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CURSIVE
 
Dissonanz und Melodiösität in Perfektion
Cursive
Kleinstadtleben und exaltierter Indierock – zwei Dinge, mit denen sich Cursive bestens auskennen. Zuerst halfen sie zusammen mit Bright Eyes und Co., dass Omaha, Nebraska, einen festen Platz auf der Landkarte aller Musikliebhaber bekam, und dann sprengten sie mit ihrem kunstvollen, intensiven und oft genreüberschreitenden Sound die Grenzen zwischen Collegerock, Punk, Wave und Artrock. Ihr neues Album "Happy Hollow" ist nun - nach dem hochgelobten Vorgänger "The Ugly Organ" von 2003 - so etwas wie ihr (vorläufiges) Meisterwerk. Textlich nehmen Tim Kasher, Ted Stevens, Matt Maginn und Clint Schnase zerbrochene Träume, die Verlogenheit der Kleinstadtidylle und religiösen Wahn unter die Lupe und vollführen dazu den gewohnten Spagat zwischen Dissonanz und Melodiösität, der hier besser als je zuvor gelingt: Sänger Tim jammert, fleht und schreit wie ein Besessener, die sägenden Gitarren duellieren sich unbarmherzig, die Bläser, die den Ausstieg von Cellistin Gretta Cohn kompensieren, jubilieren am Rande des Wahnsinns. Ruhepausen gibt es nur wenige, aber das ist schon in Ordnung, denn Cursive fordern genauso, wie sie begeistern. Am letzten Abend ihrer jüngsten Deutschlandtournee trafen wir Bassist Matt in Bochum.
GL.de: Als Anfang des Jahres bekannt wurde, dass ihr das auf bisherigen Platten so prägnante Cello durch Bläser ersetzen würdet, sah das auf dem Papier nach einem großen Einschnitt aus. Seid ihr euch sicher gewesen, dass es funktionieren würde?

Matt: Nein, sicher sind wir uns nicht gewesen. Die Songs wurden ohne die Bläser im Hinterkopf geschrieben. Die kamen erst später dazu. Trotzdem war das ja nicht völliges Neuland für uns. Gegen Ende der "The Ugly Organ"-Aufnahmen hatten wir ja auch schon angefangen, einigen Stücken Bläser hinzuzufügen. Allerdings waren wir davon überzeugt, dass wir nach fünf Platten an dem Punkt angekommen sind, an dem unsere Songs immer noch nach Cursive klingen, egal, welche Art von zusätzlicher Instrumentierung wir uns einfallen lassen.

GL.de: Ist das nur ein Segen, oder kann es auch ein Fluch sein?

Matt (lacht): Ich denke, es ist ein Segen, weil es uns alle möglichen Freiheiten gibt. Wir können klingen, wie wir wollen, ohne dabei unsere Identität zu verlieren. Das ist etwas sehr Gutes.

GL.de: Gab es für die Bläsersätze eigentlich eine bestimmte Inspiration?

Matt: Tim hatte dabei die Band Love im Sinn. Allerdings muss ich gestehen, dass ich mich mit der Band nicht gut genug auskenne, um die Zusammenhänge an dieser Stelle zu erläutern (lacht)!

GL.de: Heißt das, die Vertrauensbasis in der Band ist so groß, dass es gar nicht nötig ist, dass du dich damit beschäftigst, weil du weißt, Tim wird schon das Richtige tun?

Matt: Absolut! Tim und Ted sind ja die beiden Hauptsongwriter, und wir haben kein Problem damit, sie beim Songwriting alleine zu lassen und nachher lediglich unsere eigenen Parts zu den Songs auszuarbeiten. Was die Lyrics angeht, haben Tim und Ted auch die Ansichten der anderen im Kopf, wenn sie einen Text schreiben. Allerdings geben diejenigen, die den Text nicht schreiben, dem Autor auch ziemlich viel Spielraum: Es ist sein Text, also sollte er auch sagen können, was er will! Das gibt auf dem Gebiet eine gute Balance.

GL.de: Wie hat sich denn auf diese Balance ausgewirkt, dass ihr momentan zu acht auf der Bühne steht, mit drei zusätzlichen Bläsern und einer weiteren Keyboarderin und Cellistin?

Matt: Anfangs waren wir schon etwas nervös, weil wir noch nie mit Musikern von außerhalb zusammengearbeitet haben. Die Leute, die uns jetzt begleiten, sind aber so professionell, dass sie ihre Parts schon draufhatten, bevor wir zum ersten Mal gemeinsam geprobt haben. Das war alles ganz einfach. Fast schon zu einfach (lacht)! Drei der Musiker, die uns jetzt auf Tour begleiten, sind Freunde von Nate Walcott, der uns die Bläsersätze für die Platte geschrieben hat. Obwohl wir die Leute zuvor nicht kannten, gibt es also dennoch eine gewisse Verbindung.

GL.de: Wie wirken sich die zusätzlichen Musiker auf die alten Songs aus?

Matt: Das ist unterschiedlich. Einige der alten Sachen spielen wir so wie immer, nur zu viert. Weil die Bläser aber so ein großer Gewinn sind, setzen wir sie nun auch bei einigen alten Songs von "The Ugly Organ" wie "The Recluse" oder "Butcher The Song" ein.

GL.de: Letzte Frage: Wo sehen sich eigentlich Cursive in einer Welt, in der Conor Oberst weltweit zum Coverstar avanciert ist und eine Band wie Death Cab For Cutie über 10 000 Tickets in x-beliebigen Städten in Kalifornien verkaufen kann?

Matt: Wir sehen uns immer noch als kleinen Fisch, aber genau das mögen wir!

Weitere Infos:
www.cursivearmy.com
www.myspace.com/cursive
Interview: -Carsten Wohlfeld-
Foto: -Pressefreigabe-
Cursive
Aktueller Tonträger:
Happy Hollow
(Saddle Creek/Indigo)
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