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A-HA
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Schön war's
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Morten Harket betritt den Raum. Ein Hotelzimmer im feinen Hyatt-Hotel in der Hamburger Innenstadt. Und verdammt, der Kerl ist über 50 Jahre alt, sieht aber - und das muss man auch als Mann neidlos anerkennen - immer noch richtig gut aus. Oben offenes blaues Hemd, modische Jeans, Brille, auf jung geschnittene Haare. Er begrüßt einen mit einem festen Händedruck, setzt sich auf die Couch. Und guckt ernst. Es ist seine vermutlich letzte Interviewreise im Auftrag von A-ha. Denn die norwegische Pop-Legende löst sich Ende des Jahres auf. Vorab gibt es eine Best-Of-Platte, eine finale Tour und im Dezember die allerletzte Show in Norwegen.
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Morten Harket scheint weder glücklich noch traurig zu sein. Er wirkt ein wenig aufgesetzt cool und allwissend, aber doch irgendwie charmant. Niemals unsympathisch, niemals wirklich warmherzig. Irgendwas dazwischen. Es redet mit einer gewissen Distanz über die Trennung, über seine Songs, über einen großen Teil seines Lebens, mit dem der gute Mann mehr als zufrieden zu sein scheint. Doch gleichzeitig sagt er: "Ich werde nichts vermissen, wenn das Kapitel A-ha abgeschlossen ist. Natürlich erinnert man sich an viele tolle Dinge und denkt sicher ab und zu an die Vergangenheit und freut sich über das, was man erlebt hat. Aber vermissen? Nein. Denn was vermisst du, wenn du stirbst?" Es wirkt, als wären A-ha für ihn schon vorbei. Denn man hatte andere Reaktionen erwartet. Nostalgische Erzählungen vielleicht, einen schwärmenden Norweger, der sich über eine Band, über seine Band freut, die Geschichte geschrieben hat. Doch Morten Harket redet anders. Trocken, nüchtern. Während unsereins zum Beispiel mit den Liedern von A-ha Erinnerungen, Erlebnisse, Geschichten verbindet, sieht Harket die Sache überraschend distanziert. "Die Musik von A-ha ist meine Kunst, aber auch meine Arbeit und ich verbinde da sicher andere Dinge mit als jemand, für den ich sie gemacht habe. Wenn etwas fertig ist, beschäftige ich mich danach nicht mehr wirklich damit." Gleichzeitig aber ist natürlich auch er stolz und zufrieden. Er spricht von häufig von Kunst, von Identität. Und es gibt nichts, was er mit A-ha gerne mal gemacht hätte, aber nie getan hat. "Nein, eigentlich nicht. Wir haben so viel erlebt, wir haben so viele Highlights gehabt, dass ich wirklich nichts hervorheben möchte und mir auch nichts einfällt, was wir noch hätten machen sollen. Wir haben tolle Songs geschrieben und Alben veröffentlicht, wir sind sehr glücklich mit dem, was wir erreicht haben. Daher schaue ich jetzt nicht zurück und grüble, was hätte alles passieren können." Und wie schaut er in eine Zukunft ohne A-ha? Mit Vorfreude? Oder mit Angst?
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Morten Harket: Weder noch und eigentlich auch mit beidem. Denn ich weiß tatsächlich nicht, wie es sich anfühlen wird und das ist in erster Linie aufregend. Natürlich ist es auch irgendwie beängstigend, wenn man nicht weiß, was auf einen zukommt, aber gleichzeitig freue ich mich da auch drauf. Es ist sehr befreiend und es fühlt sich richtig an.
GL.de: Warum haben Sie die Trennung von A-ha verkündet und nicht einfach gesagt, die Band macht eine Pause?
Morten Harket: Weil sich ein Kreislauf schließt, es fühlt sich richtig an, jetzt komplett aufzuhören.
GL.de: Was haben Sie denn für 2011 geplant?
Morten Harket: Nichts. Ich weiß nicht, was passieren wird, und ich will es auch nicht wissen.
GL.de: Planen Sie ein weiteres Solo-Album?
Morten Harket: Nicht einmal das weiß ich.
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Wir wissen, dass es keine neue A-ha-Platte geben wird. Aber natürlich ein Abschiedsalbum. Nicht ganz unpassend heißt es "25" und enthält insgesamt 39 Lieder. Auf zwei CDs finden sich der ein oder andere Remix, natürlich all die großen Hits und legendären Nummern wie "Take On Me", "The Sun Always Shines On TV" oder "Manhattan Skyline", und mit "Butterfly, Butterfly (The Last Hurrah)" auch ein nagelneuer Song. Im Trailer zur Collection macht der sich zwischen all den anderen Nummern übrigens durchaus gut: "25" @ YouTube
Im Oktober werden A-ha sich dann von ihren deutschen Fans verabschieden und in München, Stuttgart, Nürnberg, Leipzig, Rostock, Braunschweig, Mannheim, Hamburg und Berlin auftreten. "Wir werden keine bombastischen Shows spielen", hält Morten Harket den Ball flach. "Aber wir werden uns schon etwas ausdenken. Man sollte es sich anschauen." Wer die Band schon mal live erleben durfte, weiß, dass es keine gewöhnlichen Konzerte werden. Denn das Trio hat sich zu einer herausragenden Live-Band entwickelt und schon oft bewiesen, dass auch eine Popshow, eine durchdachte Vorführung großartige Unterhaltung bieten und im wahrsten Sinne des Wortes ein lebendiges Erlebnis sein kann.
GL.de: Wie viel kann man auf der Bühne improvisieren und wie viel ist geplant?
Morten Harket: Die Basis des Songs steht natürlich. Das ist wie bei einer Geschichte, deren Inhalt stets der gleiche bleibt, die man aber immer wieder in Nuancen verändern kann. Wir fassen unsere Lieder also schon an, verändern sie ein wenig und bringen ihn ins Jetzt, gleichzeitig aber bleiben sie die gleichen Songs.
GL.de: Sind sie noch nervös?
Morten Harket: Warum sagen Sie noch? Es macht mir keine Angst, vor vielen Leuten aufzutreten und zu singen. Ich bin also nicht im klassischen Sinne nervös, weil ich weiß, dass ich es kann. Aber man macht sich natürlich Gedanken, ob sonst alles klappt. Aber in den letzten Jahren hat sich die Technik immer mehr verbessert, so dass immer weniger schief geht. Und zum Glück habe ich auch einen sehr guten Sound Engineer, der einen fantastischen Job macht. Es ist ein schwieriger Job. Vielleicht auch, weil ich ein manchmal schwieriger Mensch bin.
Dabei schaut er einen an und schmunzelt ein bisschen, lächelt. Es steht ihm ausgezeichnet. Machen Sie es gut, Mister Harket. Auf Wiedersehen, A-ha. War verdammt noch mal schön mit euch.
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Weitere Infos:
www.a-ha.com
www.myspace.com/aha de.wikipedia.org/wiki/A-ha
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Interview: -Mathias Frank- Foto: -Pressefreigabe-
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Aktueller Tonträger: 25 (Warner Music)
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