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ERDMÖBEL
 
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Erdmöbel
"Krokus" heißt das neue Album der Kölner Erdmöbel. Und mit frühlingshafter Frische gehen Markus Berges und Ekki Mas mit ihren Musikern und Gästen zu Werke. Obwohl Erdmöbel ja nicht erst seit gestern dabei sind, kommen die neuen Songs mit ansteckend unverbrauchter Frische daher - oder wie es Markus sagt: "Kompromissloser, direkter und aggressiver". Das heißt aber nicht, dass Erdmöbel plötzlich zu Punks geworden sind und ihre in langer Arbeit erworbenen musikalischen Fähigkeiten hintanstellen. Wer sich etwa die phantasievollen, verspielt mäandernden Arrangements etwas genauer anhört, der fühlt sich gleich an die großen Zeiten des Arrangier-Rocks erinnert - an Steely Dan etwa.
"'Steely Dan' wegen der Bassfigur von 'Ausstellung über das Glück'?" fragt Ekki Mas, "stimmt. Direkt geklaut von 'Rikky Don’t Lose That Number'. Ansonsten geht das Arrangieren weit weniger bewusst von statten. Die Devise war diesmal einfach, alles zuzulassen, was uns durch den Kopf schoss. Textlich und musikalisch. Auf die Gefahr hin, dass das komplette Werk für die Mehrheit unverständlich würde. Aber der Effekt war letztendlich, dass alles viel direkter geworden ist, womöglich sogar leichter zu verstehen." Da hat Ekki wohl recht - denn schwer zu verstehen sind Erdmöbel tatsächlich nicht - zumindest, was das Musikalische angeht. In der Info heißt es, dass Erdmöbel kurz überlegt hatten, eine Scheibe in einer Fantasiesprache zu dichten. Was wäre denn daran so reizend? Es scheint ja doch so, dass die Worte - mal abgesehen davon, dass sie in unüblichen Zusammenhängen gruppieren ja doch irgendwo einen Sinn machen (könnten). "Ach, das war nur eine Art lustiges Denkmodell - ausgehend davon, dass viele der Texte bei uns musikalisch wirken und nicht logisch. Natürlich ist für uns die Vorstellung gruselig, in Fantasiesprache singen zu müssen!" Was macht denn für Ekki Mas, als musikalisches Allroundtalent einen guten Song aus? Was muss ein guter Song haben, damit es einer ist? "Wenn ich am Ende nicht weiß, warum genau mir der Song so gut gefällt, dann muss er wohl außergewöhnlich sein", überlegt Ekki, "Gänsehaut lässt sich ja nicht willentlich hervorrufen. Überraschung spielt eine große Rolle beim Gutfinden. Die gibt es nur, wenn man glaubt etwas Neues, Unerhörtes zu erfahren. Das ist etwas, was wir wissen, seit es uns gibt. Wir experimentieren genau damit. Alles sehr irrational, sodass wir untereinander sehr wenig verbal über die Musik kommunizieren."
Musikalisch scheint ja bei Erdmöbel so ziemlich alles zu gehen. Wie behalten sie denn da selbst den Überblick? Wie wird das sortiert? Und wie einigt man sich auf das, was dann am Ende rauskommt? Würden Erdmöbel vor etwas zurückschrecken? "Nein", meint Ekki bestimmt, "grundsätzlich sind alle Regeln auch wieder zu brechen. Wir haben zwei Gitarrensoli in einem Stück! Ich dachte, ich würde nie wieder eins spielen. Diskutieren tun wir nicht. Missfallensbekundungen sind meist der Auslöser fürs Weiterarbeiten und Verbessern. Wenn keiner mehr meckert ist das Stück fertig. Zufälle sind wichtig, Leidenschaft und Disziplin..." Was inspiriert die Erdmöbel denn eigentlich musikalisch? "Große Künstler wie Dylan, die Beatles oder Joni Mitchell sind sicher Ausgangspunkte, aber unsere Arbeit speist sich schon lange nicht mehr direkt aus der Musik unserer Idole, sondern aus unserem Unterbewussten. Und da sind ja auch Volkslied und Schlager, Techno und Kirmes, Bach und Beethoven, Schubert und Wagner. Da ist auch Franz-Josef Degenhardt, die Specials und Marschmusik."
Erdmöbel
Es gibt ja immer wieder Musikanten, die auch Romane schreiben. So einen hat Markus Berges jetzt unter dem Titel "Ein langer Brief an September Nowak" auch geschrieben. Das ist auch einer der Gründe, warum es mit dem neuen Album vergleichsweise lange gedauert hat. Und deswegen gibt es auch einen Titel namens "September Nowak" auf dem Album. Was spiegelt sich da wo wider? Wo begegnen sich Musik und Worte? (Sven Regener sagte z.B., er wolle beides bewusst auseinanderhalten - aber der hat ja auch keinen Musiktitel mit Herrn Lehmann im Gepäck). "Ich denke viele Menschen träumen davon, die Gelegenheit zu bekommen, einen Roman zu schreiben", erklärt Ekki, "Markus hat sie wegen seiner Textarbeit bei Erdmöbel bekommen und war, weil er schlau und inspiriert ist, und weil er auch in der Lage war, was Nennenswertes abzuliefern. Er hat übrigens nicht wie viele nur einfach seine eigene Jugend nacherzählt." Zum Namen des Albums: Warum "Krokus"? (Mal abgesehen davon, dass es Krokusse im Titel neun gibt.) "Irgendwie wusste ich von vornherein, dass das Album so heißen würde. Markus hat sich eineinhalb Jahre dagegen gewehrt, weil er glaubte, einen noch genialeren Titel zu finden. Hier musste er scheitern. 'Krokus' ist nebenbei ein Wort, von dem man früher behauptet hätte, man könne es wegen des harten Klanges nicht singen. Das ist Quatsch. Es gibt ja auch keine Musik, zu der niemand tanzen kann." Was will uns das Artwork sagen? Dieses zeigt eine junge Dame beim Fotografieren. Die Dame fotografiert aber am Betrachter vorbei. "Fotos sind Abbilder der Realität, die weit mehr sagen können als nur das Abgebildete. Es gibt da unzählige Parallelen zu Songs und zur Musik." Ein Album wie "Krokus", bei dem zwar alles bis ins kleinste musikalisch ausbaldowert wurde - aber, wie Ekki sagt, ohne philosophischen Plan und mehr so intuitiv, wirkt ja auf befremdliche Art vollständiger und runder als so manches Konzeptalbum. Welche musikalischen Genüsse hätten die Erdmöbel denn noch auf Tasche? Gibt’s da noch entsprechende Träume oder Pläne? "Wir sind nicht so schnell", meint Ekki abschließend, "Im Augenblick denken wir nur an die nähere Zukunft: Veröffentlichung am 17.09.10 - zeitgleich mit Markus' Buch, Live-Konzerte bis Ende Oktober und Videos. Es gibt übrigens zu jedem Song ein Video. Schaut mal ab dem 17.09.10 bei erdmoebel.de vorbei." Das werden wir gerne tun!
Weitere Infos:
www.erdmoebel.de
www.myspace.com/erdmoebel
Interview: -Ullrich Maurer-
Fotos: -Pressefreigaben-
Erdmöbel
Aktueller Tonträger:
Krokus
(Content/edel)
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