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JOSEPH ARTHUR
 
Wir quetschen das innere Kind von Joseph Arthur
Joseph Arthur
Da steht er nun im Zimmer der gute Joseph Arthur, nicht ganz wach, nicht ganz sicher wo er ist, und irgendwie auch nicht ganz sicher, wer er ist. Arthur ist einer jener Menschen, die nicht so recht begreifen, was man als Journalist eigentlich von Ihnen will. Da ist doch die Musik, ist das denn nicht Zweck, Sinn und Erklärung genug?
Nun ja, wer gegen den Strom gebürstete Low-Fi Attitüde mit rätselhaften Inhalten und ebensolchem Artwork auf dem Peter Gabriel Label "Real World" verzapft, dabei mit so unterschiedlichen Leuten wie T-Bone Burnett und Joan Osborne kollaboriert, der wird doch was zu erzählen haben? Oder? Nicht wirklich: Joseph Arthur ist ein Mensch, der ist, wie er ist und das auch nicht weiter ausführen kann oder will. "Von "Real World" hatte ich nie etwas gehört", versucht er sich im Erklären, "ein Freund gab ein Tape von mir einem Freund, dieser das dann einem anderen usw. bis es schließlich Peter Gabriel erhielt. Und der meinte dann, daß wir was machen sollten. So war das. Seither bekomme ich irgendwie Geld von Real World und hoffe, daß das so weitergeht." Arthur ist dabei durchaus ein Arbeitstier.

Soeben legte er als Zwischenstation zum nächsten Album die EP "Vacancy" vor, die mit 30 Minuten Spiellänge durchaus beeindruckend geraten ist. "Ich schreibe ständig Songs", verrät er, "wenn mal etwas nicht klappt, versuche ich gar nicht erst, es zu verbessern, sondern mache statt dessen etwas Neues." Der Output ähnelt in Struktur und Anspruch in etwa dem von Elliot Smith, der ja auf ähnliche Art arbeitet, und den Arthur auch selber mag. Das ist sehr effektiv. Arthur spielt hierbei die meisten Instrumente selbst, begleitet von ein paar Freunden (Carla Azar, Heather Nova's Nadia Langman, oder eben Joan Osborne) und experimentiert mit allem möglichen herum, um seine Sachen möglichst interessant zu machen. Elektronik gibt's dabei aber eher weniger: "Das ist aber alles Handarbeit - auch die Loops", beschreibt er die Sache, "und das Ergebnis entsteht quasi im Arbeitsprozeß, ohne Plan." Deshalb hört sich die Scheibe, obwohl sie von T-Bone Burnett produziert wurde, auch recht eigenwillig an. Bei Live Shows wird der extreme Charakter der Songs zuweilen noch verstärkt, weil Arthur sich beim Spielen selber sampelt und doubelt. Das Einzige, was an dieser EP geplant war, war, sie weniger produziert klingen zu lassen, als sein Debut-Album. Dazu passen die assoziativen, schwer entzifferbaren Texte. "Ja, ich lasse alles aus mir herausfließen. Ich war z.B. immer schon ein Freund von William Burrough's Stil", meint der belesene Mann, "das gibt mir mehr Möglichkeiten." Die Frage stellt sich, wie bei einer solch introvertierten und selbstbezogenen Arbeitsweise das Publikum einbezogen wird. "Eine interessante Frage", gibt Arthur zu, "aber muß es das denn? Wenn ich aber drüber nachdenke, weiß ich, was mir gefällt, wenn ich Rockmusik anhöre und ich möchte, daß ich so was auch dem Publikum gegenüber vermitteln kann."

Joseph Arthur ist jemand, der sich von seiner Kunst lenken läßt, und dem Ergebnis z.T. selbst staunend gegenüber steht. Das gilt für die Musik, die Texte, für das Artwork und sogar für den Titel der EP "Vacancy", dessen interpretationsmöglichkeitenreiche Entstehung er nur mittels Mutmaßungen kommentieren, keineswegs aber erklären kann. Insofern ist die Musik Joseph Arthurs zwar schwer zu greifen, jedoch auch immer ein kleines bißchen lebendiger und überraschender als die von ähnlich orientierten Zeitgenossen, die sich "besser im Griff" haben. Wollen wir hoffen, daß dieses zarte Pflänzlein nicht im rauhen Rockbusiness untergepflügt wird.
Interview: -Ullrich Maurer-
Foto: -Pressefreigaben-

Aktueller Tonträger:
Vacancy

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