommt - dann schreiben wir ein paar heitere Textzeilen dazu. Wir würden niemals depressive Musik aufnehmen. Am schönsten ist es eigentlich, wenn du gar nicht sagen kannst, ob ein Song traurig oder fröhlich ist." Ist das auch der Grund, warum die neuen Songs alle sehr Rock-orientiert und lebendig ausgefallen sind? "Ja, wir haben unsere Velvet Underground-Scheiben hervorgekramt. Deswegen auch die ganzen Stakkato Riffs auf der neuen Scheibe. Und wir sind auch große Fans von der deutschen Band Neu! - weißt du, diesen Rhythmus eines fahrenden Zuges. So etwas mögen wir. Da gibt's eine Menge Bewegung in unseren Stücken." Gibt es für die Zukunft irgendwelche musikalischen Pläne für Phoenix? "Also ich hätte da einen Wunsch", zögert Christian, "ich würde gerne eine Pedal-Steel Gitarre einsetzen. Ich glaube nämlich, dass es ein wunderschönes Instrument ist, mit dem man viel mehr machen könnte als Country-Musik zu spielen. Ich denke, wir könnten damit phantastische und ungewöhnliche Sachen machen."
Weitere Infos:
www.wearephoenix.com
www.myspace.com/wearephoenix
Interview: -Ullrich Maurer-
Fotos: -Pressefreigaben-
Phoenix
Aktueller Tonträger:
It's Never Been Like That
(Virgin/EMI)
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