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TEGAN AND SARA
 
Kein Einzelfall
Tegan And Sara
Nicht allzu viele Menschen können von sich behaupten, eine bessere Hälfte zu besitzen, die einem selbst so ähnlich ist, dass es der Außenwelt manchmal schwer fällt, mit einem nur flüchtigen Blick Unterschiede fest zu machen. In dieser Situation versucht man entweder sich mit allen Mitteln gegen das bestehende Einheitsbild zu wehren oder man geht den anderen Weg und erscheint als unzertrennlicher Doppelpack, der es darauf anlegt, als genau das wahrgenommen zu werden. Das kanadische Zwillingspaar Tegan And Sara hat für sich entschieden, keinen dieser genannten Lebenswege explizit zu verfolgen, sondern ihren jeweils eigenen Charakter auszuleben und dabei trotzdem das Dasein als Zwilling nicht zu leugnen. Jedoch kümmern sie sich, statt sich ständig mit dieser Frage zu beschäftigen, sowieso viel lieber um ihre gemeinsame Leidenschaft: Die Musik. Seit über einem Jahrzehnt stehen sie künstlerisch Seite an Seite zusammen, halten ihre stetig neuen Ideen in Songform auf unzähligen Alben fest und sind das beste Beispiel dafür, dass da es da so etwas wie ein Familien-Gen geben muss, das es ihnen ermöglicht, kreativ niemals zu ruhen und dabei auch noch erfolgreich zu sein. Das alles ist Anlass genug, dass wir uns bei einem Interview selbst ein Bild vom sympathischen Duo machen mussten und der erste Eindruck hat, wie immer, nicht getäuscht. Ganz nebenbei haben wir auch allerhand über das neue Abum "Sainthood" und noch viel mehr erfahren.
GL.de: Hallo! Nun ist schon wieder ein Jahr rum und es stellt sich die Frage, was habt ihr 2009 denn so alles von eurer persönlichen "To-Do-Liste" streichen können?

S: Oh, nur 2009 betrachtet oder insgesamt gesehen?

GL.de: Speziell 2009.

S: Weißt du was, ich freue mich darauf… (wird unterbrochen).

T: Warte mal, vielleicht sollten wir warten, bis es leiser wird (im Hintergrund surrt laut eine Kaffeemaschine und übertönt das Gespräch). Das passiert heute das erste Mal! Oder wir rücken näher zusammen, das könnte gehen.

S: Ich wollte eigentlich gar nichts sagen (lacht).

T: Ich habe das Gefühl, dass ich 2009 alle wichtigen Punkte auf meiner Liste durchstreichen konnte.

S: Ja, wir haben ein Album gemacht, die Bücher herausgebracht und wir sind auf Tour gegangen. Wir waren ganz gut ausgelastet, was die Arbeit anging. Ich bin schon aufgeregt, was 2010 so alles passieren wird!

GL.de: Habt ihr schon konkrete Pläne geschmiedet?

S: Wir wollen weiter mit dem neuen Album touren, noch viel berühmter werden... noch mehr touren. (Pause) Und ich denke, dass ich am Ende des Jahres ein Kind haben werde. Ein Baby. So ein kleines Ding, das du füttern musst (lacht).

T: Du willst ein Kind bekommen? Also du wirst es selbst gebären?

S: Nein, ich glaube nicht.

T: Also innerhalb dieses Jahres willst du eine Frau finden, sie wird schwanger und ihr bekommt ein Baby? Dann hast du also noch drei Monate Zeit, um jemanden zu finden und dann neun weitere Monate bis das Kind kommt.

S: Nein, das Kind kann auch später kommen. In einem Jahr kann wirklich viel passieren. Dein ganzes Leben kann sich innerhalb von nur einem Tag ändern... Da hast du es. Das ist mein Plan für 2010!

T: Dann werde ich ja Tante! Das wird ein großes Jahr.

GL.de: Ein ganz anderes Baby, nämlich euer neues Album "Sainthood", ist mittlerweile da. Ist es genau so geworden, wie ihr es euch vorgestellt habt oder gab es während des ganzen Prozesses irgendwelche überraschenden Wendungen?

T: "Sainthood" verlief so richtig nach einem genauen Plan. Wir haben immer bestimmte Pläne, was unsere Alben angeht, aber dieses Mal war alles wohl noch ein wenig ausgefeilter. Wir haben uns ganz bewusst mit Chris Walla und Howard Redekopp zusammen gesetzt, die die Platte mit produziert haben. Dann haben wir gemeinsam überlegt, wie das Album klingen und sich anfühlen soll und vor allem, wie wir es aufnehmen wollen. Es war also von vornherein alles durchdacht. Als wir dann am Ende das gemasterte Ergebnis in den Händen hielten, klang es absolut genau so, wie ich es mir vorgestellt hatte. Sogar noch besser, denn der Typ, der das Album gemixt hat, war großartig! Ich bin wirklich sehr zufrieden und denke, dass es ein guter, nächster Schritt für die Band geworden ist. Wir wollten ja nicht auf einmal etwas völlig Neues, wie zum Beispiel eine Verschmelzung von Latin und HipHop-Musik machen (lacht). Die Leute würden denken: "Was machen denn Tegan And Sara da auf einmal? Die klingen ja vollkommen anders!" Ich bin aber überzeugt, dass wir mit dieser Platte unseren eingeschlagenen Weg im Alternative Pop-Bereich in eine etwas andere Richtung gelenkt haben. Es ist irgendwo Indie, aber auch Rock und immer ein wenig verschieden. Wir haben unseren Sound gefunden und die neuen Stücke sind immer noch eine Version davon. Ich habe mir die Platte allerdings bereits einige Monate nicht mehr angehört.

Tegan And Sara
GL.de: Und wie sah es in der Vergangenheit aus - ist es euch da vielleicht einmal passiert, dass die Dinge nicht so gelaufen sind wie sie ihr euch vorgestellt habt?

T: In der Vergangenheit war es eher der Fall, dass wir keine wirklichen Pläne gemacht haben, was die Aufnahmen angeht. Von daher konnten wir nie sagen, ob das Resultat am Ende unseren Vorstellungen vor Beginn der Aufnahmen entsprochen hat. Trotzdem war es bisher immer so, dass wir letztendlich sehr glücklich mit allen unseren Alben waren, wenn sie fertig vor uns lagen.

S: Wir haben mit unseren letzten zwei Alben einen sehr systematischen Ansatz verfolgt. Bei "Sainthood" zum Beispiel war es so, dass wir schon vor den eigentlichen Aufnahmen die Reihenfolge der Songs festgelegt und diese dann auch genau nach diesem Muster aufgenommen haben. Bei vorherigen Alben ist es schon ab und zu passiert, dass die Dinge chaotischer abgelaufen sind, was die Notation oder auch mal die Aufnahmen der Gitarren angeht. Ich glaube dieses ganze sorglose und lässige Verhalten hatte wirklich etwas damit zu tun, dass wir noch jünger waren. Außerdem kosten Alben heutzutage auch viel mehr als damals und die Zeit an sich ist kostspieliger geworden. Du musst einfach viel präziser arbeiten. Meiner Meinung nach hört man das dem Ergebnis auch an, denn es klingt viel besser.

GL.de: Hat diese Präzision auch etwas damit zu tun, dass eure Songs so gut aufeinander abgestimmt sind, obwohl ihr sie nicht zwangsläufig zusammen schreibt?

S: Ja, so ist es. Wenn ich mir anfangs Songs von Tegan, wie zum Beispiel "Northshore" anhöre und sie dann mit meinen eigenen Sachen, wie dem Demo von "Red Belt" vergleiche, dann ist das absolut verrückt. Sobald wir aber ins Studio gehen, mit denselben Instrumenten arbeiten, dieselbe Akustik vorfinden und mit denselben Programmen hantieren, wirkt es auf einmal so, als ob diese zunächst zwei sehr unterschiedlich wirkenden Songs von ein und derselben Band stammen und es funktioniert.

GL.de: Überlegt ihr im Vorfeld trotzdem, welche Songs von euch eventuell zusammen funktionieren könnten oder probiert ihr einfach alles aus? Ihr habt sicherlich viel mehr Auswahl an Songs als das, was am Ende auf das Album kommt.

T: Ja, definitiv. Für dieses Album haben wir ungefähr 50 Songs zur Verfügung gehabt. Da ist es natürlich wichtig, dass wir abgesehen von der Auswahl für das Tracklisting auch eine Selektion von unseren Songs vornehmen, die überhaupt in Frage dafür kommen, zusammen auf dem Album zu erscheinen. Es geht dabei aber nicht allein darum, Lieder zu finden, die klanglich gesehen zusammen passen, sondern vielmehr um den Aspekt, welche Songs trotz ihres vielleicht unterschiedlichen Charakters zusammen funktionieren können. Wer hätte gedacht, dass "Northshore" und "Red Belt" zusammen passen, aber sie tun es trotzdem! Das ist schon etwas eigenartig. Dadurch, dass wir ähnliche Gesangsstimmen haben und mit derselben Band spielen, funktioniert es aber und wirkt zusammenhängend. Wenn wir die Songs auswählen, ist es für uns wichtig zu gucken, welche Kombinationen interessant sein könnten. Unsere Alben decken, obwohl sie kurz sind, doch eine breite Fläche an musikalischen Ideen ab und es gibt eine Vielzahl an unterschiedlichen Arten von Musik. "Alligator" beinhaltet zum Beispiel gar keine Gitarren und auf "Northshore" gibt es dafür gleich vier übereinander gelegte, lodernde Gitarren. In "Someday" und "Arrow" hingegen kommen Streicher und elektronische Einflüsse zur Geltung... und am Ende ergibt alles zusammen einen Sinn. Vielleicht nicht unbedingt für Außenstehende, obwohl ich hoffe, dass sie es verstehen, aber in allererster Linie ist es für uns beide interessant. Vor allem, wenn wir auf der Bühne stehen und alles ineinander fließt. Du spielst "Sentimental Tune" und dann auf einmal "Alligator"... "Hallo Alligator, ich berühre nicht mal eine Gitarre, wenn ich dich spiele". Die Songs sind einzeln gesehen wie kleine Häuser, die dann im Gesamtbild eine Stadt ergeben.

GL.de: Ihr seid vor den eigentlichen Aufnahmen für das Album nach New Orleans gefahren, um dort Songs zu schreiben. Keiner dieser Songs hat es jedoch auf "Sainthood" geschafft. Warum?

S: Es wäre viel cooler eine Geschichte zu erzählen, die besagt, dass wir Songs aus dieser Session in New Orleans auch tatsächlich für das Album genommen haben, aber so ist es nicht. Das ist wirklich ein echter Wermutstropfen. Im Hinblick auf "Sainthood" war die Zeit dort aber trotzdem wichtig für uns und muss erwähnt werden, wenn wir über das Album sprechen. Schon allein aus dem Grund, weil die Erfahrung des zusammen Schreibens und Spielens uns später weitergeholfen hat. Bei zwei der in dieser Zeit entstandenen Songs, nämlich "Sainthood" und "Tattoo", gab es Überlegungen sie auf das Album zu nehmen. Als wir dann in New Orleans waren und ich mir das bevorstehende Album so durch den Kopf habe gehen lassen, wurde aber klar, dass die Songs nicht ins Konzept passen würde. Chris Walla schwebte die Idee vor, "Sainthood" in einer der Live-Situation auf der Bühne entsprechenden Atmosphäre und mit einer ganzen Band aufzunehmen. Das hatten wir in den 13 Jahren vorher noch nie gemacht. Als wir also in New Orleans in einem Raum zusammen saßen, nur Tegan und ich, da wurde mir bewusst, dass ich mit jedem spielen könnte, wenn ich es mit ihr auch schaffe. Das war eine wichtige Erfahrung. Die Musik, die wir in New Orleans geschaffen haben, ist in ihrer Form noch sehr roh, aber ich mag sie wirklich gerne. Die meisten Songs sind nur halbfertig, weil wir eine Woche an ungefähr zehn Stücken gearbeitet haben, während ich mich sonst gerne mindestens eine Woche an nur einem Lied aufhalte. Wir haben aber diese Idee, dass wir die sechs oder sieben für uns besten Songs aus dieser Session zusammen in Form einer EP veröffentlichen werden. Es sind keine wirklichen Popsongs…

T: Sie sind eher düster angehaucht und knallen. Bang! (lacht)

S: Ja, Headbanger! Tegan spielt darauf Drums und es gibt viel Guitar-Picking, nicht so viel Rhythmus-Gitarren. Das gefällt mir sehr gut. Wir werden sehen, was mit den Songs passiert...

GL.de: Was hat euch denn nach New Orleans verschlagen? War das Absicht?

S: Ich wollte unbedingt dahin! Wir wollten auf keinen Fall in einer der Städte arbeiten, in denen wir selber wohnen. Also waren L.A. und Vancouver sowie New York und Montreal schon mal ausgeschlossen. Die Westküste schien uns nicht auch nicht geeignet, da habe ich vorgeschlagen, dass wir nach New Orleans gehen. Der erste Gedanke war eigentlich nach Europa zu gehen, vielleicht Spanien...

T: Und ich dachte mir: "Das ist viel zu teuer!"

S: Ja, Tegan war es auch zu weit weg.

T: Es wäre doch grauenhaft gewesen nach Spanien zu reisen, um dann eine Woche lang nur zu zweit in einem Raum eingeschlossen zu sein! (lacht) Sara hatte Spanien vorgeschlagen und war auch von Berlin als möglichen Ort sehr angetan, aber es ist doch so, dass wir sowieso nichts von den Städten gesehen hätten und damit waren die Ideen vom Tisch und wir sind nach New Orleans.

S: Mir hat New Orleans wirklich sehr gut gefallen. Es ist so eine tolle Stadt, die Intensität und Energie ausstrahlt. Außerdem arbeiten dort haufenweise talentierte Musiker und es gibt unheimlich viele Orte, wo auf aufnehmen kannst. Es ist auch ganz leicht, innerhalb der Stadt von einem einem Fleck zum anderen zu gelangen und die meisten Sachen dort sind ebenfalls billig.

GL.de: Ihr habt erwähnt, dass ihr meistens getrennt Songs schreibt. Diese performt ihr dann auch jeweils selbst. Gab es dennoch vielleicht schon einmal den Moment, dass euch die vorliegende Songidee für eure Schwester als Interpretin am Mikro passender erschien?

T: Ich habe noch nie einen Song geschrieben, von dem ich dachte, dass ihn Sara singen müsste. Es ist in der Vergangenheit höchstens vorgekommen, dass wir ein Lied geschrieben haben, das wir zwar bei der Aufnahme, aber nicht unbedingt live auf der Bühne singen wollten. Musik ist so persönlich, dass es mir schwer fällt, mir vorzustellen zum Beispiel etwas von Sara zu singen. So geht es mir auch mit Cover-Versionen im Allgemeinen. Ich würde liebend gerne eine Cover-Version singen, aber ich mache es dann doch nicht, weil es zum Beispiel etwas im Song gibt, wie eine bestimmte Zeile, mit der ich mich nicht identifizieren kann. Also lasse ich es immer. Ich muss eine sehr starke und persönliche Verbindung zu dem haben, was ich singe und ich kann mir nicht vorstellen, dass ich in der Lage wäre, Saras Musik zu interpretieren. Als wir mit 14 oder 15 Jahren anfingen Musik zu machen, kam es aber vor, dass wir Refrains oder Strophen der jeweils anderen gesungen haben, was auch in New Orleans der Fall war. Da hat Sara oftmals die Strophen gesungen und ich habe die Refrains übernommen, was irgendwie eigenartig war, weil wir so unterschiedliche Gesangsstile haben. Das ist so ziemlich die am weitestgehende Kollaboration, die wir gesanglich vollbracht haben. Ich kann mir vorstellen, dass dieser Aspekt gerade auf dem nächsten Album noch interessanter für uns werden könnte. Vielleicht sogar nicht nur Kollaborationen untereinander, sondern auch mit anderen... (Pause). Nein, der letzte Teil ist nicht wahr. (lacht)

GL.de: Mit der Veröffentlichung des "On In At"-Buches ermöglicht ihr euren Fans durch Tagebucheinträge, Fotos usw. einen sehr persönlichen Einblick in das, was ihr tut. Warum habt ihr euch gerade für das Medium Buch anstatt zum Beispiel einer Dokumentation auf DVD entschieden?

S: Wir haben mit dem Album "The Con" eine Dokumentation auf DVD herausgebracht, wobei uns die Idee dazu inspiriert hat, viele kleine Videos zu drehen. Um ehrlich zu sein, hatte ich es dann aber irgendwann satt und wollte das nicht mehr in Videoform machen. Die Vorstellung, bei den Aufnahmen zu "Sainthood" jedes Mal eine Kamera oder vielleicht gar ein ganzes Team dabei zu haben, schien uns nicht sonderlich attraktiv. Es ist schon allein genug, im Studio ständig präsent zu sein, wenn sowieso das Aufnahmeband andauernd läuft. Mit einer zusätzlichen Kamera hätten wir uns beide nicht mehr wohlgefühlt (schüttelt sich). Ich habe mir vor kurzem die "The Con"-Dokumentation angesehen, die auch viel Spaß gemacht hat, aber es wäre nicht gut gewesen, das zu wiederholen. Wir sind einfach gerade an einem ganz anderen Punkt angelangt. Bei "The Con" haben wir gerade durch das Filmen viel herumgesessen und nichts gemacht und es war schön, mit jemand anderem zu kommunizieren. Bei "Sainthood" hätte das nur gestört, weil es bei der Performance so viel gab, was vor sich ging und auf das wir uns konzentrieren mussten. Der Aspekt der Dokumentation, der seit Beginn der Band besteht, ist trotzdem noch vorhanden. Wir sammeln Videos und Fotos etc., um die Geschichte festzuhalten. Wir machen vielleicht auch mal so ein Museum auf, wie das hier! (Anmerk. d. Red.: Das Interview findet im Ramones Museum in Berlin statt.) Also jedenfalls hatte Tegan die Idee, ein Fotobuch zu machen und daraus sind über die Zeit von eineinhalb Jahren hinweg gleich drei Bücher entstanden. An diesen waren mehrere Fotografen beteiligt und es gibt auch kleine Essays. Es ist eine große Kollaboration von uns und vielen unserer Freunde. Es lief ungefähr so ab "Hast du eine besondere Begabung? Ok, dann mach mit!" (lacht) Unsere Freunde haben weitestgehend auch die Arbeit des Editierens und Lektorierens des Materials übernommen. Manche von ihnen sind Fotografen, Tegans Freundin zum Beispiel. Wir alle haben Fotos gemacht.

Tegan And Sara
T: Unser Drummer hat all die Interviews im zweiten Buch transkribiert. Der arme Kerl! (lacht)

S: Das ist wohl auch der Grund, warum er nicht mehr mit uns zusammen spielt... weil er uns 12 Stunden lang am Stück hat reden hören! (lacht)

T: Er hat seit den letzten zwei Alben nicht mehr musikalisch mit uns gearbeitet, aber er hat gesagt, dass er nach der Transkription von 12 Stunden an Interviews der Ansicht ist, dass wir uns wieder viel besser verstehen. (lacht)

S: Es hat schon sehr viel Spaß gemacht, das alles zusammen zu stellen und an den Büchern zu arbeiten. Zuerst hatte Tegan die Idee, dass wir uns einen Verleger suchen, der das alles in die Hand nimmt, aber dann haben wir am Ende doch selber am Steuer gesessen, natürlich mit der Hilfe unserer Freunde und unseres Managers. Wir haben uns von Anfang bis zum Ende um alles selber gekümmert, es auch mit unserem eigenen Geld finanziert und veröffentlicht. Das ist ein sehr schönes Gefühl. Wenn wir Alben machen, dann sind jedes Mal viel mehr unterschiedliche Instanzen involviert und du bist auf gewisse Weise mit allen verbunden. Mit den Büchern ist es etwas völlig anderes. Es fühlt sich fast so an, als ob du in der High School bist, etwas selbst hergestellt hast und dann damit herum rennst, um es an den Mann zu bringen.

GL.de: Eure Videos verlangen euch häufig schauspielerische Fähigkeiten ab. Im Internet kursiert auch ein Interview von euch, in dem ihr euch selbst gegenüber sitzt und befragt. Könnt ihr euch vorstellen mehr im Bereich Schauspiel tätig zu sein?

S: Oh, so nennt man das also, was wir machen - schauspielern! (lacht) Ich kann mir nicht wirklich vorstellen mehr in dieser Richtung zu machen.

T: Das Witzige ist, dass wir seit bestimmt zehn Jahren immer wieder angesprochen werden, ob wir nicht dieses oder jenes in unseren Videos oder Fernsehsendungen machen wollen, was in den schauspielerischen Bereich geht. Wir fragen aufgrund der Angebote dann oft "Sag mal, bittet ihr jeden Künstler das zu tun?" und meistens ist die Antwort "Nein". Sie kommen anscheinend nicht bei jedem auf solche Ideen. Vielleicht liegt es daran, dass Sara und ich eben Geschwister und zugleich Zwillinge sind und allein deswegen und aufgrund unserer Bühnenerfahrung mit der Musik schon Unterhaltungswert besitzen. Außerdem sind wir für die meisten Dinge dieser Art sehr offen und es ist auch schön, ab und zu statt einem regulären Interview etwas anderes auszuprobieren. Als wir in der Schule waren, hatten wir Schauspielunterricht und haben unsere eigenen Skripts geschrieben und aufgeführt. Das waren aber alles eher komische Sachen. Sara hat auch bei ein paar ernsten Spielen Regie geführt. Ich denke, es liegt auch ein bisschen daran, dass wir dazu veranlagt sind, lustige Dinge zu drehen. Ungefähr einmal im Jahr bekommen wir auch ein Filmangebot, das für gewöhnlich für eine Zwillingsrolle konzipiert ist. Sie suchen zum Beispiel siamesische Zwillinge, aber haben noch nie von Tegan And Sara gehört und denken, dass das funktionieren würde. Oh mein Gott! Ich würde nicht gerne professionell schauspielern. Ich kenne zwar eine Menge Schauspieler und Regisseure, aber das ganze Arbeitsumfeld scheint mir recht langweilig zu sein. Ich weiß jetzt, warum so viele Schauspieler auch Musiker sein wollen - unser Leben ist auch langweilig, aber immer noch besser, als den ganzen Tag am Set zu sitzen! Ich will nicht so gerne in eine andere Rolle schlüpfen, sondern viel lieber ich selbst bleiben. Wenn du Schauspieler in ihren Rollen siehst und sie dann hinterher persönlich triffst, dann gefallen sie mir als normale Personen immer noch am besten. Wir sind Realisten.

GL.de: Spielt euer Dasein als Zwilling eigentlich oft eine Rolle in eurem Leben oder wird diesem Aspekt hinsichtlich eures künstlerischen Schaffens keine besondere Bedeutung zugemessen?

T: Ich denke schon, dass ein gewisser Druck auf uns ausgeübt wird, der dahin geht, dass wir oft gefragt werden, ob wir uns nicht noch ähnlicher verhalten könnten. Es ist anscheinend so ein Phänomen ein Zwilling zu sein, dass manche Leute es gar nicht verstehen, wenn du nicht pausenlos die gleichen Dinge tun oder sogar die gleichen Klamotten tragen willst. Gestern hat uns ein Fotograf gefragt, ob wir nicht für eines der Bilder die Embryo-Haltung nachstellen könnten. So als ob wir beide zusammen im Mutterleib wären!

S: Danke, das habe ich schon einmal vor langer Zeit für siebeneinhalb Monate getan. Das reicht mir! (lacht)

T: Es ist manchmal wirklich skurril, was man so erlebt, nur weil man ein Zwilling ist. Ich glaube nicht, dass das jemals in Europa passieren würde, aber wir wurden schon ein paar Mal von amerikanischen Radiosendern gefragt, ob wir vielleicht auch eine inzestuöse Beziehung miteinander hätten. Wie bitte? Fragt man so etwas alle seine Gäste? Besonders zu Beginn unserer Karriere sind wir oft in so eine Schublade gesteckt worden, nur weil wir Zwillinge waren, was einfach nicht fair ist. Ja, wir sind Zwillinge und ja, wir sind lesbisch, was gibt es da für ein Problem? Man hat sogar gedacht, das wäre alles nur eine Masche von uns und unsere Plattenfirma hätte sich das ausgedacht. Es hat eine Weile gedauert, bis wir dieses Bild in der Öffentlichkeit losgeworden sind. Kennst du die Watson Twins?

GL.de: Ja, sicher.

T: Wir haben die beiden mal getroffen und sie sind ja auch eineiige Zwillinge, aber das kam selbst mir komisch vor! (lacht) Sie sind wirklich groß und sehen so gleich aus. Ich konnte sie zwar noch auseinander halten, aber sie haben sogar sehr ähnlich gesprochen. Ich hatte das Gefühl, sie wären eine größere Version von Sara und mir! Eine lustige, animierte Version. Das hat mir etwas Angst gemacht. Sie haben dann vorgeschlagen, dass wir doch mal zusammen auf Tour gehen könnten. Hmm, nein. Lieber nicht! Das würde vielleicht für Verwirrungen sorgen... Stell' dir vor, du siehst uns vier zusammen in einem Raum und wir reden alle gleichzeitig. Der Raum würde explodieren! Wir haben alle viel Humor und sind sehr kontaktfreudig. (lacht)

Weitere Infos:
www.teganandsara.com
de.wikipedia.org/wiki/Tegan_and_Sara
www.myspace.com/teganandsara
www.tegan-and-sara.de
Interview: -Annett Bonkowski-
Fotos: -Hella Wittenberg-
Tegan And Sara
Aktueller Tonträger:
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