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DEATH CAB FOR CUTIE
 
Gutes Timing
Death Cab For Cutie
8300! 8300 ist die Kapazität des Greek Theater im kalifornischen Berkeley, in dem Death Cab For Cutie im August auftreten werden. Nicht einmal, sondern zweimal. Nicht als Support, nicht als Co-Headliner mit irgendeiner anderen populären Band, sondern als Hauptattraktion. Bevor es so weit ist, treten die Amerikaner beim Hurricane- und Southside-Festival sowie beim Rheinkultur in Bonn in unseren Breiten auf, in Holland dagegen spielen sie sogar noch einmal im Paradiso - die vermutlich letzte Chance, die Band im kleinen Rahmen zu erleben. Ist das wirklich noch die "kleine" Indierockband, über die wir vor rund drei Jahren zum ersten Mal berichteten, als sie nach drei nur in den USA veröffentlichten Alben mit "Transatlanticism" endlich den Sprung auch nach Europa geschafft und letztes Jahr mit "Plans" ein überzeugendes Majorlabeldebüt vorgelegt hatte? Ja, sie ist es.
Wie rasant die Entwicklung von Death Cab in den Staaten verläuft, kann man auch daran ablesen, dass selbst Drummer Jason McGerr bei unserem letzten Treffen vor drei Monaten noch in wesentlich kleineren Kategorien dachte, als er die Europatournee seiner Band im Februar mit den just absolvierten Frühjahrs-US-Daten in den Staaten gemeinsam mit Franz Ferdinand verglich: "Auf der letzten Tour [2004] haben wir vor knapp 250 Leuten in Berlin gespielt, diesmal waren es 1000, oder Stockholm - vorher 350, jetzt 1400 Leute. Es ist schon ein sehr großer Sprung im Vergleich zur Tour vor zwei Jahren. Aber in den USA ist er noch größer - auf der Frühjahrs-Tour mit Franz Ferdinand spielen wir 4000 bis 6000er Venues, aber selbst davor haben wir vor 2500 bis 4000 Leuten gespielt. Von daher ist Europa schon zwei, drei Stufen zurück. Aber es ist interessant zu sehen, dass in Europa von einer Tour zur nächsten schon ein gewaltiger Sprung entstanden ist, während es sich in den USA eher langsamer entwickelt hat. Wir versuchen immer noch herauszufinden, wie Europa reagiert, aber bislang läuft es einfach super für uns."

Dass Death Cab in der amerikanischen Heimat inzwischen die Erfolgsleiter viel schneller hinauffallen, ist für Jason dagegen kein Problem. "Ich denke, es ist schon sehr gut, dass es überall verschieden ist. Zum Beispiel spielen wir in Zürich in einem Laden, den keiner von uns vorher kannte, und die Bühne ist nicht viel größer als ein Ankleideraum - wir fragen uns schon, wie wir unser Zeug dort unterbringen können. Aber es ist toll, wenn man mal wieder Schulter an Schulter mit seinen Bandmates auf der Bühne steht, sich durch das Publikum drängeln und über Verstärker klettern muss, um auf die Bühne zu gelangen. Auch die Kommunikation innerhalb der Band ist auf so einer kleinen Bühne ganz anders - it's like punkrock, it's in your face! Du hörst jedes Detail, und es ist eine völlig andere Energie. Ich finde es aufregend, hier zu sein - es ist sowieso ein solch romantisches Land. Wenn du in den USA auf Tour bist, lernst du sehr schnell die Umgebung des Venues kennen, du kennt die Einkaufszentren, die Coffee-Shops, die Plattenläden - und wenn du beim nächsten Mal wieder dort spielst, ist alles, wie es vorher war. Dort gibt es dann nicht mehr viel zu entdecken. Im Gegensatz zu Europa - ich kann es kaum erwarten, einfach mal raus um die Ecke zu gehen. Wenn du auf Tour bist, kommst du meistens nicht vor 4 oder 5 Uhr morgens ins Bett, und es ist einfach toll, mitten in der Nacht in einer Stadt unterwegs zu sein, die man überhaupt nicht kennt. Prag war super."

Trotzdem: In den USA Amphitheater und Sportarenen zu beschallen, scheint doch eine recht große Herausforderung für das Quartett aus Seattle darzustellen. Schließlich sind Death Cab ja eigentlich eher dafür bekannt, einen Kontakt zu den Leuten über die Musik herzustellen und nicht über Show-Einlagen. "Ich liebe es, diese kleinen Clubs zu spielen, aber auf der anderen Seite finde ich die großen Hallen auch toll - diesen zusätzlichen (klanglichen) Raum, der dir zur Verfügung steht, kannst du entsprechend mit einer schönen Lightshow füllen, aber auch mit einer besseren Sound-Produktion", glaubt Jason. "Natürlich stehen wir dann fünf Meter von der ersten Reihe entfernt, aber dafür klingt es besser, und man kann mehr sehen. Ich habe auch schon Shows vor 15000 Leuten gesehen, wo dennoch eine sehr intime Atmosphäre vorgeherrscht hat. Auch was den Sound betrifft, kannst du mit den richtigen Tools einen kleinen Club simulieren, man kann Flüstern heraushören und eine unglaubliche Dynamik entstehen lassen. Wir kümmern uns immer darum, den bestmöglichen Sound zu haben. Wir würden niemals in einem großen Venue mit einer kleinen PA spielen, denn das würde weder uns noch die Fans zufrieden stellen. Wir legen auch sehr viel Wert auf die Lightshow - nicht, dass sie von der Musik ablenken soll, denn die Musik ist immer noch das Wichtigste, aber eine runde Mischung aus Sound und Licht ist uns schon sehr wichtig. Die Band hat Wünsche und viele Ideen, und meistens haben wir mehr Ideen als Möglichkeiten, sie umzusetzen. Deswegen haben wir einen großartigen Lighting-Director, der sich ununterbrochen Gedanken über die Show macht, ebenso unsere Sound-Techniker, die auch immer auf der Suche nach den perfekten Gerätschaften für uns sind. Jeder, der zu unserem engsten 'Familienkreis' gehört, denkt auf der gleichen Ebene, wir haben auch regelmäßige Meetings, bei denen wir über diese Ideen sprechen, und jedem liegt die Langlebigkeit der Band und alles, was damit zu tun hat, sehr am Herzen. Die Devotionalien, die Video-Projekte - die Band ist überall involviert. Wir könnten es auch gar nicht anders machen. Wenn zum Beispiel sich jemand auf dem Messageboard über die gestiegenen Ticket-Preise beklagt, dann nehmen wir es uns zu Herzen und versuchen, eine Lösung dafür zu finden - denn wir wollen nicht diesen Kontakt verlieren, den wir mit unseren Fans über die Jahre hinweg aufgebaut haben."

Die Lightshow ist allerdings nicht das einzige visuelle Highlight bei Death Cab dieser Tage, denn zu allen Songs des "Plans"-Albums gibt es inzwischen Videoclips, von denen die meisten eher als Kurzfilme beschrieben werden könnten. Zunächst nur als Download-Projekt für die Band-Website erdacht, erschien die sehenswerte Film-Sammlung, zumindest in den USA, inzwischen auch als DVD. Doch wie kam es überhaupt zu der Idee, alle Songs (und nicht etwa nur die Singles) filmisch umsetzen zu lassen? "Nick hatte der Marketing-Managerin von Atlantic beim Essen vorgeschlagen, ein Video-Projekt für jeden einzelnen Song des Albums zusammenzustellen, und sie war sofort einverstanden", erklärt Jason. "Es hat nur ein sehr begrenztes Budget gegeben, das wir an verschiedene Regisseure verteilt haben, und unsere Auflage war, dass wir im Grunde nichts mit den Videos zu tun haben wollten. Wir würden nicht persönlich darin vorkommen, wir würden nichts mit dem Schneide- und Editing-Prozess zu tun haben, wir wollten einfach nur die fertigen Videos sehen. Die Regisseure haben uns zwar vorher jeweils das grobe Konzept vorgestellt, aber bei der Umsetzung hatten sie alle die komplette künstlerische Freiheit. Es hat sich zu etwas Großem und Populärem entwickelt, wir haben zig Konzept-Einsendungen erhalten, und es war schon schwierig, sich alle anzusehen, aber meistens hat man sehr schnell gemerkt, wenn ein Konzept stimmig war und sehr gut zum Song passte. Und es eröffnet dir schon eine neue Welt, wenn du die visuelle Interpretation deines Songs siehst und nicht eine geschriebene, kritische Betrachtung."

Ein Geheimnis müssen wir zum Schluss noch versuchen zu ergründen. Nachdem Death Cab For Cutie bisher in bester Spinal Tap-Manier nach jedem Album einen neuen Trommler engagierten, ist Jason der erste, der auf zwei Platten am Schlagzeug saß. Hat er ein spezielles Erfolgsgeheimnis? "Einschüchterung!", erwidert er, ohne mit der Wimper zu zucken. "Ich bin einfach größer als die anderen! Wir kennen uns schon seit Ewigkeiten, und ich hatte zusammen mit Nick eine Band, drei Jahre bevor alles mit Death Cab begann. Sie haben mich damals auch gefragt, aber ich war zu der Zeit in einer anderen Band, auf einem anderen Label, und konnte nicht dort weggehen. Es war einfach nicht der richtige Zeitpunkt. Als es dann doch noch dazu kam, ging das auch ohne großes Vorspielen, denn ich kannte die Band, und ich kannte das Material."

Es scheint so, als sei Jason genau im richtigen Moment eingestiegen. Den unangenehmen Teil der Arbeit, die Band aufzubauen, in jeder Kaschemme zu spielen, selbst die Instrumente reinschleppen zu müssen und bei Freunden auf dem Fußboden zu nächtigen, hat er sich schenken können! "Das habe ich natürlich auch gemacht, aber die Jungs haben da mehr hinter sich. Die sind wirklich mit einem Van ohne Bremsen herumgefahren, der jeden Moment auseinander fallen konnte. Ich habe eine Kleinbus-Tour mitgemacht, danach sind wir dann in den Tour-Bus umgestiegen. Das nennt man wohl gutes Timing!"

Weitere Infos:
www.deathcabforcutie.com
Interview: -Carsten Wohlfeld & David Bluhm-
Foto: -Pressefreigabe-
Death Cab For Cutie
Aktueller Tonträger:
Directions DVD
(Atlantic Records/WEA)
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