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WHITE LIES
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"Joy Division hören wir kaum"
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Zugegeben, am Auftritt der White Lies letzten Sommer beim Haldern Pop ließen wir an dieser Stelle kein gutes Haar. In England erfreut sich der düstere Alternative-Rock von Harry McVeigh, Charles Cave und Jack Brown allerdings inzwischen allergrößter Beliebtheit: Das von Max Dingle und Ed Buller produzierte Debütalbum "To Lose My Life" schoss gleich von 0 auf 1 in den Charts. Weil die Platte wesentlich besser und vielschichtiger ist, als es der verregnete Haldern-Auftritt vermuten ließ, baten wir Sänger Harry zum Gespräch.
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Gaesteliste.de: Wie fühlt man sich als Teil der White Lies zu Beginn des Jahres 2009?
Harry: Unser Start ins neue Jahr war fantastisch, kein Wunder, denn damit, dass sich unser erstes Album aus dem Stand auf Platz 1 der britischen Charts würde platzieren können, hatte wirklich niemand von uns gerechnet! Das war natürlich ein großartiger Moment für uns und unsere Musik, und wir sind sehr, sehr glücklich!
Gaesteliste.de: In den Reviews zu euren Alben tauchen die Namen von so ziemlich jeder bekannten Düster-Band der letzten 30 Jahre auf...
Harry: Ja, besonders viele Leute assoziieren uns mit 80er-Jahre-Musik, mit Joy Division oder Echo And The Bunnymen. Natürlich mögen wir Echo And The Bunnymen, "Ocean Rain" ist eines unserer Lieblingsalben, aber Joy Division hören wir ehrlich gesagt kaum. Damit will ich nicht ihren Status infrage stellen, aber für unsere Musik waren sie kein wichtiger Einfluss, und ich würde nicht sagen, dass wir wie sie klingen!
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Gaesteliste.de: Ihr sagt über eure Musik, dass es darin nichts Überflüssiges gäbe - passiert das auf natürliche Art, oder erreicht ihr diesen Punkt erst nach langer, harter Arbeit im Proberaum oder im Studio?
Harry: Das ist etwas, auf das wir von Anfang an sehr genau geachtet haben. Die ersten beiden Songs, die wir geschrieben haben - "Unfinished Business" und "Death" - haben den Weg vorgezeichnet, den wir als Band weiterverfolgt haben. Diese beiden Songs sind unser Fundament, und es war sehr einfach, von dort aus weiterzumachen. Dennoch war es wichtig, Produzenten zu haben, die es uns ermöglicht haben, den Zusammenhang zwischen diesen ersten beiden und unseren späteren Songs herzustellen, damit auch das Album sehr kohärent wirkt. Außerdem war es gut, einen objektiven Außenstehenden zu haben, der uns sagen konnte, was unnötig war und was nicht. Es passiert uns sehr oft, dass wir viel Zeit bei den Aufnahmen damit verbringen, bestimmte Elemente wieder aus den Songs zu entfernen. Auch dabei sind ein guter Produzent und ein guter Mix-Engineer eine große Hilfe.
Gaesteliste.de: Ungewöhnlich ist auch, dass Charles als Bassist die Texte schreibt und du als Sänger nur für die Musik zuständig bist. Wie schreibt ihr eure Songs?
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Harry: Meistens ist es so, dass Charles mit einigen Texten zu mir nach Hause kommt. Ich setze mich dann mit ihm hin und konzipiere die grundlegenden Melodielinien und Akkordfolgen, dann gehen wir in den Proberaum und formen die Songs mit Bass und Schlagzeug aus, und die Gitarre kommt dann erst im Aufnahmestudio hinzu. Das ist ein sehr langwieriger Prozess, der gut zwei Monate dauert, aber es macht viel Spaß zu sehen, wie mit der Zeit der Song entsteht. Wir freuen uns schon darauf, Ende 2009 oder Anfang 2010 wieder zu beginnen, neue Songs zu schreiben.
Gaesteliste.de: Seid ihr inzwischen ein so gutes Team, dass Charles instinktiv weiß, was er dich singen lassen kann, oder überarbeitest du seine Texte doch noch?
Harry: Charles' Texte benötigen nur sehr wenige Änderungen. Er ist ein ausgezeichneter Texter, und das allermeiste, was man in den Songs hört, ist das, was er ursprünglich zu Papier gebracht hat. Manchmal sind Änderungen natürlich unausweichlich, weil eine Zeile manchmal zu viele Worte hat oder sich einfach nicht gut singen lässt, aber es fällt uns stets sehr leicht, das auszubügeln.
Gaesteliste.de: Euren ersten Auftritt in Deutschland hattet ihr letztes Jahr beim Haldern Pop. Pünktlich zum Beginn eures Sets öffnete der Himmel seine Schleusen - irgendwie ein passendes Ambiente für eure Musik...
Harry (lachend): Ja! Trotz des Regens war es ein fantastischer Start für das, was hoffentlich auch in Deutschland eine große Karriere wird. Das war ein tolles Festival! Besonders gut hat uns gefallen, dass es ein vergleichsweise kleines Festival war und es nur zwei Bühnen gab, die dazu noch nah beieinander lagen. Deshalb herrschte eine geradezu intime Atmosphäre, die bei Festivals sonst oft fehlt. Wir hatten eine tolle Zeit dort. Das Gleiche gilt übrigens auch für unseren Abstecher nach Berlin im letzten Jahr, und wir hoffen, dass es auf unserer Tournee im März genauso sein wird.
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Weitere Infos:
www.myspace.com/whitelies
www.whitelies.com www.lastfm.de/music/White+Lies
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Interview: -Simon Mahler- Fotos: -Pressefreigaben-
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Aktueller Tonträger: To Lose My Life (Polydor/Universal)
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