Jimmy: Die Sache mit den kurzen oder gar keinen Pausen zwischen den Stücken war pure Absicht. Wir wollten einfach kein 45-Minuten-Album machen, das durch diese Pausen zerstückelt wird. Wir wollten ein Album, bei dem ein Song den nächsten jagt, und das haben wir ja nun mit "Attention Please" erreicht. Rein textlich gesehen verfolge ich auch keinem bestimmten Thema - das finde ich eher langweilig, wenn das ganze Album nur von einem Thema handelt. Wenn ich einen Text schreibe, dann handelt er meistens von Situation, die ich kurz zuvor erlebt habe, und da mich ich nicht nur in Situationen befinde, die mich stimmungsmäßig runterziehen, sondern auch einfach mal über das sehr tolle Mädchen von vor zwei Tagen zurückdenke, dann ist es klar, daß ich sowohl eine traurige als auch eine lustige Geschichte erzählen kann.
Scott: Das ist für uns das schöne an der Musik: Die Kreativität wird immer dasein. Als wir heute den Kölner Dom besucht hatten, ist uns erstmal klargeworden, daß für solch ein unglaubliches Bauwerk heutzutage einfach die Zeit und die Kreativität fehlt - wohingegen es in der Musik immer Zeit gibt, etwas neues zu kreieren und die Kreativität zu entfalten.
Rein aufnahmetechnisch gibt's auf dem ersten hierzulande erhätlichen Album "Attention Please" wenig Schnickschnack, hier gibt's direkt was auf die Ohren, das ganze hört sich fast wie ein Live-Mitschnitt an...
Jimmy: Ich denke, man kann die verschiedenen Alben (Caroline's Spine hat sich 1994 gegründet, seitdem 3 selbstfinanzierte Alben veröffentlicht, bevor man 1997 auf Hollywood Records in den Staaten eine Art Compilation CD namens "Monsoon" der vorherigen Alben rausbrachte.) als eine Art Zustandsbetrachtung der Band bezeichnen. Jedes Album zeigt einen bestimmten Zustand, einen gewissen Zeitpunkt der Band-Entwicklung dar. Eins haben die Platten gemeinsam: Sie klingen alle wie Live-Alben. Caroline's Spine ist einfach eine Live-Band, weswegen wir auch jährlich ca. 250 Konzerte geben. Ein Konzert zu geben, das ist das Größte für uns, das ist unsere Party, das ist unser Leben. Daher kann ich auch Bands nicht verstehen, die während des Konzerts nur ihre Schuhe betrachten, und abschließend auch noch das Publikum beleidigen. Es macht doch riesigen Spaß, da auf der Bühne zu stehen und Deine Lieder darzubieten. Letztens in Hamburg haben wir eine 25-minütige Zugabe gespielt - das war großartig! Wir dachten nicht im Traum daran, daß so viele Leute auftauchen würden, aber der Club war voll! Wir lieben Deutschland! Edel Records, unsere Plattenfirma hier, dort sind alle so jung und dynamisch, auch die ganzen Leute, die wir in den letzten Tagen getroffen haben, alle sind jung, interessieren sich für so viele Dinge - sowas haben wir noch nie erlebt. Deutschland hat in einigen Dingen den Staaten viel voraus, in anderen wiederum nicht. Diese Generation scheint viel Respekt zu haben.
Wie sieht's denn mit dem Respekt von Caroline's Spine gegenüber anderen Bands aus, z.B. gegenüber Kiss oder Aerosmith, mit denen sie schon in den Staaten gespielt haben?!?
Scott: Kiss, Aerosmith, Nick DiDia (Mixer, u.a. auch für Pearl Jam, Stone Temple Pilots), Roy Thomas Baker (Produzent, u.a. Queen, Ozzy Osbourne, Cheap Trick), das sind unsere Helden, und mit diesen Leuten zusammen zu arbeiten bzw. zu spielen, das war eine unglaubliche Erfahrung für uns. Unser Drummer Jason ist z.B. ein absoluter Kiss-Fan - man kann ihn auch schonmal mit Perücke und Tennisschläger bewaffnet auf einem Billard-Tisch ein imaginäres Kiss-Konzert geben sehen!